Der Geist des Gottesdienstes im Islam (teil 1 von 3): Gottesdienst und Gebet
Beschreibung: Die Bedeutung von Gottesdienst sowie der Geist und der Grund des Gebets im Islam.
- von Abul A`la Mawdudi (herausgegeben bei IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 20 Apr 2009
- Zuletzt verändert am 12 Jul 2009
- Gedruckt: 577
- Gesehen: 21,745
- Bewertet von: 131
- Emailed: 0
- Kommentiert am: 0
Ibadah (Gottesdienst) ist ein arabisches Wort, das von abd (Diener) abgeleitet ist und Hingabe, Unterwerfung bedeutet. Es portaitiert, dass Gott dein Meister ist, und du bist sein Diener und was auch immer ein Diener aus Gehorsam seinem Meister gegenüber und zu dessen Zufriedenheit tut, ist Ibadah. Die Islamische Vorstellung von Ibadah ist sehr breit. Wenn du deine Rede von Schmutz, Falschheit, Boshaftigkeit und Beschimpfungen befreist und die Wahrheit sprichst und gute Dinge sagst und all dies nur machst, weil Gott es so vorgeschrieben hat, dann stellt all dies eine Ibadah dar, egal, wie weltlich sie auch scheinen mögen. Wenn du den Gesetzen Gottes in Schrift und im Geist gehorchst, in deinen kommerziellen und wirtschaftlichen Angelegenheiten und daran auch in deinem Umgang mit deinen Eltern, Verwandten, Freunden und allen jenen festhälst, mit denen du Kontakt hast, dann zählen alle diese Tätigkeiten von dir als Ibadah. Wenn du den Armen und Bedürftigen hilfst, den Hungrigen zu essen gibst und den leidenden und kranken Menschen beistehst und all dies nicht für deinen persönlichen Nutzen tust, sondern nur für die Zufriedenheit Gottes, ist dies nichts Geringeres als Ibadah. Sogar deine wirtschaftlichen Aktivitäten, die Tätigkeiten, die du ausübst, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen und die Deinen zu versorgen, sind Ibadah, wenn du ehrlich und wahrhaftig darin bleibst und das Gesetz Gottes beachtest. Kurz gesagt, alle deine Aktivitäten und dein gesamtes Leben sind Ibadah, wenn sie im Einklang mit dem Gesetz Gottes stehen, und dein Herz mit Ehrfurcht erfüllt ist und dein einziges ultimatives Ziel bei allen diesen Aktivitäten ist, die Zufriedenheit Gottes zu erreichen.
Also wann immer du Gutes tust oder Schlechtes aus Furcht vor Gott vermeidest, egel in welchem Bereich des Lebens oder in welchem Tätigkeitsfeld, dann erfüllst du damit deine Islamischen Verpflichtungen. Dies ist die wahre Bedeutung von Ibadah, wörtlich die absolute Unterwerfung zum Wohlgefallen Allahs; das Verschmelzen der Ideale des Islam in deinem gesamten Leben, ohne den geringsten Teil davon auszulassen. Um dieses hohe Ziel leichter erreichen zu können, wurden einige formelle ´Ibadat (gottesdienstliche Handlungen) aufgestellt, die uns wie ein Trainingskurs dienen sollen. Diese ´Ibadat sind die Säulen, auf denen das Bauwerk des Islam ruht.
Salah (Gebet) ist die erste und wichtigste dieser Verpflichtungen. Und was ist Salah? Es sind die vorgeschriebenen täglichen Gebete, die aus Wiederholungen und Auffrischungen bestehen, fünfmal täglich, die Zeiten in denen sich dein Glaube erholt. Du stehst am frühen Morgen auf, reinigst dich und stellst dich vor deinem Herrn zum Gebet auf. Die unterschiedlichen Körperhaltungen, die du in deinen Gebeten einnimmst, sind die wirkliche Verkörperung des Geistes der Unterwerfung; die verschiedenen Rezitationen erinnern dich an deine Verpflichtungen deinem Gott gegenüber. Du suchst Seine Rechtleitung und bittest Ihn wieder und wieder, dir die Fähigkeit zu geben, Seinem Zorn zu entgehen und dem von Ihm gewählten Weg zu folgen. Du liest aus dem Buch deines Herrn und bezeugst die Wahrhaftigkeit des Propheten, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, und du frischst auch deinen Glauben an den Tag des Jüngsten Gerichts wieder auf und rufst dir die Tatsache in dein Gedächtnis zurück, dass du vor deinem Herrn erscheinen musst und Rechenschaft über dein ganzes Leben ablegen musst. So beginnst du deinen Tag.
