Sozialer Zusammenhalt im Islam (teil 1 von 3): Verbindung des Glaubens
Beschreibung: Die Grundlage für Zusammenhalt in der Gesellschaft legen.
- von Jamaal al-Din Zarabozo (© 2011 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 07 Feb 2011
- Zuletzt verändert am 07 Apr 2013
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Gesellschaften bestehen aus verschiedenen Einzelpersonen, deren Rasse, ethnische Zugehörigkeit und Religion variieren können. Heutzutage wird häufig von pluralistischen Gesellschaften gesprochen, und wie sozialer Zusammenhalt in derartigen Gesellschaften gefördert werden kann. Die Annäherung des Islam an diese Frage ist einzigartig. In ihrem Fortschritt schafft er die stärkstmögliche Verbindung.
Bevor wir zu einer Beschreibung des stärkstmöglichen Bandes kommen, ist es wichtig, zu bemerken, dass der Islam die absolute Wurzel der sozialen Uneinheit bekämpft: Rassismus und Vorurteil. Man kann so viele Gesetze erlassen, wie man will, aber solange diese Krankheit im Herzen wurzelt, kann es niemals wahren sozialen Zusammenhalt geben. Nichts beleuchtet diese Tatsache mehr, als die Debatten in Europa und den USA über Immigration. Hass auf „Ausländer“, sogar wenn diese vollständige Mitglieder und Bürger der Gesellschaft sind, wird wahren sozialen Zusammenhalt immer verhindern.
Der Islam hat diese Krankheit mit einem Vers hinfortgewischt, der anzeigt, worin der wahre Wert eines Menschen besteht. Gott sagt:
“O ihr Menschen! Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander erkennen möget. Wahrlich, vor Gott ist von euch der Angesehenste, welcher der Gottesfürchtigste ist. Wahrlich, Gott ist Allwissend, Allkundig.” (Quran 49:13)
Daher sollten Rasse und ethnische Zugehörigkeit keine Auswirkung auf den sozialen Zusammenhalt in den Augen eines Muslim haben. Es besteht also ein Unterschied, den der Islam in betracht zieht: der Unterschied von Glaube und Religion. Daher wird sich diese Diskussion über sozialen Zusammenhalt im Zusammenhang mit einer pluralistischen Gesellschaft im Hinblick auf die Religion beschäftigen.
Das Band des Glaubens
Wenn man heute viele fragen würde, welches das stäkste Band ist, das die Menschen möglicherweise verbindet, werden die meisten von ihnen vielleicht Antworten geben wie Blutsverwandtschaft, ethnischer Ursprung, Staatsangehörigkeit und so weiter. Tatsächlich zeigt der Qur´an, dass diese Arten des Bundes nicht so stark sind, wenn das Fundament dahinter schwach ist. Im Qur´an gibt Gott die Beispiele von Kain und Abel, die Brüder waren, trotzdem tötete einer den anderen, ebenso die Brüder von Josef, die Josef in einen Brunnen gesperrt hatten. Dies alles waren Blutsverwandte; aber sie stellten dieses Wort über ihre Beziehung zu anderen. Derartiges passiert heutzutage überall in der Welt. Die Beziehungen zwischen den Menschen sind ihren weltlichen Begierden, Zielen und Wünschen untergeordnet. Viele sind nur allzu schnell und leicht bereit, ihre eigenen Nachkommen und Verwandten zu verkaufen, um in dieser Welt voranzukommen oder um etwas, das sie sich wünschen, zu erreichen.
