Malcolm X, USA (teil 2 von 2)
Beschreibung: Die Geschichte, wie einer der berühmtesten afro-amerikanischen revolutionären Männer den wahren Islam entdeckt und wie dies das Problem des Rassismus löst.
- von Yusuf Siddiqui
- Veröffentlicht am 14 Dec 2009
- Zuletzt verändert am 14 Dec 2009
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Teil 2: Ein neuer Mann mit einer neuen Botschaft.
Das Einssein des Menschen unter dem Einen Gott
Es war während seiner Pilgerreise, wo er begann, einige Briefe an seine treuen Assistenten in der neugestalteten Muslimischen Moschee in Harlem zu schreiben. Er bat darum, dass seine Briefe vervielfältigt wurden und an die Presse verteilt würden:
“Niemals zuvor war ich Zeuge einer so aufrichtigen Gastfreundschaft und eines so überwältigenden Geistes wahrer Brüderlichkeit geworden, die von Menschen aller Hautfarben und Rassen hier in diesem alten Heiligen Land, dem Heim Abrahams, Muhammads und all der anderen Propheten der Heiligen Schriften, praktiziert werden. Die letzte Woche verbrachte ich ganz und gar sprachlos und verzaubert von der Dankbarkeit, die diese Menschen aller Farben um mich herum ausstrahlten...
Ihr werdet schockiert sein, diese Worte von mir zu hören. Aber auf dieser Pilgerreise hat mich das, was ich gesehen und erfahren habe, gezwungen, viele meiner früheren Denkmuster neu zu ordnen und einige meiner früheren Schlussfolgerungen über Bord zu werfen. Das war nicht allzu schwer für mich. Trotz meiner festen Überzeugungen bin ich immer ein Mann geblieben, der versucht, den Tatsachen ins Auge zu sehen und die Realität des Lebens als neue Erfahrung und neues Wissen zu akzeptierten und zu entfalten. Ich habe mir immer ein offenes Bewusstsein bewahrt, das für die Flexibilität notwendig ist, die mit einer jeglichen Form der intelligenten Suche nach der Wahrheit Hand in Hand gehen muss.
Während der letzten elf Tage hier in der muslimischen Welt habe ich mit muslimischen Brüdern, deren Augen das blaueste Blau, deren Haare das blondeste Blond und deren Haut das weißeste Weiß besaßen, von demselben Teller gegessen, aus demselben Glas getrunken und auf derselben Matte geschlafen, während wir zu demselben Gott beteten. Und in den Worten und Taten dieser weißen Muslime fühlte ich dieselbe Aufrichtigkeit, die ich unter den schwarzen afrikanischen Muslimen Nigerias, Sudans und Ghanas verspürte.
Wir waren wirklich alle gleich (wie Brüder) – denn ihr Glaube an einen Gott hat das Weiße aus ihrem Bewusstsein, das Weiße aus ihrem Verhalten und das Weiße aus ihrer Einstellung verbannt.
Daran konnte ich erkennen, dass vielleicht, wenn die weißen Amerikaner die Einheit Gottes akzeptieren könnten, dass sie dann vielleicht auch die Einheit der Menschheit wirklich akzeptieren könnten – und davon ablassen würden, andere anhand ihres "Farbunterschiedes" zu messen, zu behindern und zu schädigen.
Mit dem Rassismus, der Amerika wie ein unheilbares Krebsgeschwür plagt, sollte das sogenannte ´christliche´ weiße amerikanische Herz empfänglicher für eine bewiesene Lösung eines derart zerstörerischen Problems sein. Vielleicht könnte es für Amerika gerade noch rechtzeitig sein, um das Land vor einer drohenden Katastrophe zu bewahren – der Rassismus brachte Deutschland dieselbe Zerstörung und hat vielleicht die Deutschen selbst zerstört.