Dann, nach wenigen Stunden, ruft dich der Muezzin (Gebetsrufer) zum Gebet, und wieder unterwirfst du dich deinem Gott und erneuerst die Abmachung mit Ihm. Du löst dich für ein paar Augenblicke von deinen weltlichen Beschäftigungen und suchst die Audienz mit Gott. Dies bringt dir wieder deine wahre Rolle in deinem Leben in den Vordergrund deines Bewusstseins. Nach dieser Widmung kehrst du zu deiner Tätigkeit zurück und nach ein paar Stunden präsentierst du dich erneut deinem Herrn. Dies ist wiederum eine Erinnerung für dich und wieder einmal konzentrierst du deine Aufmerksamkeit auf die Bedingungen deines Glaubens. Wenn die Sonne untergeht und die Dunkelheit der Nacht beginnt, dich einzuhüllen, unterwirfst du dich Gott wieder im Gebet, damit du nicht deine Pflichten und Aufgaben inmitten der nahenden Schatten der Nacht vergisst. Und dann, wenige Stunden darauf, erscheinst du abermals vor deinem Herrn und dies ist dein letztes Gebet des Tages. Also bevor du zu Bett gehst, erneuerst du wieder deinen Glauben und wirfst dich vor deinem Herrn nieder. Und auf diese Weise vervollständigst du deinen Tag. Die Häufigkeit und die Zeiten der Gebete lassen den Sinn und Zweck des Lebens angesichts der weltlichen Aktivitäten nie aus den Augen geraten.
Es ist ganz einfach zu verstehen, wie die täglichen Gebete die Fundamente deines Glaubens stärken, dich auf die Einhaltung eines Lebens in Rechtschaffenheit und Gehorsamkeit zu Gott vorbereiten und deinen Glauben erfrischen, von dem Mut, Aufrichtigkeit, Entschlossenheit, Reinheit des Herzens, Förderung der Seele und Bereicherung der Sitten entspringen.
Jetzt siehst du, wie dies erreicht wird: man macht die rituelle Waschung, wie der Prophet sie uns beschrieben hat. Man spricht seine Gebete den Anweisungen des Propheten entsprechend. Warum machen die Muslime das so? Einfach weil sie an das Prophetentum Muhammads glauben und es für ihre Pflicht und Schuldigkeit halten, ihm bereitwillig zu folgen. Warum rezitieren sie nicht absichtlich den Qur´an falsch? Ist es nicht so, dass sie das Buch als das Wort Gottes betrachten und es für eine Sünde halten, auch nur einen einzigen Buchstaben zu ändern? In den Gebeten rezitieren sie viele Dinge leise und wenn sie diese nicht rezitieren oder sie abändern, gibt es niemanden, der sie überprüft. Warum? Weil sie glauben, dass Gott Ewig Wachsam ist und allem zuhört, das du sprichst, und über alle Dinge, seien sie offen oder verborgen, bescheid weiß.
Der Geist des Gottesdienstes im Islam (teil 2 von 3): Gebet und Fasten
Beschreibung: Mehr über den Geist und den Sinn des Gebets im Islam, sowie der Geist des Fastens.
- von Abul A`la Mawdudi (edited by IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 27 Apr 2009
- Zuletzt verändert am 27 Apr 2009
- Gedruckt: 568
- Gesehen: 17,088
- Bewertet von: 0
- Emailed: 0
- Kommentiert am: 0
Was veranlasst einen Muslim, seine Gebete an Orten zu sprechen, wo ihm niemand vorschreibt, zu beten oder wo ihn niemand dabei sieht? Ist es nicht so, dass Muslime glauben, dass Gott dich immer beobachtet? Was veranlasst sie, ihre wichtigen Geschäfte und anderen Beschäftigungen zu verlassen und zu den Gebeten zur Moschee zu eilen? Was veranlasst sie, ihren süßen Schlaf in den frühen Morgenstunden zu unterbrechen, in der Mittagshitze zur Moschee zu gehen und ihre abendlichen Unterhaltungen um des Gebets willen zu unterbrechen? Ist es irgendetwas anderes als Pflichtbewusstsein – die Realisierung, dass sie ihre Verantwortung ihrem Herrn gegenüber zu erfüllen haben, komme, was da wolle? Und warum fürchten sie jeglichen Fehler im Gebet? Weil ihre Herzen mit Gottesfurcht erfüllt sind und weil sie wissen, dass sie am Tag des Gerichts vor Ihm erscheinen müssen und Rechenschaft für ihr gesamtes Leben ablegen müssen.
