Weltlichkeit und moralische Werte
Beschreibung: Durch den Wegfall von Religion hat der Säkularismus einen gefährlichen Weg eingeschlagen, der dem moralischen Abbau kein Ende setzt.
- von Dr. Jaafar Sheikh Idris
- Veröffentlicht am 28 Sep 2015
- Zuletzt verändert am 28 Sep 2015
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Moralische Werte, wie Ehrlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Gerechtigkeit und Anstand sind ursprünglich angeborene Werte, die Gott in den Herzen der Menschheit verankert hat; dann schickte Er Seine Gesandten mit einer Lebensweise, die im Einklang mit dieser angeborenen Veranlagung steht, um sie zu bestätigen.
"So richte dein Antlitz in aufrichtiger Weise auf den Glauben; (dies entspricht) der natürlichen Veranlagung, mit der Allah die Menschen geschaffen hat. Es gibt keine Veränderung an Allahs Schöpfung. Das ist der beständige Glaube. Allein die meisten Menschen wissen es nicht." (Quran 30:30)
Ein Gläubiger hält an diesen moralischen Werten aufgrund seines Wesens fest, gestärkt durch den Glauben, der ihn veranlasst, dies zu tun, und weil die Religion, an die er glaubt, ihm dies befiehlt und ihm einen Lohn im Jenseits verspricht. Säkularismus andererseits selbst in seiner weniger virulenten Form, die sich selbst darin gefällt, die Religion aus dem politischen Leben zu verbannen, sie zurückzuweisen und die angeborenen Werte als Grundlage für die Gesetzgebung zu wählen, untergräbt die beiden Fundamente für moralische Werte in den Herzen der Menschheit. Was den Säkularismus in seiner extremen atheistischen Form betrifft, er zerstört diese beiden Fundamente vollständig und ersetzt sie durch menschliche Launen, entweder durch die Launen einiger weniger Führer in diktatorischen Systemen oder durch die Launen der Mehrheit in demokratischen Systemen.
"Hast du den gesehen, der seine persönliche Neigung zu seinem Gott erhebt? Könntest du wohl sein Wächter sein?" (Quran 25:43)
Da sich Launen und Wünsche aufgrund ihrer Natur konstant verändern, sind auch die Werte und das Verhalten, das auf ihnen basiert, veränderlich. Was heute als Verbrechen betrachtet wird, gesetzlich mit den schwersten Strafen bestraft und den, der es begeht, einiger bestimmter Rechte beraubt, die anderen garantiert werden, wird morgen gestattet, oder sogar als lobenswert angesehen, und derjenige, der dagegen ist, ist "politisch nicht korrekt". Diese Verschiebung von einer Sichtweise zu ihrem Gegenteil als Resultat der Entfremdung der Gesellschaft von angeborenen religiösen Werten, ist ein häufiges Vorkommenis. Egal wie unwissend eine traditionelle Gesellschaft auch sein mag, sie oder viele ihrer Mitglieder werden einige angeborene Werte beibehalten; doch je weiter eine Gesellschaft im Säkularismus vorangeschritten ist, desto weniger werden solche Individuen und desto begrenzter wird ihr Einfluss, bis sich die Gesellschaft kollektiv gegen diejenigen mit genau denselben angeborenen religiösen Werten auflehnt, die sie aufrechtzuerhalten pflegte.
Es mag einen anderen Grund dafür geben, dass einige traditionellen Jahili[1] Kulturen angeborene religiöse Werte aufrecht erhalten, sie mögen ihre Wünsche ansprechen, oder sie repräsentieren ihr Erbe, und widersprechen nicht ihren Wünschen.
"Und wenn sie zu Allah und Seinem Gesandten gerufen werden, damit er zwischen ihnen richte, siehe, dann wendet sich eine Gruppe von ihnen ab." (Quran 24:48-49)
Ihre Beziehung zur Wahrheit ist ähnlich Satans, wie der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, ihn Abu Hurairah beschrieben hat, als er ihn anwies, Ajat Kursi[2] vor de Schlafengehen zu rezitieren: "Er sprach die Wahrheit, obwohl er ein hartnäckiger Lügner ist."
