Der Brief des Propheten an den Kaiser von Byzanz (teil 2 von 3): Der Empfang
Beschreibung: Die Vorzeichen und Nachrichten vom Propheten des Islam, die zu Heraklius kamen, und sein Überprüfen der Zeugnisse des Verfassers des Briefes.
- von Jeremy Boulter (© 2011 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 20 Jun 2011
- Zuletzt verändert am 20 Jun 2011
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Heraklius erhält Nachrichten von Muhammad
Ibn al-Natur war der Gouverneur Heraklius´ in Jerusalem, er war das Oberhaupt der Christen von Großsyrien. Ibn al-Natur berichtete einmal, als er in Jerusalem war:
Heraklius stand eines Morgens mit trauriger Laune auf. Einige der Priester fragten ihn warum.
Als einer, der Astrologie praktizierte, hatte Heraklius versucht, die Zukunft zu erkunden.
Als Antwort auf ihre Frage sagte er: “Letzte Nacht habe ich die Sterne betrachtet und ich sah, dass ein Führer von denen, die die Beschneidung praktizieren, erschienen ist (und alles erobern wird, was vor ihm war). Wer sind diejenigen, die die Beschneidung praktizieren?”
Die Priester antworteten: “Außer den Juden praktiziert keiner die Beschneidung und vor denen brauchst du dich nicht zu fürchten; gib einfach Anweisung, jeden Juden, der sich im Land aufhält, zu töten.”
Während sie darüber diskutierten, wurde ein Abgesandter des Königs von Ghassan[1] hereingebracht, um die Nachrichten des Gesandten Gottes an Heraklius zu überbringen.
(Diese Nachricht könnte dieser Brief vom Propheten gewesen sein.)
Nachdem er die Nachrichten gehörte hatte, befahl Heraklius dem Priester herauszufinden, ob der Gesandte von Ghassan beschnitten sei. Nachdem sie ihn untersucht hatten, berichteten sie, der Mann sei beschnitten. Da befragte Heraklius den Abgesandten über den Brauch der Araber. Der Abgesandte antwortete: „Araber praktizieren auch die Beschneidung.”
Als er dies hörte, sagte Heraklius: “Die Herrschaft der Araber hat begonnen und ihr Königreich ist dabei, sich zu bilden.”[2]
Die folgende Geschichte wurde den Überlieferungen der Gefährten des Propheten entnommen. Die Geschichte wurde von Abu Sufyan an Abdullah Ibn Abbas weitergegeben, der sie anderen berichtete.[3] Ibn Abbas war ein sehr ergebener Schüler Muhammads, Gottes Segen und Frieden seien mit ihm, und ein hochangesehener Gelehrter des Qur´an.
Abu Sufyans Treffen mit Kaiser Heraklius
629nChr, drei Jahre vor dem Tod des Gesandten Gottes, hat Heraklius Jerusalem zurückerobert, das, von dem gesagt wird, es sei das Originalkreuz, das von den Christen hoch geachtet und 15 Jahre zuvor von Chosrau als Kriegsbeute genommen worden war, im Triumph tragend.[4] Als er dort residierte, kam ihm der Brief in die Hand, den Muhammad vielleicht ein Jahr zuvor gesandt hatte. Daraufhin fragte er, ob jemand vom Volke des Verfassers in dem Territorium, in dem er herrschte, anwesend sei und ihm wurde von Abu Sufyans Handelskaravane aus Mekka berichtet, die in der Nähe Handel trieb. Er und seine Gefährten wurden an den Gerichtshof des Imperators nach Jerusalem gerufen, um vor Heraklius zu erscheinen, der seine Größen bei sich hatte.
Die Fragen, die Heraklius stellte, und ihre Antworten
Heraklius rief nach seinem Übersetzer, um sie zu befragen. Er befahl ihm, zu fragen, wer von ihnen dem Mann, der behauptete, ein Prophet zu sein, am nächsten sei.
Abu Sufyan antwortete: “Ich bin sein engster Verwandter (von dieser Gruppe).”
Heraklius fragte: “Und wie ist die Beziehung zwischen ihm und dir?”
Abu Sufyan sagte: “Er ist mein (entfernter) Kousin väterlicherseits.”[5]
Heraklius sagte: “Bringt ihn näher!” und Abu Sufyans Gefährten wurden hinter ihm platziert, an seinen Schultern. Dann befahl er seinem Übersetzer: “Sag seinen Gefährten, dass ich ihn über den Mann befragen werde, der behauptet, ein Prophet zu sein. Wenn er also eine Lüge spricht, so enttarnt sie sofort als Lüge.”
“Wie ist die Abstammung dieses Mannes unter euch?” fuhr der römische Imperator fort.
“Er ist von edler Abstammung”, antwortete Abu Sufyan.
Heraklius fragte weiter: “Hat irgendjemand von euch zuvor dasselbe bahauptet wie er?” „Neigte er zum Lügen, bevor er behauptete, was er behauptet?“ „War einer seiner Vorfahren ein König gewesen?”
Auf jede Frage konnte Abu Sufyan nur “Nein” antworten.
“Hören ihn die hochgeborenen oder die niedrigen Leute?”
Abu Sufyan antwortete: “Die machtlosen folgen ihm eher als die hochgeboren.”
Er sagte: “Nimmt ihre Zahl zu oder ab?”
“Sie nimmt zu”, war die Antwort.