Neuer Ansatz! Kann es einen besseren moralischen und geistigen Trainingskurs geben als das Gebet? Es ist ein Training, das aus einem Menschen einen vollkommenen Muslim macht. Es erinnert ihn an seine Abmachung mit Gott, erfrischt seinen Glauben an Ihn und erhält den Glauben an den Tag des Gerichts lebendig und immer gegenwärtig vor seinem inneren Auge. Es lässt ihn dem Propheten folgen und trainiert ihn, seine Pflichten zu erfüllen.
Dies ist tatsächlich ein strenges Training, das unsere Taten mit unseren Idealen in Einklang bringt. Wenn das Bewusstsein eines Mannes für seine Verpflichtungen seinem Schöpfer gegenüber so stark ist, dass er dies über alle weltlichen Gewinne setzt und es in seinen Gebeten immer wieder neu auffrischt, dann wird er ganz bestimmt nicht die Unzufriedenheit Gottes auf sich ziehen, nach dem, was er sich zu vermeiden bemüht hat. Er wird in dem gesamten auf und ab seines Lebens an dem Gesetz Gottes festhalten, auf dieselbe Weise, wie er die fünf täglichen Gebete jeden Tag befolgt. Auf diesen Menschen kann man sich auch in anderen Tätigkeitsbereichen verlassen, denn wenn die Schatten der Sünde oder des Betrugs sich ihm nähern, wird er aus Furcht vor seinem Herrn, die in seinem Herzen immer gegenwärtig ist, versuchen, sie zu meiden. Und wenn jemand sich nach einem solchen lebenswichtigen Training in anderen Lebensbereichen schlecht benimmt und dem Gesetz Gottes zuwiderhandelt, so kann es nur aufgrund einiger innerlicher Verdorbenheiten in ihm selbst sein.
Ein Muslim sollte seine Gebete und besonders das Freitagsgebet in Gemeinschaft beten. Dies schafft unter den Muslimen ein Band der Liebe und des gegenseitigen Verständnisses. Es lässt in ihnen einen Sinn für ihre Einheit entstehen und nährt die Brüderlichkeit unter ihnen. Jeder von ihnen spricht seine Gebete in der Gemeinschaft, und dies ruft in ihnen ein tiefes Gefühl der Brüderlichkeit hervor. Gebete sind auch ein Symbol für die Gleichheit, Arme und Reiche, Geringe und Hochgestellte, Herrscher und Beherrschte, Gebildete und Ungebildete, Schwarze und Weiße stehen alle in einer Reihe und werfen sich vor ihrem Herrn nieder. Gebete prägen in Muslimen einen starken Sinn für Disziplin und Gehorsamkeit gegenüber dem gewählten Führer. Kurz gesagt, die Gebete trainieren sie in allen Werten, die die Entwicklung eines reichhaltigen individuellen und gemeinsamen Lebens fördern.
Dies sind nur wenige der unzählbaren Vorteile, die die Muslime aus ihren täglichen Gebeten ziehen. Wenn wir ablehnen, sie uns zunutze zu machen, dann sind wir – und nur wir – die Verlierer. Wenn du manche Muslime siehst, die sich vor den Gebeten drücken, dann kann das nur eines von zwei Dingen bedeuten: Entweder sie erkennen die Gebete nicht als unsere Pflicht an oder sie erkennen sie an. Im ersten Fall ist ihre Behauptung, zu glauben, eine schamlose Lüge, denn wenn sie es ablehnen, von Gott Befehle anzunehmen, so erkennen sie auch Seine Vollkommene Autorität nicht an. Im zweiten Fall, wenn sie Allahs Vollkommene Autorität anerkennen und trotzdem Seine Befehle missachten, dann sind sie die unzuverlässigsten Geschöpfe, die je auf der Erde gewandelt sind. Denn wenn sie so die größte Autorität im Universum behandeln, wer garantiert dann dafür, dass sie im Umgang mit anderen menschlichen Wesen nicht genauso verfahren? Und wenn eine Gesellschaft von Falschheit übermannt wird, was für eine Hölle der Zwietracht wird sie dann werden!
