Sittsamkeit (teil 1 von 3): Eine Übersicht
Beschreibung: Die Bedeutung und Wichtigkeit von Sittsamkeit in der islamischen Ethik und wie sie sich von der westlichen Vorstellung unterscheidet.
- von IslamReligion.com
- Veröffentlicht am 10 Jan 2011
- Zuletzt verändert am 03 Sep 2012
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Sittsamkeit und Schamhaftigkeit spielen eine besondere Rolle zwischen den Angelegenheiten des Schöpfers und der Geschöpfe. Alle Propheten und Gesandten forderten Schamhaftigkeit, wie der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte:
“Wahrlich, von den Lehren der ersten Propheten, die uns erreichten, war: ´Wenn ihr keine Scham habt, dann tut, was ihr wollt.” (Al-Bukhari)
Sittsamkeit im Sinne von Scham oder Bescheidenheit bei Menschen ist ein Zurückschrecken der Seele vor schlechtem Verhalten, eine Eigenschaft, die einen davon abhält, sich gegenüber anderen schlecht zu benehmen oder andere zu ermutigen, sich dir gegenüber schlecht zu benehmen. Nach den islamischen Sitten ist Sittsamkeit mehr als wie eine Person sich bekleidet und mehr als nur Sittsamkeit vor den Menschen; sie spiegelt sich eher in der Sprache, Kleidung und Verhalten des Muslim wieder: öffentlich unter den Blicken der Menschen und privat vor Gott. Jede Unterhaltung über Sittsamkeit muss daher mit dem Herzen beginnen, nicht mit dem Rocksaum, denn, wie der Prophet der Gnade sagte: ‘Schamhaftigkeit ist ein Teil des Glaubens,’[1] und dieser Teil des Glaubens muss im Herzen liegen.
Halte dich zurück in der Rede. Wie alles im Islam, sollte das Sprechen gemäßigt sein. Die Stimme im Ärger zu erheben, zeigt lediglich die Unfähigkeit des Menschen, sich zu beherrschen, und es wird nur Schaden davon ausgehen. Unkontrollierte Wut beispielsweise kann zu verbalem Missbrauch und physischen Übergriffen auf den anderen führen, beides lüftet den Schleier der Schüchternheit, der einen umgibt, enthüllt das Ego, für das man sich schämen sollte. Der Prophet sagte:
“Eine starke Person ist nicht eine Person, die ihre Gegner zu Boden wirft. Eine starke Person ist die Person, die sich zurückhält, wenn sie zornig ist.” (Sahieh al-Bukhari)
Eine starke Person, die gläubig ist, schämt sich vor Gott und Seiner Schöpfung, denn Gott weiss und sieht alles. Sie schämt sich davor, ihrem Hernn ungehorsam zu sein und sie schämt sich, wenn sie sündigt oder sich unangebracht verhält, egal ob privat oder öffentlich. Diese Art der Sittsamkeit ist erworben und steht in direkter Verbindung zum Glauben, wo das Bewusstsein von der Allgegenwärtigkeit Gottes die „Schamhaftigkeit“ vor Ihm verstärkt.
Die islamische Moral teilt Schamhaftigkeit in natürlich und erworben. Schamhaftigkeit ist eine Eigenschaft, die Mädchen und Jungen angeboren ist, eine bestimmte Art der Schamhaftigkeit ist bei menschlichen Wesen ganz natürlich. Sie zeigt sich zum Beispiel darin, dass Menschen das Bedürfnis haben, ihr Geschlecht zu bedecken. Gemäß dem Qur´an wurden sich Adam und Eva nachdem sie von der Frucht des verbotenen Baumes gegessen hatten, bewusst, dass ihre Geschlechter zu sehen waren, und sie begannen, sich mit den Blättern des Paradieses zu bedecken, als natürliches Ergebnis ihrer Schamhaftigkeit.