“Sie fragten mich, was mich am Hajj am meisten beeindruckt habe… ich antwortete: "Die Brüderlichkeit! Die Menschen aller Rassen, Hautfarben, aus der gesamten Welt kommen zusammen! Das hat mir die Macht des Einen Gottes bewiesen… Alle aßen zusammen, alle schliefen zusammen. Die gesamte Atmosphäre der Pilgerreise betonte das Einssein der Menschen unter Einem Gott."
Malcolm kehrte als El-Hajj Malik al-Shabazz von der Pilgerreise zurück. Er brannte von neuen spirituellen Einsichten. Für ihn hatte sich der Kampf von einem Kampf um Bürgerrechte eines Nationalisten zu einem Kampf um Menschenrechte eines Völker- und Menschenrechtlers ausgeweitet.
Nach der Pilgerreise
Weiße und andere Reporter waren begierig darauf, El-Hajj Maliks neuen Ansichten über sich selbst zu erfahren. Sie konnten kaum glauben, dass sich der Mann, der so viele Jahre gegen sie gepredigt hatte, plötzlich um 180 Grad gedreht haben und sie als Brüder bezeichnen könnte. Diesen Menschen hatte El-Hajj Malik folgendes zu sagen:
“Ihr fragt mich: ´Hast du nicht gesagt, dass du jetzt die hellhäutigen Männer als Brüder akzeptierst?´ Nun, meine Antwort ist, dass ich in der muslimischen Welt gesehen, gefühlt und nach Hause geschrieben habe, wie sich meine Denkweise ausgeweitet hat! Genau, wie ich beschrieben habe, teilte ich wahre, brüderliche Liebe mit vielen weißen Muslimen, die an meine Rasse oder Hautfarbe oder die eines anderen Muslim nie einen einzigen Gedanken verschwendet haben.
“Meine Pilgerreise hat meine Sichtweise erweitert. Sie hat mich mit einer neuen Einsicht gesegnet. In den zwei Wochen im Heiligen Land sah ich, was ich hier in Amerika in neununddreißig Jahren nicht gesehen hatte. Ich sah alle Rassen, alle Hautfarben, -- von blauäugigen Blonden bis hin zu schwarzhäutigen Afrikanern -- in wahrer Brüderlichkeit! Eine Einheit! Als Eins zusammenlebend! Keiner, der trennte, keine Liberalen; sie hätten gar nicht gewußt, wie man die Bedeutung dieser Worte interpretiert.
“In der Vergangenheit, ja, da habe ich radikale Anschuldigungen gegen alle weiße Menschen ausgesprochen. Ich möchte mich solcher Dinge nie wieder schuldig machen – denn ich weiß jetzt, dass einige weiße Menschen wirklich aufrecht sind, dass einige weiße Menschen wirklich fähig sind, brüderlich gegenüber dem schwarzen Mann zu sein. Der wahre Islam hat mir gezeigt, dass eine bloße Anschuldigung aller weißen Menschen genauso verkehrt ist, wie wenn die Weißen bloße Anschuldigungen gegen Schwarze hervorbringen.”
Zu den Schwarzen, die ihn vermehrt als Führer betrachteten, predigte El-Hajj Malik eine neue Botschaft, geradezu das Gegenteil von dem, was er als Prediger in der Nation des Islam gesagt hatte:
“Der wahre Islam hat mich gelehrt, dass alle religiösen, politischen, wirtschaftlichen, psychologischen und alle rassenmäßigen Inhaltsstoffe oder Eigenheiten dazugehören, um die Familie und die Gesellschaft der Menschen vollständig zu machen.
“Ich sagte zu meinen Zuhörern in der Harlem Street, dass, nur wenn sich die Menschheit dem Einen Gott ergibt, Der sie erschaffen hat -- nur dann wird sich die Menschheit dem "Frieden" auch nur nähern, von dem so viel gesprochen... aber in dessen Richtung so wenig unternommen wird.”