Dies alles zeigt uns eins: wenn die Verbindungen zwischen Menschen auf weltlichen Betrachtungen basieren, auch wenn es sich ursprünglich um Blutsverwandschaft handelt, dann werden diese Verbindungen aufgegeben, sobald weltliche Betrachtungen verlangen, dass sie aufgegeben werden. Daher sind dies nicht die stärksten Verbindungen, die zwischen den Menschen aufgebaut werden können. Die stärksten Verbindungen, die unter Menschen erreicht werden können, sind die Verbindungen des Islam und des wahren Glaubens. Dies sind die Verbindungen, die zwischen den Menschen gebildet werden, die einzig und allein das Ergebnis ihres Glaubens und ihrer Liebe für Gott sind. Dies hat Gott im Qur´an ganz deutlich betont, als Er sagt:
“Und Er hat zwischen ihren Herzen Freundschaft gestiftet. Hättest du auch alles aufgewandt, was auf Erden ist, du hättest doch nicht Freundschaft in ihre Herzen zu legen vermocht, Gott hat aber Freundschaft in sie gelegt. Wahrlich, Er ist Erhaben, Allweise.” (Quran 8:63)
Gott sagt auch:
“Und haltet insgesamt an Gottes Seil fest, und zerfallet nicht, und gedenket der Gnade Gottes gegen euch, da ihr Feinde waret, und Er eure Herzen so zusammenschloß, dass ihr durch Seine Gnade Brüder wurdet; und da ihr am Rande einer Feuergrube waret, und Er euch entriss. So macht Gott euch Seine Zeichen klar, auf dass ihr euch rechtleiten möget.” (Quran 3:103)
Der Qur´an und die Sunna zeigen, dass das Band des Glaubens die stärkste aller Verbindungen ist. Es repräsentiert Menschen aus aller Welt, die nur aus einem Grund zusammenkommen: um Gott allein anzubeten. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten die Muslime zusammen und helfen einander mit Zuneigung, Mitgefühl und Liebe.
Es gibt tatsächlich zahlreiche Texte im Qur´an und den Hadithen, die zweifellos demonstrieren, dass Muslime eine universelle, internationale Bruderschaft und Schwesterschaft bilden sollen.[1] Um es kurz zu halten, werden hier nur ein paar Beispiele für diese Texte aufgeführt:
Gott sagt:
“Und die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer der anderen Auliyaa (Beschützer, Freunde, Helfer): sie gebieten das Gute und verbieten das Böse und verrichten das Gebet und entrichten die Zakah und gehorchen Gott und Seinem Gesandten. Sie sind es, derer Gott sich erbarmen wird. Wahrlich Gott ist Erhaben, Allweise. ” (Quran 9:71)
Ein anderer Vers lautet:
“Die Gläubigen sind ja Brüder…” (Quran 49:10)
Gott sagt ebenfalls:
“Muhammad ist der Gesandte Gottes. Und die, die mit ihm sind, sind hart zu den Ungläubigen, doch barmherzig zu einander...” (Quran 48:29)
Der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte:
“Der Gläubige ist gegenüber dem anderen Gläubigen wie ein Bauwerk, ein Teil festigt den anderen.” (Sahieh al-Bukhari und Sahieh Muslim)
Ein anderer Hadith besagt:
“Die Parabel der Gläubigen was ihre Liebe, Barmherzigkeit und Zuneigung unter einander angeht, ist wie die eines Körpers: wenn ein Glied schmerzt, reagieren die anderen mit Schlaflosigkeit und Fieber.” (Sahieh Muslim)
Aber diese großartige Brüderlichkeit des Islam ist nicht einfach nur theoretisch. Sie wird tatsächlich durch praktische Rechtleitung wohl definiert und unterstützt.[2] Sie hat bestimmte Grundkomponenten und besondere Rechte und Verpflichtungen, die in Qur´an und Sunna beschrieben werden. Diese Rechte und Pflichten gelten für jeden Muslim, jederzeit und an jedem Ort.
Footnotes:
[1] Es ist wichtig, zu realisieren, dass diese Brüderlichkeit auf einen gemeinsamen Glauben basiert. In der Tat endet die Blutverwandtschaft, wenn es um Unterschiede in der Religion geht. Gott sagt über Noah und seinen Sohn: Er sprach: "0 Noah, er ist nicht einer von deinen Angehörigen, das ist ja kein rechtschaffenes Tun.” (Quran 11:46). Daher fallen Nicht-Muslime nicht unter diese Brüderlichkeit. Sie sind aber mehr als willkommen an dieser Brüderlichkeit teilzuhaben, indem sie den Islam annehmen, denn diese Brüderlichkeit basiert nicht auf Rasse, ethnischer Zugehörigkeit oder Nationalität. Anderenfalls haben sie durch die Wahl ihrer Religion und ihres Glaubens gewählt, außerhalb dieser Brüderlichkeit zu bleiben. Wie später diskutiert werden wird, hat der Muslim gegenüber diesen Nicht-Muslimen trotz allem Verpflichtungen.