Islamische Gelehrten sehen Schamhaftigkeit als eine Eigenschaft an, die Menschen von Tieren unterscheidet. Tiere folgen ihren Instinkten, ohne irgendwelche Scham oder irgendeinen Sinn für richtig und falsch zu haben. Je weniger Schamhaftigkeit eine Person daher besitzt, umso mehr ähnelt sie den Tieren. Je mehr Schamhaftigkeit eine Person besitzt, umso näher ist sie den Menschen. Der Islam hat bestimmte Regelungen bestimmt, die den Sinn für Schamhaftigkeit im Menschen wecken. Diese Regelungen reichen davon, um Erlaubnis zu bitten, bevor man irgendeinen Raum betritt und davon, von anderen Abstand zu suchen, wenn man sich Erleichterung verschafft, bis hin zu bestimmten Bekleidungsvorschriften sowohl für Männer als auch für Frauen. Eine andere Form der Schamhaftigkeit kann erreicht werden, indem man sich den schamhaftigen Menschen anschließt – Menschen, in deren Gegenwart man sich schämt, irgendetwas Schämenswertes zu tun – wie der Prophet sagte:
“Ich rate euch, Gott, dem Erhabenen, gegenüber ebenso schamhaft zu sein, wie ihr es einem frommen Mann aus eurem Volk gegenüber seid.”[2]
Schamhaftigkeit vor dem Blick eines Fremden ist eine der Antriebskräfte hinter der Scham bei der Bekleidung. Dies kann man bei Kindern beobachten, die sich ganz natürlich vor Fremden schämen, sich manchmal hinter den Röcken ihrer Mutter oder den Beinen ihres Vaters verstecken. Im Islam ist es eine Pflicht, seinen Körper vor den Blicken eines Fremden, insbesondere vom anderen Geschlecht, abzuschirmen, um Dinge zu vermeiden, die zu außerehelichem oder vorehelichem Geschlechtsverkehr führen könnten. Gott sagte:
“Sag zu den gläubigen Männern, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham hüten. Das ist lauterer für sie. Gewiss, Gott ist Kundig dessen, was sie machen. Und sag zu den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham hüten, ihren Schmuck nicht offen zeigen, außer dem, was (sonst) sichtbar ist. Und sie sollen ihre Kopftücher auf den Brustschlitz ihres Gewandes schlagen und ihren Schmuck nicht offen zeigen.” (Quran 24:30)
Der Vers erwähnt dann die Menschen, vor denen man sich nicht zu verschleiern braucht; diejenigen, die nicht als ´Fremde´ bezeichnet werden können. Auch wird der Befehl gelockert, wenn man reifer wird: eine ältere Frau, die keine Hoffnung auf Heirat mehr hat, kann die Überbekleidung weglassen, die das was sie darunter trägt, verdeckt.[3]
Wie man an diesem Vers sehen kann, sieht die islamische Ethik Schamhaftigkeit nicht lediglich als Wert für Frauen, sondern auch für Männer. Daher müssen auch Männer sich anständig bekleiden, darauf achten, weite, fließende und undurchsichtige Kleidung zu tragen, welche die Zone zwischen ihrem Bauch und den Knien völlig bedeckt. Enge Hosen oder durchscheinende Kleidung sind verboten. Diese Schamhaftigkeit spiegelt sich bei muslimischen Männern auf der ganzen Welt wieder: lange Hemden und weite, fließende Hosen.
Es mag immer noch so scheinen, dass Frauen die Hauptlast der “anständigen Bekleidung” tragen. Wenn man aber über den Räuber und die Beute in unerlaubten Beziehungen zwischen den Geschlechtern nachdenkt, dann ist die Beute, die versteckt ist, dem Räuber als Opfer versagt. Außerdem sagt ein anderer Vers, dass die Schamhaftigkeit in der Bekleidung einen tatsächlich als gläubige Frau identifiziert,[4] ein ´Ziel´, der der ergebene Muslim oder jeder vernünftige Mann, lieber beschützen als missbrauchen sollte.
Die Art und Weise, Schamhaftigkeit zu entwickeln, ist, darüber nachzudenken, ob er oder sie die Sünde, die sie vorhaben, auch vor seinen Eltern begehen würde. Jemand mit einem Fünkchen Schamgefühl in seinem Herzen wird nie irgendetwas Unzüchtiges vor seinen Eltern tun. Wie sieht es also damit vor Gott aus? Ist Gott es nicht eher wert, dass solche Taten nicht vor Seinem Angesicht getan werden? Daher erhebt der Islam den Anspruch, dass die Schamhaftigkeit vor Gott größer sein muss als vor den Menschen. Dies geht aus der Aussage des Propheten hervor, als er von einem Mann über das Nacktsein, wenn man allein im Hause ist, befragt wurde. Der Prophet antwortete:
“Gott gebührt das Schamgefühl mehr als anderen Menschen.” (Abu Dawud)
Frühe Muslime pflegten zu sagen: “Schäme dich genauso vor Gott, wenn du allein bist, wie du dich schämst, wenn du in der Öffentlichkeit vor den Menschen bist.” Eine andere Aussage von ihnen ist: „Benimm dich in der Öffentlichkeit nicht wie ein ergebener Diener Gottes, wenn du Ihm im Privaten ein Feind bist.”
