Die dritte Säule des Islam: Almosen
Beschreibung: Eine Einführung zur dritten Säule des Islam, dem Pflicht-Almosen oder Zakat, die spirituelle Bedeutung der Zakat und des Almosen, und wie der Islam das Geld allgemein betrachtet.
- von IslamReligion.com
- Veröffentlicht am 31 Mar 2008
- Zuletzt verändert am 10 Jun 2018
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Im Islam wird nicht nur empfohlen, Almosen zu geben, es ist die Pflicht eines jeden finanziell stabilen Muslim. Jenen Almosen zu geben, die einen Anspruch darauf haben, ist Teil des muslimischen Charakters und eine der fünf Säulen der islamischen Lebens-weise. Zakat wird als Pflicht-Almosen betrachtet; sie ist für alle, die ihr Hab und Gut von Gott erhalten haben, eine Pflicht, damit sie den bedürftigen Mitgliedern der Gemeinschaft damit helfen. Völlig gefühllos und ohne Gemeinschaftsgeist interessieren sich manche Leute nur dafür, wie sie ihren Reichtum horten und vermehren könne, indem sie ihn mit Zinsen verleihen. Die islamische Lehre befiehlt genau das Gegenteil dieses eigennützigen Verhaltens. Der Islam empfiehlt, den Reichtum mit anderen zu teilen und den Leuten dazu zu verhelfen, auf eigenen Beinen zu stehen und produktive Mitglieder der Gesellschaft zu werden.
Auf arabisch bedeutet Zakat wörtlich “Reinigung”, denn Zakat reinigt das Herz des Menschen von Habsucht. Die Liebe zum Reichtum ist nur zu natürlich, und es bedarf eines festen Glaubens an Gott, um etwas von seinem Reichtum mit anderen zu teilen. Zakat muss für verschiedene Kategorien des Eigentums gezahlt werden – Gold, Silber, Geld; Weidetierbestand, landwirtschaftliche Produkte und geschäftliche Waren – und ist zahlbar ein Jahr, nachdem es in den Besitz gelangt ist und das Gesamtvermögen eine festgesetzte Mindestgrenze überschritten hat. Es wird ein jährlicher Betrag von 2,5 % des Besitzes und Vermögens einer Einzelperson verlangt. (Die Abgabe einer Ernte oder von Weidetieren wird anders bemessen.)
Ähnlich dem Gebet, das sowohl eine individuelle als auch eine geimeinschaft-liche Verpflichtung darstellt, bringt die Zakat den Gottesdienst und die Dankbar-keit eines Muslim Gott gegenüber zum Ausdruck, indem er Bedürftige unterstützt. Im Islam ist der wahre Eigentümer aller Dinge nicht der Mensch, sondern Gott. Die Anhäufung von Reichtum für einen selbst oder damit es das eigene Ansehen vermehrt, wird verdammt. Reine Anhäufung von Reichtum zählt im Angesicht Gottes überhaupt nichts. Es ist für den Menschen weder in diesem Leben noch im Jenseits von Nutzen. Der Islam lehrt den Menschen, dass sie ihren Reichtum mit der Absicht, davon für ihre eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer zu spenden, vermehren sollen.
“‘Der Mensch’, sagte der Prophet, ‘sagt: Mein Reichtum! Mein Reichtum!’ Habt ihr keinen Reichtum, außer dem, was ihr an Almosen gebt und so bewahrt ihr ihn, bekleidet euch und zehrt davon, eßt und braucht ihn auf?”
Das gesamte Konzept des Reichtums wird im Islam als ein Geschenk Gottes betrachtet. Gott, Der diesen Reichtum der Person zur Verfügung gestellt hat, gab ihm einen Teil davon für die Armen, also besitzen die Armen einen Anspruch auf den Reichtum der Person. Zakat erinnert Muslime daran, dass alles, das sie besitzen, Gott gehört. Den Leuten wird ihr Reichtum als etwas Anvertrautes von Gott gegeben, und Zakat befreit die Muslime von der Liebe zum Geld. Das Geld, das als Zakat gegeben wird, ist nichts, das Gott benötigt oder erhält. Er steht über jeglicher Art von Abhängigkeit. Gott verspricht in Seiner grenzenlosen Gnade Lohn für jene, die den Bedürftigen helfen, mit der einen Grundvorraussetzung, dass sie Zakat im Namen Gottes spenden; man sollte keinerlei weltlichen Gewinne von den Zakat-Empfängern erwarten oder verlangen, noch sollte man seinen Namen als Wohltäter preisen. Die Gefühle eines Zakat- Empfängers sollten nicht verletzt werden, indem man ihm das Gefühl vermittelt, minderwertig zu sein oder indem man ihn an die Unterstützung erinnert.
Geld, das als Zakat gegeben worden ist, kann nur für spezielle, besondere Dinge verwendet werden. Das Islamische Gesetz legt fest, dass Almosen nur dafür benutzt werden darf, um Arme, Waisen und Witwen zu unterstützen, Sklaven und Schuldner zu befreien und um anderen Bedürftigen zu helfen, wie im Quran (9:60) besonders erwähnt wird. Zakat, das vor mehr als 1400 Jahren eingeführt wurde, funktioniert in der muslimischen Gesellschaft als eine Art Sozialversicherung.
Weder die jüdischen noch die christlichen Schriften loben die Befreiung von Sklaven, indem sie es in den Rang einer gottesdienstlichen Handlung emporheben. In der Tat ist der Islam die einzige Religion auf der Welt, welche die Gläubigen anweist, Sklaven finanziell zu unterstützen, damit sie ihre Freiheit wiedererlangen können und er erhob die Freilassung eines Sklaven in den Rang der gottesdienst-lichen Handlungen – sofern es getan wird, um Gott zu gefallen.
Unter den Kalifen war die Sammlung und die Auszahlung von Zakat Aufgabe des Staates. In der gegenwärtigen muslimischen Welt ist es dem Einzelnen überlassen, mit Ausnahme mancher Länder, in denen der Staat diese Rolle teilweise übernimmt. Die meisten Muslime im Westen verteilen Zakat über islamische Wohlfahrtsverbände, Moscheen oder sie geben sie direkt den Armen. Geld wird nicht bei religiösen Veranstaltungen gesammelt oder auf Kollekten-tellern, aber in manchen Moscheen steht eine Sammelbüchse für jene, die Zakat geben wollen. Von der Zakat abgesehen, wird außerdem empfohlen, privat noch andere Formen des Almosens, möglichst im Verborgenen, zu geben, mit der Absicht, dies einzig und allein für Gott zu tun.
Neben Zakat betonen der Quran und die Ahadith (Aussagen und Taten des Propheten Muhammad, möge Gott seine Erwähnung vermehren) Sadaqah, oder freiwillige Almosengaben, die für Bedürftige bestimmt sind. Der Quran empfiehlt das Speisen der Hungrigen, das Bekleiden der Nackten, das Helfen derer, die Hilfe bedürfen und je mehr man hilft, desto mehr hilft Gott einem; und je mehr man gibt, desto mehr gibt einem Gott. Man fühlt: Wenn man sich um andere kümmert, kümmert sich Gott um einen.