[2] Es ist eine große Gnade, dass man im Islam detaillierte Lehren findet, die ihre Ergebnisse in den erwünschten Zielen finden, während sie zur gleichen Zeit außerordentlich anwendbar sind und mit der menschlichen Natur übereinstimmen. Der Mangel an derartigen Lehren ist eines der größten Dilemmas des Christentums. In bezug auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt sind die großartigsten Lehren, die man im Neuen Testament findet, als die „harten Aussagen“ Jesus´ bekannt. Es sind folgende: “Ihr habt gehِört, dass gesagt ist: “Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar; und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Unterkleid nehmen will, dem lass auch den Mantel. Und wenn jemand dich zwingen wird, eine Meile zu gehen, mit dem geh zwei. Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will. Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bِöse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zِöllner dasselbe? Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.” (Matthäus 5:38-48). (Merke, dass Muslime sich der Tasache bewusst sind, dass die Worte Jesus´ nicht sorgfältig bewahrt worden sind und daher kann man nicht wahrhaftig argumentieren, dass dies seine Worte gewesen seien.) Christliche Gelehrte selbst sind verwirrt. Wie sollen so offensichtlich unmögliche oder nicht anwendbare Lehren appliziert werden? Nur ein Beispiel für eine Diskussion dieser Worte wird ausreichen, um zu zeigen, wie verwirrt sie sind: “[Um diese Worte zu interpretieren, ist das Modell, das von Joachim Jeremias vorgeschlagen wird, einfach, repräsentativ und von weitreichendem Einfluss. Nach diesem Modell wird die Rede normalerweise auf einer von drei Arten betrachtet: (1) als ein perfektionistischer Kodex, völlig auf einer Linie mit der Gesetzgebung des rabbinischen Judentums; (2) als ein unmögliches Ideal, das dazu bestimmt ist, den Gläubigen zuerst in Hoffnungslosigkeit zu stürzen und dann auf Gottes Barmherzigkeit zu vertrauen; oder (3) als eine "vorläufige Ethik", d.h. für etwas, das als kurze Wartezeit am Ende der Zeit erwartet wird, und das nun obsolet ist. Jeremias fügt noch seine eigene vierte These hinzu: Die Rede ist eine andeutende Schilderung des beginnenden Lebens im Königreich Gottes, das als Bedingung die Möglichkeit der Erfahrung der Umwandlung voraussetzt. Es wurden noch komplexere oder verständlichere Schematisierungen angeboten, aber die meisten Erläuterer können in Verbindung mit den Optionen, die von Jeremias geboten wurden, verstanden werden.” Lisa Sowle Cahill, Love Your Enemies: Discipleship, Pacifism, and Just War Theory (Minneapolis, MN: Fortress Press, 1994), S. 27.
Sozialer Zusammenhalt im Islam (teil 2 von 3): Islamische Brüderlichkeit
Beschreibung: Die notwendigen Aspekte der Brüderlichkeit und die zahlreichen praktischen Mittel, die der Islam eingerichtet hat, um diese Brüderlichkeit in der Gesellschaft zu erreichen.
