Anhebung des Status der Frauen (teil 1 von 5): Weltsicht
Beschreibung: Entnommen von einer Vorlesung, die an der McGill University in Canada gehalten wurde, wie der Islam den Status der Frauen anhob. Teil 1: Eine Erklärung der grundlegenden Unterschiede in der Weltsicht zwischen dem Westen und dem Islam angesichts der Frauen, und ein Einblick in die Ansichten der Griechen und der frühen Christen über Frauen.
- von Ali Al-Timimi
- Veröffentlicht am 15 Feb 2010
- Zuletzt verändert am 22 Jan 2012
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Der Islam hat den Status der Frauen angehoben. Viele, die dies hören, könnten annehmen, es handele sich um ein Oxymoron, denn die vorherrschende Meinung – zumindest im Westen – besagt, dass der Islam den Status der Frauen nicht anhebt, sondern dass der Islam die Frauen unterdrückt und tyrannisiert. Hierzu muss man sagen, dass es heutzutage zwei grundlegende Weltsichten gibt. Diese beiden Ansichten stehen häufig im Konflikt – nicht nur auf persönlicher Ebene, wo Individuuen ihre Auswahl treffen, sondern auch auf internationaler Ebene, wo es darum geht, zu debattieren und die Authenzität und Richtigkeit dieser beiden Weltsichten in Frage zu stellen.
Die erste Weltsicht ist die liberale westliche Sichtweise. Eine Sichtweise, die behauptet, in der jüdisch-christlichen Tradition verwurzelt zu sein; bei genauerer Untersuchung wird man feststellen, dass die Wurzeln dieser Ideen wohl eher nach der Reformation auftauchten; Ideen, die ihre Wurzeln in der Sekularisierung und der Weltsicht, die danach während der ´Ära der Erleuchtung´ auftauchte, haben.
Die zweite Sichtweise ist die der Muslime – die islamische Weltsicht, und diese Sichtweise besagt, dass ihre Wurzeln und Ideen in der Offenbarung Gottes (oder auf arabisch Allah) an den Propheten Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, zu finden sind. Diejenigen, die diese Sichtweise vertreten, sagen, sie kann während aller Generationen und Zeiten von der Menschheit genutzt werden und dass ihre Bedeutung und ihr Nutzen nicht auf einen bestimmten Zeitabschnitt, eine bestimmte geographische Lage oder Rasse von Menschen beschränkt sind. Ähnlich denken auch die Anhänger der ersten Sichtweise, der des westlichen Sekularismus und der liberalen Tradition, dass ihre Sichtweise, ihre Ideen, ihre Kultur und ihre Zivilisation die beste für die Menschheit seien. Ein amerikanischer Autor japanischer Abstammung (Francis Fukuyama) hat ein Buch mit dem Titel “Das Ende der Zeit” geschrieben. In diesem Buch stellt er die grundsätzliche Theorie auf, dass die Entwicklung des Menschen, was seine Ideen betrifft, mit dieser abschließenden Periode des liberalen sekulären Gedankens abgeschlossen ist und der Menschheit wird nicht mehr zukommen. Allerdings fügt er in seinem Buch hinzu, dass der einzige Teil der Welt, der diese sekuläre menschliche Sichtweise nicht angenommen hat, die islamische Welt ist, und er sagt einen Konflikt in der islamischen Welt wegen dieser Ideologie voraus.
Nach dieser kurzen Einleitung soll einer der Streitpunkte zwischen diesen beiden Weltsichten, der sekulären liberalen Weltsicht und der islamischen Tradition, geklärt werden. Wie ist die Position und die Stellung der Frauen? Wie angesehen sind Frauen? Sind Frauen in der einen Kultur geehrt und in der anderen unterdrückt?
