Abdul-Lateef Abdullah, Ex-Protestant, USA (teil 1 von 2): Lernen über den Islam
Beschreibung: Wie er in seinem Studentenleben durch seinen Silat Klassenlehrer über den Islam gelernt hat und wie dies sein alltägliches Leben beeinflusst hat.
- von Abdul-Lateef Abdullah
- Veröffentlicht am 18 Feb 2013
- Zuletzt verändert am 18 Feb 2013
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Meine Erfahrungen mit dem Islam begannen 1998 als Abschlussstudent in New York City. Bis zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben, 25 Jahre lang, war ich protestantischer Christ gewesen, aber ich hatte diese Religion einige Zeit schon nicht mehr praktiziert. Ich interessierte mich mehr für ´spirituelle´ Dinge, und ich suchte nach etwas, das nichts mit einer organisierten Religion zu tun hatte. Zum Christentum hatte ich keine Verbindung und es besaß nicht für alle Zeiten Gültigkeit. Es war schwierig für mich, etwas zu finden, das ich in meinem täglichen Leben einbringen konnte. Diese Auflösung des Christentums führte dazu, dass ich alles scheute, das mit organisierter Religion zu tun hatte, aufgrund meiner Annahme, dass sie alle irgendwie gleich seien oder zumindest in ihrer fehlenden Relevanz und Klarheit.
Viel von meiner Frustration über das Christentum entstammte meinem fehlenden Wissen und Rechtleitung über das Wesen Gottes und der Beziehung des Einzelnen zu Ihm. Die christliche Philosophie schien mir von einer bizarren Vermittler-Beziehung abhängig zu sein, die wir mit Jesus haben sollten, der einerseits Mensch und andererseits auch göttlich sein sollte. Für mich war dies irgendwie eine schwierige, sehr vage Beziehung zu unserem Schöpfer und dies ließ mich nach etwas suchen, das mir ein besseres Verständnis von Gott und unserer Beziehung zu Ihm liefern könnte. Warum konnte ich nicht einfach direkt zu Gott beten? Warum musste ich jedes Gebet mit „im Namen von Jesus Christus“ beginnen? Wie konnte ein ewiger, allmächtiger Schöpfer und Erhalter die Gestalt eines Menschen annehmen? Wozu sollte er das benötigen? Dies sind nu rein paar der Fragen, auf die ich keine Lösung fand und über die ich nicht hinweg kam. Daher dürstete ich nach einer geraderen, direkten und klaren Annäherung an Religion, die mein Leben mit wahrer Führung versorgte und nicht nur mit einem Dogma, das auf einer Leere von wirklichem Wissen basierte.
In der Graduate School hatte ich einen jüdischen Zimmergenossen, der Kampfkunst studierte. Als ich mit ihm zusammen lebte, studierte er eine Kunst, die sich Silat nannte, eine traditionelle malaysische Kampfkunst, die auf den Lehren des Islam basierte. Wenn mein Zimmergenosse von seinem Silatkurs zurück kehrte, erzählte er mir immer wieder von der Einzigartigkeit seiner Silatkurs und ihrer reichen spirituellen Dimension. Da ich sehr daran interessiert war, Kampfkunst zu lernen, und von dem, was ich hörte fasziniert war, entschloss ich mich, meinen Zimmergenossen an einem Samstagmorgen zu begleiten. Auch wenn ich es noch nicht realisierte, meine Erfahrungen mit dem Islam begannen genau an jenem Morgen des 28. Februar 1998 in meinem ersten Silatkurs in New York. Dort traf ich meinen Lehrer, Cikgu (was auf malaysisch Lehrer bedeutet) S., den Mann, der mir die Grundlagen und Orientierungen des Islam lieferte. Obwohl ich dachte, ich würde eine Karriere als Kampfkünstler beginnen, repräsentiert dieser Tag damals 1998 in Wirklichkeit meinen ersten Schritt dahin, Muslim zu werden.