- von Jamaal al-Din Zarabozo (© 2011 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 14 Feb 2011
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Einer der notwendigen Aspekte dieser Brüderlichkeit ist Liebe. Das bedeutet, es ist eine Verpflichtung aller Muslime, ihre muslimischen Brüder zu lieben. Sie sollen sie in der Tat auf eine Art und Weise lieben, wie sich auch für sich selbst sorgen. Wie der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte:
“Keiner von euch glaubt wirklich, bis er für seinen Bruder liebt, was er für sich selbst liebt.” (Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim)
Ein zweiter notwendiger Aspekt dieser Brüderlichkeit ist gegenseitige Unterstützung, Hilfe und Assistenz. Wenn sein Bruder unterdrückt oder ungerecht behandelt wird, eilt er ihm, wenn möglich, mit seinem Besitz und seiner Seele zur Hilfe und Unterstützung. Dies wird zum Beispiel in folgendem Vers beschrieben:
“Und warum wollt ihr nicht für Allahs Sache kämpfen und für die der Schwachen Männer, Frauen und Kinder, die sagen: "Unser Herr, führe uns heraus aus dieser Stadt, deren Bewohner Bedrücker sind, und gib uns von Dir einen Beschützer, und gib uns von Dir einen Helfer?’” (Quran 4:75)
Ein dritter wesentlicher Aspekt dieser Islamischen Brüderlichkeit ist Gnade und Sanftmut unter den Gläubigen. Dies geht über einfache Liebe für einander hinaus, aber es bedeutet, dass jeder Bruder in seinem Herzen fühlt, was sein Bruder durchlebt. Der Prophet beschrieb die Muslime folgendermaßen:
“Die Parabel der Gläubigen was ihre Liebe, Barmherzigkeit und Zuneigung unter einander angeht, ist wie die eines Körpers: wenn ein Glied schmerzt, reagieren die anderen mit Schlaflosigkeit und Fieber.” (Sahieh Muslim)
Eine letzte notwendige Komponente unserer Brüderlichkeit bilden allgemeine Taten aus Gefälligkeit. Wahre Brüderlichkeit muss auch in die Tat umgesetzt werden; sie kann nicht einfach nur ein Lippenbekenntnis bleiben. Ein erstaunlicher und wunderschöner Aspekt des Islam ist, dass er die Angelegenheiten nicht einfach auf einer hypothetischen Ebene beläßt, wo jeder Einzelne ausprobiert, wie mögliche Ziele erreicht werden können. Der Prophet hat beispielsweise bestimmte Taten hervorgehoben, die jeder Einzelne zu Recht von seinem Bruder erwarten darf und die man seinem Bruder gegenüber erfüllen soll. Von diesen allgemeinen verpflichtenden Taten aus Gefälligkeit sind die sechs, die der Prophet besonders erwähnt hat:
“Sechs sind die Rechte eines Muslim gegenüber einem anderen Muslim... Wenn du ihn triffst, begrüße ihn; wenn er dich zum Essen einlädt, nimm an; wenn er deinen aufrichtigen Rat sucht, gib´ ihm diesen; wenn er niest und ‘al-hamdulillah’ sagt, sag ´Möge Gott Sich deiner erbarmen´; wenn er krank wird, besuche ihn; und wenn er stirbt, folge seinem Leichenzug.” (Sahieh Muslim)
Abgesehen von diesen wohlbekannten Taten leitet das Islamische Gesetz die Muslime zu vielen anderen guten Taten an, die die Nächstenliebe und das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Gläubigen fördern, welche ein offensichtliches Ziel dieses Gesetzes selbst darstellen. Wenn daher ein Muslim einen anderen Muslim für Allah liebt, dann sollte er dem anderen dieses Gefühl mitteilen. Der Prophet erklärte den Grund dafür folgendermaßen, als er sagte:
“Wenn einer von euch seinen Bruder für Allah liebt, sollte er ihm dies mitteilen, denn dies wird die Verbindung zwischen ihnen länger anhalten lassen und ihre Liebe festigen.”[1]
Der Prophet sagte ebenfalls:
“Bei Dem, in Dessen Hand meine Seele ist, ihr werdet das Paradies nicht betreten, bis ihr glaubt. Und ihr werdet nicht glauben, bis ihr einander liebt. Gewiss, lasst mich euch über das informieren, das solches für euch hervorruft: Frieden unter euch verbreiten.” (Sahieh Muslim)
Dieser Hadith könnte bedeuten, den Friedensgruß zu verbreiten oder tatsächlich Taten, die Frieden und Gemeinsamkeit hervorbringen.