Schamhaftigkeit kann daher als ein Mittel angesehen werden, durch das Sitten und Moral in der Gesellschaft aufrecht erhalten und verfolgt werden. Schamhaftigkeit vor den Menschen und vor der Gesellschaft kann ein Grund dafür sein, anständig zu sein, aber dieser Anstand wird nicht von Dauer sein, denn Tatsache ist, dass das, was einen Tag in einer sekulären Gesellschaft als unanständig gilt, kann in einer anderen völlig in Ordnung sein. Daher ist der Schlüssel zum Anstand, zu wissen, dass Gott dessen gewahr ist, was du tust und sich sich vor dem zu schämen, was Er verbietet. Gott will nur das Beste für uns. Daher bedeutet das, zu suchen, was das beste für uns ist und uns dem zu unterwerfen, was Er für uns vergesehen hat. Der einzige Weg genau zu wissen, was das ist, ist an das zu glauben, was Er uns durch Seinen Propheten, Muhammad, herabgesandt hat, und die Religion (des Islam) anzunehmen, die uns Sein Gesandter gebracht hat.
Sittsamkeit (teil 2 von 3): Geschichten über Sittsamkeit I
Beschreibung: Drei Geschichten von den Überlieferungen des Propheten demonstrieren die Verbindung zwischen den Charaktereigenschaften der Sittsamkeit wie Schamhaftigkeit, und dem Benehmen, das als Ergebnis ihrer aktiven Verfolgung entsteht.
- von Umm Salman, herausgegeben von Jeremy Boulter (© 2011 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 17 Jan 2011
- Zuletzt verändert am 17 Jan 2011
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Muhammad und Sittsamkeit vor Gott
Der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte:
“Jede Religion hat ihre Merkmale, und das Merkmal des Islam ist Sittsamkeit.” (al-Muwatta)
Sittsamkeit im Sinne von Schüchternheit schützt einen mit Anstand vor lustvollen oder schlechten Blicken, das bedeutet, man nimmt sich in acht, wie man sich in Wort und Tat ausdrückt. Man möchte nicht, dass andere einen befremdet ansehen oder so als müsse man sich schämen. Es ermutigt einen, ein anständiges Benehmen und eine anständige Denkweise anderen Menschen gegenüber an den Tag zu legen, und auch in seiner Beziehung zu Gott. Der Prophet sagte einmal zu seinen Gefährten:
“Seid Gott gegenüber schüchtern gemäß Seinem Recht auf Sittsamkeit Ihm gegenüber.”
Sie sagten: “O Gesandter Gottes, wahrhaftig, wir schämen uns, gepriesen sei Gott.”
Er sagte: “Das ist es nicht. Sittsamkeit vor Gott wie es Seinem Recht entspricht, ist dass ihr euren Verstand bei dem, was er lernt, beschützt; euren Magen bei dem, was er verdaut. Und gedenkt des Todes und der Prüfungen, die damit zusammenhängen; und wer auch immer das Jenseits anstrebt, läßt den Schmuck dieses Lebens.
Wer also dies alles tut, ist wirklich schüchtern vor Gott, Seinem Recht auf Sittsamkeit entsprechend.”[1]
Sittsamkeit und Schamhaftigkeit kommen in jedem Aspekt unseres Lebens zum Ausdruck, und das Bewusstsein von der Allgegenwärtigkeit Gottes hilft uns dabei, schüchtern und anständig zu sein in der Art wie wir uns in jeder alltäglichen Angelegenheit verhalten. Dies krönt den moralischen Anstand des Benehmens und der Taten, denn es inspiriert uns dazu, alles Schöne zu tun und alles Schlechte zu unterlassen. Es ist das Schutzschild der Keuschheit für den Körper und der Reinheit der Seele, denn das Schamgefühl über unsere Schlechtigkeit entstammt dem Bewusstsein, dass Gott uns sieht. Der Prophet sagte:
“Die Schamhaftigkeit ist vom Glauben und der Glaube ist im Paradies.” (Ahmed)
Muhammad und das Hochzeitsmahl
Zu seiner Hochzeit in Medina mit Zainab, der Tochter von Jahsch, lud der Prophet die Menschen zu einem Hochzeitsessen ein. Es war eine Einladung am späten Vormittag und die meisten Menschen standen nach dem Essen auf und gingen, wie es der Brauch war. Der Bräutigam aber blieb sitzen und manche Leute ebenfalls, vielleicht dachten sie, es sei ein Zeichen, dass auch sie bei ihm bleiben sollten, nachdem die anderen Gäste bereits weggegangen waren. Aus Anstand wollte der Gesandte Gottes den Menschen nicht sagen, dass sie gehen sollten und so verließ er mit seinem Schützling Ibn Abbas den Raum.