Fasten
Wofür die fünf täglichen Gebete dienen, das bezweckt auch das Fasten einmal im Jahr im Monat Ramadhan (dem neunten Monat des Mondjahres). In dieser Zeit essen Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang keinen einzigen Bissen und trinken keinen einzigen Tropfen Wasser, egal wie lecker das Essen ist oder wie hungrig oder durstig sie sind. Was ist es, das sie dazu bringt, sich freiwillig solchen Strapazen zu unterziehen? Es ist einzig und allein der Glaube an Gott und die Furcht vor Ihm und dem Tag des Gerichts. Während des Fastens unterdrücken Muslime ihre Leidenschaften und Begierden und indem sie dies tun, verkünden sie den Vorrang des Göttlichen Gesetzes. Dieses Pflichtbewußtsein und die Geduld, die das ununterbrochene Fasten fördert, hilft den Muslimen, ihren Glauben zu kräftigen. Die Strenge und Disziplin dieses Monats konfrontieren uns mit den Realitäten des Lebens und helfen ihnen, ihr Leben im verbleibenden Jahr mit wahrer Unterwürfigkeit unter Seinen Willen zu leben.
Aus einem anderen Gesichtspunkt gesehen, besitzt das Fasten einen enormen Einfluß auf die Gemeinschaft, denn alle Muslime, ungeachtet ihrer Stellung , müssen das Fasten im selben Monat halten. Dies betont die wesentliche Gleichheit der Menschen und führt schließlich zu der Entwicklung von Gefühlen der Liebe und Brüderlichkeit. Im Ramadhan versteckt sich das Böse, während das Gute zum Vorschein kommt, und die ganze Atmosphäre ist von Frömmigkeit und Reinheit erfüllt. Diese Disziplin, die den Muslimen auferlegt worden ist, dient ihrem eigenen Vorteil. Jenen, die dies nicht erfüllen, kann in der Erfüllung ihrer Pflichten nicht vertraut werden. Aber die Schlimmsten sind diejenigen, die in diesem heiligen Monat nicht zögern, in Öffentlichkeit zu essen oder zu trinken. Sie sind die Menschen, die durch ihr Verhalten zeigen, dass sie nicht im Geringsten die Befehle Gottes achten, von Dem sie glauben, dass Er ihr Schöpfer und Erhalter ist. Nicht nur dies, sie zeigen auch, dass sie keine loyalen Mitglieder der Gemeinschaft der Muslime sind; vielmehr haben sie mit dieser überhaupt nichts zu tun. Es ist offensichtlich, dass von solchen Heuchlern, was das Befolgen des Gesetzes und das Vertrauen in sie angeht, nur das Schlimmste zu erwarten ist.
Der Geist des Gottesdienstes im Islam (teil 3 von 3): Zakah and Hağğ
Beschreibung: Der Geist der Zakah (des Pflichtalmosens) und ein Ausblick auf Hağğ.
- von Abul A`la Mawdudi (edited by IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 04 May 2009
- Zuletzt verändert am 04 May 2009
- Gedruckt: 530
- Gesehen: 17,037
- Bewertet von: 131
- Emailed: 0
- Kommentiert am: 0
Zakah
Die dritte Pflicht ist Zakah. Jeder Muslim, dessen finanzielle Bedingungen ein bestimmtes Minimum überschreiten, muss jährlich 2,5 Prozent von seinem oder ihrem Vermögen einem bedürftigen Mitmenschen geben. Dies ist das Minimum. Je mehr du gibst, deso höher ist die Belohnung, die Gott dir dafür gewährt.
Das Geld, das wir als Zakah zahlen, ist nichts, das Gott bräuchte oder bekäme. Er steht über jeglichen Wünschen oder Bedürfnissen. In Seiner gutmütigen Barmherzigkeit verspricht Er uns vielfache Belohnung, wenn wir unseren Brüdern helfen. Aber es gibt eine Grundbedingung dafür, derart belohnt zu werden. Und das ist folgende: dass wir es im Namen Gottes geben und wir sollten dafür keine weltlichen Gewinne von den Empfängern erwarten oder verlangen oder uns als Wohltäter bezeichnen.
Zakah ist eine Grundlage im Islam, wie auch andere Formen des Gottesdienstes: Salah (Gebete) und Saum (Fasten). Die grundsätzliche Wichtigkeit der Zakah liegt in der Tatsache, dass es in uns die Bereitschaft abzugeben fördert und uns von unserer Selbstsüchtigkeit und Geldgier befreit. Der Islam akzeptiert in seinen Reihen nur diejenigen, die bereit sind, einen Teil von ihrem hart verdienten Wohlstand ohne irgendweche zeitweiligen oder persönlichen Gewinne auf dem Wege Gottes zu spenden. Er hat mit den Geizigen nichts zu tun. Ein wahrer Muslim wird, wenn er dazu aufgefordert wird, seinen gesamten Besitz auf dem Wege Gottes spenden, denn Zakah hat ihn bereits auf derartige Opfer vorbereitet.