Nach der westlichen Sicht werden Frauen nur im Westen geehrt, und sie bekommen mit der Zeit immer mehr Rechte, während ihre Schwestern – so sagen sie – in der islamischen Welt immer nocht unterdrückt werden. Die Muslime, die ihnen widersprechen, sagen, dass es in Wirklichkeit das islamische System ist, das wahre Freiheit für Männer und Frauen gleichermaßen gewährleistet, und die Frauen im Westen werden, genau wie die Männer auch, von einer Vorstellung von Freiheit getäuscht, die nicht wirklich existiert.
Wie Frauen im Islam betrachtet werden - und dies ist bedeutsamer, fühle ich, bevor man das genau versteht, was wir philosophische Grundlage oder ideologisches Verständnis nennen könnten – denn dies ist tatsächlich ein theologisches Konzept.
Erstens: laßt uns genau nachsehen, wie Frauen in der westlichen Tradition betrachtet und verstanden werden, um die Standpunkte gegenüberzustellen und zu vergleichen. Wir wissen, dass die westliche Tradition sich selbst als intellektuelle Erben der griechischen Tradition sieht, die vor dem Propheten Jesus Christus, Friede sei mit ihm, existierte, und daher finden wir zahlreiche der intellektuellen Traditionen des Westens bis zu einem gewissen Grad in den Schriften der frühen griechischen Philosophen wie Aristoteles, Plato usw. wieder.
Wie war ihre Sicht von Frauen? Was waren die Vorstellungen von Aristoteles und Plato bezüglich Frauen? Wenn man die Werke dieser frühen griechischen Philosophen gründlich durchsieht, findet man heraus, dass sie ziemlich herabwürdigende Ansichten über Frauen vertraten. Aristoteles argumentierte in seinen Schriften, dass Frauen keine vollständigen Menschen seien, und dass das Wesen der Frau nicht das eines vollständigen Menschen sei. Als Ergebnis dessen seien Frauen von Natur aus fehlerhaft, ihnen könne man nicht vertrauen und sie seien geringzuschätzen. In der Tat beschreiben seine Schriften, dass die freien Frauen in vielerlei Hinsicht - außer höchst wenigen Frauen aus der obersten Schicht – eine Stellung genossen, die sich nur wenig von der der Tiere und der Sklaven unterschied.
Diese Ansicht von Frauen, die Aristoteles vertrat, wurde später in die frühe christliche Tradition der katholischen Kirche hineingetragen. Sankt Thomas von Aquinas bemerkte in seinen Schriften, dass die Frau die Falle Satans sei. Die Angelegenheit von Adam und Eva fügte den frühen griechischen Ansichten des Aristoteles eine weitere Bedeutung hinzu; Frauen seien der Grund für den Sündenfall des Menschen und daher Satans Falle, und sie seien mit Vorsicht und Abstand zu betrachten, denn sie hätten den ersten Sündenfall der Menschheit verursacht, also käme alles Schlechte von den Frauen. Diese Denkweise blieb in den Schriften der Kirchenväter durch das Mittelalter hindurch bestehen. In ihren Schriften finden wir dieses Thema in der einen oder anderen Sicht immer wieder. Nach der protestantischen Reformation entschloss sich Europa, die Fesseln und Ketten der katholischen Kirche abzuwerfen. Ideen, die als das Zeitalter oder Gedanken der Erleuchtung bezeichnet werden, ließen sie fühlen, dass sie sich von vielen dieser Ansichten befreien müssten. Einige dieser Ansichten waren wissenschaftlicher Natur, dass die Erde sich um die Sonne dreht und nicht die Sonne um die Erde; theologischer Natur, wie die Schriften Martin Luthers, und auch sozialer Natur, wie die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Allerdings vertraten die Verfasser der Erleuchtung immer noch diesen Grundgedanken, der sich nicht ausschalten ließ: Frauen seien keine vollständigen menschlichen Wesen. Französische Verfasser während der Revolution, wie Rousseau, Voltaire und andere, betrachteten Frauen als eine Last, auf die aufgepasst werden müsse. Rousseau schlug in seinem Buch „Emile“ eine andere Art der Ausbildung für Frauen vor, aufgrund der Tatsache, dass Frauen nicht in der Lage seien, so zu verstehen, wie Männer verstehen.
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