Dann fragte er: “Wendet sich irgendeiner von denen, die seine Religion angenommen haben, unzufrieden ab und tritt nach einer Weile wieder aus?”
“Nein.”
Heraklius sagte: “Bricht er Vereinbarungen?”
Der Führer der Karavane antwortete: “Nein. Wir haben gerade Waffenstillstand mit ihm, aber wir fürchten, er könnte uns betrügen. ”
Die Befragung ging unermüdlich weiter: “Habt ihr jemals gegen einander gekämpft?”
“Ja.”
“Wie sind die Schlachten ausgegangen?”
“Manchmal gewinnt er die Schlachten und manchmal gewinnen wir.”
“Was verlangt er, was ihr tun sollt (in seinen Predigten)?“
“Er sagt uns, wir sollen nur Gott Allein anbeten und Ihm nichts in der Anbetung beigesellen; und wir sollen allen Götzen abschwören, die unsere Vorfahren uns geboten haben anzubeten. Er befiehlt uns, zu beten, Almosen zu geben, den Anstand zu wahren, Versprechen einzuhalten und die Verwandtschaftsbande zu wahren.”
Abu Sufyan gab später zu, dass er über den Propheten gelogen hätte, wenn er nicht die Schande gefürchtet hätte, dass seine Gefährten (die hinter ihm zuhörten) über ihn berichten würden, dass er ein Lügner sei. Also antwortete er so ehrlich er konnte. Er erwähnte ebenfalls an der Stelle, wo er fürchtete, Muhammad könnte ihn und diejenigen, die er führe, betrügen, sei die einzige Gelegenheit gewesen, etwas Negatives gegen ihn zu sagen.
Der Imperator wertet die Befragung aus
Nachdem er die Befragung Abu Sufyans über den Propheten beendet hatte, entschied sich Heraklius, ihm mitzuteilen, was er aus seiner Befragung geschlussfolgert hatte. Sein Übersetzer übermittelte seine Analyse:
Er sagte: “Ich fragte dich über seine Abstammung unter euch und du sagtest, dass er von guter Abstammung sei. Tatsächlich sind alle Propheten Gottes von guter Abstammung aus ihrem jeweiligen Volk.“
“Dann fragte ich dich, ob vor ihm irgendjemand von eurem Stamm das behauptete, was er behauptet, und deine Antwort war, dass es niemanden gegeben hatte. Wenn du gesagt hättest, andere hätten so eine Behauptung auch schon gemacht, hätte ich angenommen, er würde folgen, was bereits vor ihm gesagt worden war.“
“Ich fragte weiter, ob ihr ihn bevor er das sagte, was er sagt, als Lügner bezeichnet habt, und du sagtest, das war nicht der Fall. Ich weiss, dass eine Person, die andere Menschen nicht belügt, nie über Gott lügen würde.“
“Und ich fragte dich, ob irgendeiner seiner Vorfahren ein König gewesen sei. Wenn du bejaht hättest, hätte ich gedacht, dieser Mann versuche, das Königtum seiner Vorfahren wiederherzustellen.“
“Dann fragte ich dich, ob die Hochgeborenen oder die Niedrigen ihm folgen, und du sagtest, seine Anhänger seien hauptsächlich die Niedrigen. Tatsächlich, diese sind immer die Anhänger der Gesandten.“
“Dann fragte ich dich, ob die Zahl seiner Anhänger zu- oder abnimmt, und du sagtest, dass sie zunimmt. Und so ist es mit dem wahren Glauben bis er vollständig ist.“
“Ich fragte weiter, ob es irgend jemanden gab, der die Religion, die er lehrt, annahm und sich dann unzufrieden wieder abwandte und nach einer Weile austrat. Deine Antwort war negativ, und so ist es mit dem wahren Glauben, wenn sich sein Genuss vollständig mit ihren Herzen mischt.“
“Und ich fragte, ob ihr gegen einander gekämpft habt, was du bejaht hast, hinzufügend, dass das Kriegsglück mal zu seinen Gunsten lag und manchmal zu euren. So ist es mit allen Gesandten, aber der endgültige Sieg wird bei ihm sein.“
“Ich fragte dich, ob er jemals betrügerisch gehandelt hat, und du sagtest, dass er das nicht tat. So ist das mit allen Gesandten; sie handeln nie betrügerisch.“
“Dann fragte ich dich, was er euch auferlegt in der Religion, die er predigt. Du sagtest, dass er euch befieht, Gott Allein anzubeten und Ihm nichts beizugesellen, und nicht die Götzen eurer Vorfahren anzubeten. Und dass er euch auferlegt, zu beten und Almosen zu geben, den Anstand zu wahren, Versprechen einzuhalten und die Verwandtschaftsbande zu wahren. Und dies ist die Beschreibung dessen, was ein Prophet tut.”
Damit hat der byzantinische Kaiser das Prophetentum des Gesandten Gottes anerkannt.
Footnotes:
[1]Ghassan war ein Vasalenstaat des Römischen Imperiums in Großsyrien, der von einem den Byzantinern loyalen arabischen König geführt wurde.
[2]Dieser Aspekt wird im nächsten Artikel erläutert.
[3]Die Geschichten in diesem Artikel sind so wie von Abdullah ibn Abbas in Sahieh Bukhari berichtet.
[4]Chosrau II, aus einem Wikipediaartikel mit Information über Heraklius und Chosrau II in der Online Encyclopædia Britannica (2006).
[5]“der Sohn meines Großonkels väterlicherseits”.
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