Die Einrichtung der Zakah birgt einen immense Nutzen für die Gesellschaft. Es ist eine verbindliche Verpflichtung für jeden offenherzigen Muslim, seinen niedriger gestellten Brüdern zu helfen. Seinen Reichtum darf man nicht einzig und allein für seinen eigenen Komfort und Luxus ausgeben, denn es gibt auch andere, die einen berechtigten Anspruch darauf haben: da sind die Witwen und die Waisen der Nation; die Armen und die Behinderten; und diejenigen, Fähigkeiten besitzen, aber denen es an Mitteln mangelt, um eine sinnvolle Beschäftigung anzufangen; und diejenigen, die über Fähigkeiten und Klugheit verfügen, aber nicht über das Geld, um sich Wissen aneignen zu können, um so nützliche Mitglieder der Gesellschaft zu werden. Derjenige, der das Recht solcher Mitglieder seiner eigenen Gemeinschaft auf sein Vermögen nicht anerkennt, ist wirklich grausam. Denn es kann keine größere Grausamkeit geben, als sein Vermögen zu horten, während Tausende des Hungers sterben oder unter den Qualen der Beschäftigungslosigkeit leiden. Der Islam ist ein verschworener Feind von solcher Eigennutzigkeit, Gier und Habsucht. Menschen, in denen diese Sitten nicht verwurzelt sind, die derartige Gefühle der Nächstenliebe nicht kennen, sind nur darauf aus, Reichtum anzuhäufen und zu mehren, imdem sie davon gegen Zinsen verleihen. Der Islam lehrt uns genau das Gegenteil dieser Machenschaften. Hier teilt man seinen Reichtum mit anderen und hilft ihnen, damit sie auf ihren eigenen Beinen stehen und produktive Mitglieder der Gesellschaft werden können.
Hağğ
Hağğ oder die Pilgerreise nach Mekka ist die vierte grundlegende gottesdienstliche Handlung. Sie ist einmal im Leben eine Pflicht, aber nur für diejenigen, die dafür die Mittel haben. Wenn Muslime die Pilgerreise unternehmen, müssen sie ihre Begierden unterdrücken, dürfen kein Blut vergießen und sollen nur Gutes sprechen und tun. Gott verspricht uns Belohnungen für unsere Aufrichtigkeit und Unterwürfigkeit.
Die Hağğ ist gewissermaßen die größte gottesdienstliche Handlung. Dies ist so, weil die Menschen keine so lange und anstrengende Reise unternehmen würden, alle ihre Nächsten und Lieben zurücklassen würden, wenn sie nicht Gott so überaus lieben würden. Es scheint heutzutage leicht zu sein, mit den Möglichkeiten an Flugzeugen und anderen Fahrzeugen; aber stell dir mal vor, was für eine lange, anstrengende Reise, die häufig über ein Jahr dauerte, die Muslime früher unternehmen mussten, sie waren erschöpft, litten Hunger, blickten dem Tod ins Auge – und manche waren über ein Jahr lang unterwegs!
Die Pilgerreise ist nicht wie irgendeine andere Reise. Hierbei sind die Gedanken der Pilger ganz auf Gott konzentriert, ihr ganzes Wesen erzittert unter dem Geist der intensiven Hingabe. Wenn sie die Heiligen Stätten erreichen, empfängt sie eine Atmosphäre der Frömmigkeit und Güte; sie besuchen Plätze, die Zeugen der Glanzzeit des Islam waren und dies alles hinterlässt einen unauslöschlichen Eindruck in ihren Köpfen, den sie bis zu ihrem letzten Atemzug behalten werden.
Zusätzlich gibt es beim Hağğ, wie bei den anderen gottesdienstlichen Handlungen auch, viel Nutzen, den der Muslim daraus ziehen kann. Mekka ist das Zentrum, in dem sich die Muslime einmal jährlich treffen und Themen von allgemeinem Interesse besprechen. Hağğ erfrischt den Glauben in ihnen, dass alle Muslime gleich sind und Liebe und Zuneigung verdienen, egal welchen geographischen oder kulturellen Ursprung sie haben. Deshalb vereint Hağğ die Muslime aus der ganzen Welt und macht aus ihnen eine internationale Bruderschaft.
Fügen Sie einen Kommentar hinzu