Er ging so weit wie das Zimmer Aischas, einer anderen seiner Frauen, bevor er wieder zu Zainabs Zimmer zurückging, in der Erwartung, dass die Gäste den Hinweis verstanden haben. Aber sie waren noch immer dort und saßen an ihren Plätzen, also wandte er sich nochmals um und ging zurück bis zu Aischas Zimmer, noch immer in Begleitung seines Schützlings.
Als er zum zweiten Mal zurückkam, waren die Leute fort, also ging der Gesandte Gottes hinein. Ibn Abbas wollte ihm folgen, aber Muhammad nahm den trennenden Vorhang und zog ihn vor die Eingangstür, den Ausgang blockierend.[2]
Eine der Lektionen, die wir aus dieser Geschichte ziehen sollten, ist dass das Haus einer Person privat ist und dass man sich schämen sollte, eine Einladung dorthin auszunutzen. Darüberhinaus weil Muhammad zu nett war, um die Menschen aufzufordern, zu gehen, liefern seine Taten ein Beispiel dafür, wie man eine Lektion erteilt, ohne offensiv zu sein. Er benutzte keine Worte, um den Menschen zu zeigen, dass sie gehen sollten, und als seine Privatsphäre betroffen war, verwendete er eine andere Geste ohne Worte, um zu zeigen, dass die Einladung vorbei war.
Moses und Zaphorah
Nachdem sie lange Zeit gewartet hatten, bis sie an der Reihe waren, als zwei Frauen unter lauter Männern, half ihnen schließlich jemand, und sie waren in der Lage, ihre Schaf- und Ziegenherde nach Hause zu bringen. Ihr Vater war alt, und sie hatten keinen Bruder, der ihre Pflichten außerhalb erledigen konnte. Eine der beschwerlichsten Aufgaben, Wasser aus dem Brunnen zu holen, um die Tiere zu tränken, war eine Arbeit für Männer; ein glücklicher Tag für sie, mit der frisch getränkten Herde frühzeitig nach Hause zu kommen. Der Vater war über ihre zeitige Rückkehr überrascht und als er sie fragte, was geschehen sei, erzählten seine Töchter ihm, dass ein Mann, scheinbar ein Reisender, ihnen geholfen habe. Der Vater bat eine von ihnen, den Mann zu suchen und zu ihnen nach Hause einzuladen. Zurück am Brunnen näherte sich die Frau ihm schüchtern. Als sie in Hörweite war, lud sie ihn im Namen ihres Vaters ein, damit er ihn für seine Hilfe danken konnte. Er hatte seinen Blick zum Boden niedergeschlagen, als er ihr antwortete und sagte, er habe es nur für Gott getan und brauche keine Entlohnung. Aber ihm wurde klar, dass Gott ihm Hilfe sandte, daher nahm er die Einladung an. Als sie vor ihm ging, wehte der Wind ihr Kleid und zeigte einen Teil ihrer Beine, deshalb bat er sie, hinter ihm zu gehen und ihm den Weg zu weisen, dem er folgen sollte, als er an eine Weggabelung kam.
Sobald sie im Haus angekommen waren, empfing der Vater ihn mit einem Mahl und fragte, woher er käme. Der Mann berichtete, er sei ein Flüchtling aus Ägypten. Die Tochter, die ihn nach Hause gebracht hatte, flüsterte ihrem Vater zu: „O Vater, heuere ihn an, denn der beste Arbeiter ist der, der stark und vertrauenswürdig ist.“
Er fragte sie: “Woher weisst du, dass er stark ist?”