Gegenwärtige westliche säkulare Gesellschaften sind die deutlichsten Beispiele für das verschiebende, sich widersprechende Wesen der Jahili Zivilisation. Aus einem Winkel sehen sie die Kultur und die Werte, auf denen sie basiert, als relative, variables Phänomen. Allerdings aus einem anderen Winkel charakterisieren sie einige Werte als menschliche Werte, betrachten ihre Verletzung als schockierend, und bestrafen die Übertreter schwer. Die Quellen für dieses Problem sind zwei fundamentale Prinzipien, auf denen demokratische, säkulare Gesellschaften beruhen. Das erste ist das Mehrheitsprinzip als Standard für richtig und falsch in Sprache und Verhalten, das zweite ist das Prinzip der individuellen Freiheit. Diese beiden Prinzipien werden notwendigerweise mit einander im Konflikt stehen, wenn sie keinem anderen Prinzip unterstehen, das unter ihnen richten wird. Säkularismus lehnt von seiner Art her schon Religion ab, und in seiner westlichen Form betrachtet man die Fitra (angeborenen Werte) nicht als Kriterium für das, was nützlich oder schädlich für die Menschheit ist. Es gibt keine Alternative als diese beiden Prinzipien zum absoluten Standard dafür zu machen, welches Verhalten erlaubt und angemessen ist, und welches nicht. Der Widerspruch und Konflikt zwischen diesen beiden Prinzipien zeigt sich deutlich in einigen der aktuellen heißen Themen dieser Gesellschaften. Diejenigen, die sich für die Akzeptanz von Homosexualität und die Gewährung gleicher Rechte und Chancen für bekennende Homosexuelle in allen Bereichen des Lebens einsetzen, einschließlich Militärdienst, stützen ihre Argumente auf dem Prinzip der individuellen Rechte. Sie meinen, niemand besäße das Recht, sich mit dem, was sie als ihre "sexuelle Orientierung" bezeichnen, zu beschäftigen. Dasselbe Argument wird von den Unterstützern der Abtreibung gebracht. Du hörst sie regelmäßig fassungslos sagen: "Wie kann es mir verboten sein, über meine Angelegenheiten und meinen Körper frei und selbst zu entscheiden? Welches Recht hat die Justiz, sich in derartige persönliche Dinge einzumischen?" Das einzige Argument ihrer Opponenten kann hervorbringen, dass dieses Verhalten Werten widerspricht, an denen der Großteil der Bevölkerung festhält. Auch wenn die Grundlage für die Ablehnung der Abtreibung bei vielen Menschen moralisch oder religiös ist, können sie nicht aus sich heraus und dies offen sagen, und sie können auch keine religiösen oder moralischen Argumente vorbringen, denn die säkuläre Gesellschaft würde keines davon akzeptieren. Wenn wir akzeptieren, dass es keine Grundlage für Werte gibt, außer die Meinung des Individuums oder der Mehrheit, und dass es daher möglich ist, alle Werte von einer Ära zur nächsten zu ändern, und von einer Gesellschaft zur nächsten, dann würde das bedeuten, dass es keine Verbindung zwischen Werten gibt und dem, was den Menschen in ihren materiellen und spirituellen Leben nutzt oder schadet, was hingegen bedeuten würde, dass alle Werte gleichermaßen gültig wären, und es spielt keine Rolle, welche Werte eine bestimmte Gesellschaft annimmt oder ablehnt. Allerdings bedeutet dies, dass jegliches Verhalten, das von den sekulären Gesellschaften heute als abscheulich angesehen wird, wie sexueller Mißbrauch von Kindern und Vergewaltigung von Frauen, für die sie harte Strafen vorsehen, lediglich aufgrund der gegenwärtigen Neigung als widerlich angesehen wird, die sich morgen ändern kann, also könnten schwere Straftaten salonfähig werden, auf der Grundlage des Prinzips der individuellen Freiheit. Der Grund, aus dem ein Säkularist verwirrt ist, wenn ihm bestimmte Fragen gestellt werden, ist, dass seine Abneigung gegen solche Verbrechen nicht wirklich auf diesen beiden Prinzipien beruht, die zu den einzigen akzeptierten Argumentationsgrundlagen in Gesellschaften geworden sind, die vom Säkularismus beherrscht werden; der wirkliche Grund dafür sind die Überreste seiner moralischen Gefühle, die er von seiner natürlichen Veranlagung her noch besitzt, mit der Gott ihn ausgestattet hat und auf denen er trotz seines Säkularismus noch verweilt. Vielleicht würde sich seine Verwirrung noch vergrößern, wenn er gefragt würde, warum er diesen demokratischen Werten eine solche Vorrangstellung gegeben hat, bis er sie zu seinem Standard gemacht hat, an dem alle anderen Werte und Verhaltensweisen gemessen werden. Wenn er sagt, seine Verehrung für sie basiere lediglich auf derzeitigen persönlichen Vorlieben und Neigungen, oder auf kulturellem Chauvinismus, dann wird er keine Antwort für seinen Gegner haben, der ihm aufgrund seiner widersprüchlichen persönlichen Vorlieben widerspricht, oder weil die Normen seiner Gesellschaft sich von der anderer unterscheiden. Die fandenscheinige Grundlage von Werten in säkularen Gesellschaften befähigt sie, sich gegen alle Werte unzukehren, die einem gerade lieb und teuer sind. Das ebnet ihnen auch den Weg für ihre Handlungsweisen, schwächere Völker zu besetzen und zu kolonialisieren. Es gibt nichts, das sie davon abhält, dies zu tun, sobald einer von ihnen aufsteht und verkündet, dass daraus ein nationaler Nutzen zu gewinnen ist und ihm eine große Zahl seiner Mitbürger glauben. Sein politischer Vorschlag wird zu einer offiziellen Politik, auf der Grundlage der mehrheitlichen Zustimmung. Es ist allerdings, wie du sehen kannst, eine Zustimmung aus nichts als Gier. Dies war die Rechtfertigung aller Übergriffe in der Geschichte gewesen. Tatsächlich ist dies die Grundlage mit der ein jedes Tier ein anderes angreift. Also sind persönliche Freiheit und das Mehrheitsprinzip nicht die fundamentalen Werte, auf denen die säkulare Kultur beruht. Das ist so, weil Freiheit eine Wahl beinhaltet, doch sie ist nicht das Kriterium für die Wahl. Ich meine, wenn irgendjemandem die Freiheit gegeben wird zu wählen, so benötigt er einen Standard, den er als Kriterium für seine Wahl benutzen kann. Genauso ist nicht die Meinung der Mehrheit selbst der Standard; es ist bloß das Ergebnis vieler individueller Wahlen, die auf irgendeinem Standard beruhen. Was bildet also die Grundlage für die Wahl eines freien Individuums und einer freien Gesellschaft in dem säkularen System? Es sind ohne den leisesten Zweifel die Launen und Wünsche, die an die Stelle der wahren Gottheit getreten sind.
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