Der Prophet bemerkte auch die Wichtigkeit, einander Geschenke zu machen. Er sagte:
“Tauscht Geschenke und ihr werdet einander lieben.” (As-Suyuuti)
Der Prophet empfahl den Muslimen auch, einander zu besuchen. Er sagte:
“Besucht euch gelegentlich und Liebe wird sich [unter euch] vermehren.” (al-Tabaraani)
Wenn jemand zusätzlich zu allen diesen positiven Taten, verbotene Taten vermeidet, wird das Ergebnis ebenfalls positive Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen haben. Mit anderen Worten, wenn jemand üble Nachrede, Verleumdung, Lügen, Betrug, Spionieren usw meidet, wird nur Gutes durch das Meiden dieser schlimmen Dinge, die der Islam klar und deutlich verboten hat, erreicht.
Daher kann man den Schluss ziehen, dass sozialer Zusammenhalt unter Muslimen tatsächlich eines der am meisten angestrebten Ziele im Islam ist. Außerdem wurden praktische Schritte festgelegt, um sicherzustellen, dass dieses Ziel auch erreicht wird.
Sozialer Zusammenhalt im Islam (teil 3 von 3): Muslime und Nichtmuslime
Beschreibung: Die Mittel, durch die Zusammenhalt in einer pluralistischen Gesellschaft erreicht werden kann, wo Glaubensunterschiede zu Spannung und Feindschaft führen können.
- von Jamaal al-Din Zarabozo (© 2011 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 21 Feb 2011
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Ein Muslim vis-à-vis Nichtmuslimen
Offensichtlich wird die Gesellschaft nicht nur aus Muslimen allein bestehen. Außerdem verfolgen Muslime und Nichtmuslime ziemlich unterschiedliche Wege. Das Leben eines Muslim kreist völlig um den korrekten Glauben an Gott. Das Verhalten eines Muslim anderen gegenüber wird gleichermaßen durch das Verhalten der anderen Gott gegenüber bestimmt. Ein Muslim kann sich nicht möglicherweise vollkommen mit jemandem verbunden fühlen und lieben, der Gott den Rücken gekehrt hat, sich weigert, sich Gott zu unterwerfen oder sich sogar über den Glauben an Gott lächerlich macht. Es ist einfach nicht natürlich, dass es zwischen derartigen Menschen vollständige Liebe geben könnte.[1] Abgesehen von diesem möglicherweise negative Gefühl im Herzen, muss der Muslim allerdings mit Nichtmuslimen auf der Grundlage gerechter Prinzipien umgehen. Dies trifft auf alle Nichtmuslime zu – viele Nichtmuslime sind Muslimen gegenüber nicht antagonistisch, während andere klar und unwiderruflich Verachtung und Hass Muslimen gegenüber zur Schau tragen.[2]
Ein Grundprinzip des Verhaltens gegenüber nicht kriegführenden Nichtmuslimen finden wir in folgendem Qur´anvers:
“Allah verbietet euch nicht, gegen jene, die euch nicht des Glaubens wegen bekämpft haben und euch nicht aus euren Häusern vertrieben haben, gütig zu sein und redlich mit ihnen zu verfahren; wahrlich, Allah liebt die Gerechten.” (Quran 60:8)
Eine wichtige Verpflichtung gegenüber Ungläubigen ist anständige und gerechte Behandlung. Dies beschrieb ein wohlbekannter muslimischer Gelehrter, Schaikh ibn Baz, der sagte:
“[der Muslim] darf keiner anderen Person in bezug auf ihr Leben, ihren Besitz oder ihre Ehre Unrecht tun, wenn der Nichtmuslim ein Bewohner des islamischen Staates ist oder anderen Schutz genießt. Er muss die Rechte des anderen erfüllen. Er darf ihn in bezug auf seinen Besitz kein Unrecht tun, indem er ihn beraubt, betrügt oder irreführt. Er darf seinem Körper keinen Schaden zufügen, indem er ihn schlägt oder tötet. Sein Schutz vom Staat garantiert ihm seine Sicherheit vor solchen Dingen.”[3]