Zu gefährlich, zum Bleiben
El-Hajj Maliks neue universelle Botschaft stellte den schlimmsten Alptraum der Vereinigten Staaten dar. Nicht nur, dass er die schwarzen Massen anzog, sondern auch die Intellektuellen aller Rassen und Hautfarben. Jetzt wurde er ständig von der Presse als "gewaltverherrlichend" und "militant" dämonisiert, obgleich in Wirklichkeit er und Dr.Martin Luther King sich von ihren Standpunkten her näherten:
“Das Ziel war immer dasselbe geblieben, mit Annäherungen, so verschieden sie auch waren, meine und die von Dr.Martin Luther Kings gewaltlosen Kundgebungen, welche die Brutalität und das Schlechte der weißen Männer gegenüber wehrlosen Schwarzen dramatisierten. Und heutzutage in dem rassistischen Klima dieses Landes, stellt jeder Vermutungen an, welches "extrem" die Probleme des schwarzen Mannes zuerst mit einer persönlichen fatalen Katastrophe treffen würde; der ´friedliche´ Dr.King oder ich, den sie als ´gewalttätig´ betrachteten.”
El-Hajj Malik wußte nur zu gut, dass er die Zielscheibe zahlreicher Gruppen war. Trotz alledem hatte er nie Bedenken, das auszusprechen, was er sagen wollte, wenn er meinte, es sagen zu müssen. Wie eine Art Grabesinschrift sagt er am Ende seiner Autobiographie:
“Ich weiß, dass Gesellschaften häufig die Menschen getötet haben, die daran beteiligt gewesen waren, diese Gesellschaften zu verändern. Und wenn ich sterben kann, und ich habe zuvor irgendein Licht gebracht, irgendeine bedeutungsvolle Wahrheit gebracht, die dabei helfen wird, das rassistische Krebsgescheschwür zu zerstören, das den Körper Amerikas schädigt -- dann gebührt alles Lob und alle Ehre Gott. Nur die Fehler sind von mir.”
Das Vermächtnis des Malcolm X
Obwohl El-Hajj Malik wußte, dass er eine Zielscheibe für Mörder war, akzeptierte er diese Tatsache, ohne um Polizeischutz zu bitten. Als er am 21. Februar 1965 in einem New Yorker Hotel eine Rede vorbereitete, wurde er von drei schwarzen Männern erschossen. Drei Monate später wäre er vierzig geworden. Obwohl deutlich ist, dass die Nation des Islam etwas mit dem Mord zu tun hat, glauben viele Menschen, dass noch mehr Organisationen daran beteiligt gewesen waren. Das FBI – bekannt für ihre Tendenz, gegen die Scchwarzenbewegung zu sein – wurde als Komplize in betracht gezogen. Wir werden möglicherweise nie mit Sicherheit wissen, wer hinter der Ermordung von El-Hajj Malik oder den Morden an anderen nationalen Führern in den frühen 60ern steckte.
Malcolm X’ Leben hat die Amerikaner auf viele wichtige Arten beeinflusst. Das Interesse der Afro-Amerikaner an ihren islamischen Wurzeln ist seit El-Hajj Maliks Tod erblüht. Alex Haley, der Malcolms Autobiographie schrieb, verfasste später das Werk ´Roots´ (Wurzeln) über die Erfahrungen einer afrikanischen, muslimischen Familie mit der Sklaverei. Immer mehr Afro-Amerikaner werden Muslime, nehmen muslimische Namen an oder erkunden die afrikanische Kultur. Das Interesse an Malcolm X hat durch Spike Lees Film "X" eine neue Flutwelle erfahren. El-Hajj Malik ist eine Quelle des Stolzes für Afro-Amerikaner, Muslime und Amerikaner im allgemeinen. Seine Botschaft ist einfach und klar:
“Ich bin kein Rassist, in welcher Form auch immer. Ich glaube an überhaupt keine Art des Rassismus. Ich glaube an keine Art der Diskriminierung oder Trennung. Ich glaube an den Islam, ich bin ein Muslim."
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