Von Anfang an haben mich Silat und der Islam fasziniert und ich fing an, soviel Zeit wie möglich mit meinem Lehrer zu verbringen. Da mein Zimmergenosse und ich gleich leidenschaftlich mit Silat waren, gingen wir zum Haus unseres Lehrers, um so viel Wissen wie nur möglich von ihm aufzusaugen. Nach unserem Abschluss von der Graduate School im Frühjahr 1998 verbrachten wir auf seine Einladung hin den ganzen Sommer mit ihm und seiner Frau. Genau wie mein Lernen über Silat immer mehr wurde, wuchs auch mein Lernen über den Islam an, eine Religion, von der ich vor meinen Erfahrungen mit Silat kaum Kenntnisse besessen hatte.
Was meine Orientierung zum Islam so kraftvoll machte, war, dass als ich darüber lernte, ich auch so lebte. Weil ich bei meinem Lehrer zuhause lernte, in der Gegenwart eines ergebenen Muslim, gestattete mir das, von den Lauten, Zeichen und Praktiken des Islam konstant umgeben zu sein. Da der Islam eine gesamte Lebensweise ist, kannst du ihn gar nicht von deinem alltäglichen Leben trennen, wenn du in einem islamischen Umfeld lebst. Anders als beim Christentum, das zu einer Trennung von alltäglichem Leben und Religion führt, verlangt der Islam von seinen Anhängern, die Anbetung Gottes in alles, was sie tun, mit einzubeziehen. Daher war ich durch das Zusammenleben mit meinem Lehrer in den islamischen Dien versunken und erfuhr aus erster Hand, wie er unsere gesamte Lebensweise gestalten kann.
Am Anfang war der Islam so neu, so anders und so kräftig für mich. Er war auf so vielerlei Art auch fremd und die Menge an Disziplin, die er erfordert, war schwer zu verstehen. Zu jener Zeit war ich in vieler Hinsicht sehr liberal, und ich pflegte, alles Dogmatische oder Auferlegte, zu meiden - egal, wer der Urheber davon gewesen ist! Die Zeit verging und mein Verständnis vom Islam wuchs, da fing ich langsam an, zu sehen, dass das, was religiöses Dogma zu sein schien, tatsächlich die Lebensweise war, die unser Schöpfer für uns hervor gebracht hat – oder auf arabisch „Dien“ Gottes. Dieser Lebensstil, lernte ich später, ist der gerade Weg zu wahrer Zufriedenheit, nicht nur die sinnliche und oberflächliche Art zu leben, die meine Gesellschaft und Kultur bieten. Mir wurde klar, dass die Frage eigentlich ziemlich einfach ist. Wer könnte denn besser wissen als der all-weise Schöpfer, welche für uns Menschen die beste Lebensweise ist?
Von dem Tag meines ersten Silatunterrichts in der New Yorker City an bis zu dem Tag, an dem ich meine Schahada ausgesprochen habe, dem 30.Juli 1999, unterzog ich mich einer Selbstprüfung, die aus zwei Haupterfahrungen aufgebaut war. Eine war der Prozess die Kultur in Frage zu stellen, in der ich aufgewachsen war, und der zweite war die Bemühung, das wahre Wesen Gottes und die Religion in meinem alltäglichen Leben zu verstehen. Was meine Kultur angeht, das war gar nicht so schwierig, wie die meisten Menschen denken. Für mich, der ich in Amerika aufgewachsen bin und es nicht besser hatte wissen können, bedurfte es einer kräftigen Erfahrung, eines begabten Lehrers und dem richtigen Wissen, um die Wahrheit zu erfahren. Amerikanische Kultur ist sehr mächtig, weil sie uns konstant mit sinnlicher Befriedigung bombardiert. Solange wir davon entfernt sind, es ist schwierig, die Begrenzungen zu erkennen, die auf Verehrung und Glauben an alles andere als auf Gott beruhen, Dem Einzigen Einen, der uns in unseren Leben mit wirklicher und dauernder Unterstützung versorgt.
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