Ein Muslim kann Beziehungen mit Nichtmuslimen haben, z.B. kaufen, verkaufen oder von ihnen leihen.[4] Sogar auf sozialer Ebene kann es Beziehungen geben, wie zusammen essen und ähnliches. Allerdings werden solche Beziehungen von Natur aus begrenzt sein, wegen der sozialen Praktiken und Gebräuche. Vielleicht könnte man sagen, dass das ultimative Ziel des Muslim ist, sie zum Islam einzuladen, indem man ihnen die Tür öffnet, eine vollständige Beziehung der Liebe und Brüderlichkeit unter einander aufzubauen. Sogar wenn der Nichtmuslim feindlich und unhöflich ist, weiß der Muslim, dass er seinem Schlechten mit Gutem begegnen sollte. Gott sagt:
„Und nimmer sind das Gute und das Böse gleich. Wehre (das Böse) in bester Art ab, und siehe da, der, zwischen dem und dir Feindschaft herrschte, wird wie ein treuer Freund sein.“ (Quran 41:34)
Wie ibn Baz zusammenfassend schrieb:
“Es für Muslime verpflichtend, mit Ungläubigen auf islamische Weise mit gutem Benehmen umzugehen, solange sie die Muslime nicht bekämpfen. Man muss seine Verpflichtungen ihnen gegenüber erfüllen, man darf sie nicht betrügen, täuschen oder belügen. Wenn es unter ihnen ein Streitgespräch oder eine Diskussion gibt, muss man auf die beste Art und Weise mit ihnen argumentieren und im Streit gerecht mit ihnen umgehen. Dies alles in Gehorsamkeit zu Gottes Befehl:
“Und streitet nicht mit dem Volk der Schrift; es sei denn auf die beste Art und Weise. Ausgenommen davon sind jene, die ungerecht sind.” (Quran 29:46)
Es ist dem Muslim gestattet, sie zum Guten einzuladen, ihnen guten Rat zu erteilen und geduldig mit ihnen zu sein, und gleichzeitig ein nachbarschaftlich und und höflich. Dies ist so, weil Gott sagte:
“Rufe zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung auf, und streite mit ihnen auf die beste Art. ” (Quran 16:125)
Gott sagte ebenfalls:
“…freundlich zu den Menschen sprechen…” (Quran 2:83)[5]
Ein Muslim angesichts der Gesellschaft im Ganzen
Wenn ein Muslim akzeptiert, in einer bestimmten Gesellschaft zu leben, dann schließt er im Prinzip ein Abkommen mit dem Land, dass er an den Gesetzen des Staates festhalten wird. Er hat nicht das Recht, einfach weil er Muslim ist und der Staat kein islamischer Staat ist, gegen die Gesetze des Staates zu verstoßen. Daher beziehen sich alle diese Prinzipien, die in diesem Kapitel beschrieben wurden, auf einen Muslim, wo auch immer er leben mag. In den meisten Ländern sind heutzutage Dinge gestattet, die einem Muslim verboten sind. Diese erlaubten Dinge vermeidet der Muslim einfach. Er sollte sich auch nach seinen Rechten erkundigen, um sicherzugehen, dass er nicht gezwungen sein wird, etwas, das im Islam verboten ist, zu tun. Vor allem sollte er zu den Einwohnern gehören, die an den Gesetzen festhalten.
Zusätzlich sollte ein Muslim eine Bereicherung für die Gesellschaft sein, in der er lebt. Er sollte in vielerlei Hinsicht ein vorbildlicher Mitbürger sein. Wie schon zuvor beschrieben, sollte er ein guter Nachbar sein. Er ist verpflichtet, das Gute zu empfehlen und das Schlechte abzuwenden, egal wo er lebt. Außerdem muss er meiden und ablehnen, was die meisten Gesellschaften als grobe Verbrechen betrachten, wie Mord, Raubüberfälle, Erpressung und so weiter. Darüber hinaus muss er Alkohol- und Drogenkonsum aus dem Weg gehen und so der Gesellschaft nicht mit seinen persönlichen Schwächen und Neigungen Lasten auferlegen. Schließlich muss er in allen seinen Taten gerecht und fair mit den anderen Mitgliedern der Gesellschaft sein.
Der Islam erkennt die Tatsache an, dass es für einen Menschen natürlich ist, sein Land zu lieben und das Land in dem man aufgewachsen ist, gegenüber anderen zu bevorzugen. Als die Muslime gezwungen waren, aus Mekka auszuwandern, das unter der Kontrolle der Götzendiener stand, bekannten viele von ihnen ihre Liebe für Mekka. Daher ist es für Muslime ganz natürlich, eine Liebe für das Land, in dem sie gerade leben, zu entwickeln, egal welches es ist, auch wenn dieses Land kein islamischer Staat ist. Es ist für Muslime ebenfalls ganz natürlich, für ihr Heimatland das beste zu wünschen. Aber unglücklicherweise kann es sein, dass ihre Vorstellung davon, was das beste ist, von anderen nicht geteilt oder geschätzt wird. Beispielsweise wünschen sich die Muslime, dass Glücksspiel, Prostitution und Pornographie verschwinden. Der Muslim glaubt, dass dies das beste für alle betroffenen Menschen wäre, für Muslime ebenso wie für Nicht-Muslimes. Viele Nicht-Muslime teilen aber dieses Gefühl nicht. Darin liegt das wirkliche Problem. Theoretisch gesehen sollte dies in den zeitgenössischen “freien” Gesellschaften kein Problem darstellen. Muslime sollten in der Lage sein, ihre Werte und Gebräuche einzuhalten – ohne anderen zu schaden – während andere der vorherrschenden Kultur in nicht-muslimischen Ländern folgen. Wenn die „freien“ Länder den Muslimen dieses bisschen Freiheit nicht gewähren, bedeutet das, dass sie nicht nach ihren eigenen Idealen leben wollen. Es sind nicht die Muslime, die versuchen, ihnen zu schaden, denn sie bemühen sich nur, gute Mitbürger zu sein, während sie eine andere Lebensweise als die vorherrschende Kultur haben.
Schlussfolgerung
Sogar in pluralistischen Gesellschaften tragen islamische Lehren zum sozialen Zusammenhalt bei. Erstens wird der erste Stolperstein für derartigen Zusammenhalt, Rassismus und Vorurteil, beseitigt. Zweitens wird eine starke Liebe unter denen, die dem islamischen Glauben angehören, geschaffen. Drittens werden klare und entschiedene Anweisungen für gerechtes und angemessenes Benehmen den Andersgläubigen gegenüber gegeben. Viertens versteht der Muslim seine Verantwortung seinen Mitbürgern gegenüber und daher trägt er zu Gunsten aller dazu bei, was das Wohlbefinden und den Zusammenhalt in der Gesellschaft fördert.
Footnotes:
[1] Diese Tatsache gilt auch für Sekularisten. Viele von denen auf der linken Seite der politischen Skala fühlen gegenüber denen auf der rechten Seite wahre Verachtung und Hass und umgekehrt.
[2] Es gibt Zeiten, in denen der islamische Staat Krieg gegen nichtmuslimische Staaten führt. Derartige Zustände waren in der Geschichte der Menschheit nichts Ungewöhnliches und bedeuten nicht notwendigerweise, dass es in Zukunft unmöglich sei, zu kooperieren. In der Tat haben die europäischen Staaten immer wieder gegen einander gekämpft, manchmal hundert Jahre lang, und doch gehören sie heute alle zur europäischen Union. Der Kriegszustand wird die Beziehung zwischen Muslimen und Nichtmuslimen beeinflussen. Allerdings ist dies in der heutigen Welt nicht der Normalfall. Daher geht eine Erläuterung dieses Themas über den Rahmen dieses Werks hinaus.
[3] Ali Abu Lauz, compiler, Answers to Common Questions from New Muslims (Ann Arbor, MI: IANA, 1995), S. 30.
[4] Themen bezüglich nichtmuslimischer Verwandter oder Nachbarn wurden bereits angesprochen.
[5] Ali Abu Lauz, Answers, S. 42.
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