Sie sagte: “Er hob den steinernen Deckel des Brunnens, der sonst nur von vielen zusammen angehoben werden kann.”
Er fragte sie: „Woher weisst du, dass er vertrauenswürdig ist?“
Sie sagte: “Er bat mich, hinter ihm zu gehen, damit er mich nicht sehen könnte, wie ich gehe, und als ich mit ihm sprach, hielt er seinen Blick aus Schüchternheit und Respekt gesenkt.”
Dies war der Prophet Moses, Gottes Friede sei mit ihm, der aus Ägypten geflohen war, nachdem er jemanden getötet hatte und der Vater der Mädchen war ein gottesfürchtiger Mann vom Stamm Midian; ein Mann, der keine Söhne besaß, aber diese beiden Töchter.
Der Vers aus dem Qur´an, der uns diese Geschichte berichtet, betont die Art und Weise, wie sie sich Moses näherte:
“Und eine der beiden (Frauen) kam zu ihm gelaufen voller Scham…” (Quran 28:25)
Sowohl die Art, wie Zaphorah sich Moses näherte als auch seine Sorge, nicht mehr von ihr zu sehen, als zu der Zeit nötig war, beschreibt genau diesen Sinn für Anstand. Keiner der beiden hatte eine Anstandsdame, noch hätten irgendwelche Menschen sehen können, was sie taten, und dennoch verhielten sich beide äußerst schicklich. Dies taten sie aus Furcht vor dem Einen, der alles sieht. Als Ergebnis dessen betrachtete Moses sie, als ihr Vater Moses vorschlug, eine seiner Töchter zu heiraten, als eine geeignete Wahl. Er und seine Töchter sahen in ihm alle die Werte, die ein Mann braucht, um einer Frau ein Partner im Einverständnis mit seiner Führung und Ernährung im Leben zu sein. Moses willigte ein und auch darin, zehn Jahren dafür als Schafhirte zu arbeiten.
Sittsamkeit (teil 3 von 3): Geschichten über Sittsamkeit II
Beschreibung: Drei weitere Geschichten von den Überlieferungen des Propheten demonstrieren den Charakterzug der Sittsamkeit und den Sinn für Schamhaftigkeit, der ihr unterliegt und sie begleitet und in unseren Taten wertvolle Schicklichkeit hervorruft.
- von Umm Salman, herausgegeben von Jeremy Boulter (© 2011 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 24 Jan 2011
- Zuletzt verändert am 24 Jan 2011
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Muhammad und der Wiederaufbau der Kaaba
Die Moral des Propheten Muhammads, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, war der bekannteste Charakterzug seiner Persönlichkeit. Selbst als er noch sehr jung war, war sein Sinn für Schamhaftigkeit in der offenen Gesellschaft der Araber vor dem Islam bemerkenswert. Einmal nachdem die Schätze aus dem Inneren gestohlen worden waren, bauten die Leute die Kaaba mit einem Dach wieder auf, um Diebe am nochmaligen Eindringen zu hindern. Muhammad, der noch ein junger Mann war, beteiligte sich daran. Er ging mit seinem Onkel, al-Abbas, um Steinblöcke zu tragen. Sein Onkel sagte ihm, er solle seinen Sarong[1] um seinen Nacken legen, um sich vor den scharfen Kanten der schweren Felsen zu schätzen.
Als er dabei war, diesen empfindlichen Rat auszuführen, wurde ihm schwindelig und er wurde ohnmächtig. Seine Augen blickten starr zum Himmel, während er mit dem Rücken auf dem Boden lag, sein Sarong war gelockert, bedeckte aber noch immer sein Geschlecht. Wenige Augenblicke später kam er zu sich und rief: “Meine Kleidung meine Kleidung!”
Hastig band er seinen Sarong wieder sicher um sich. Niemals wieder in seinem Leben würde irgendjemand außerhalb seiner Familie auch nur einen flüchtigen Blick auf seine Lenden werfen.
Die obrige Geschichte wurde von einem der Gefährten des Propheten, Jabir bin Abdullah, berichtet und zeigt Muhammads stärksten Sinn für Schamhaftigkeit und Schicklichkeit über seinen Körper eingegeben war, auch schon vor dem Prophetentum. Er war bekannt dafür, dass er schamhafter war als die abgeschirmteste Jungfrau bevor und nachdem er die Offenbarung von Gott empfangen hatte.
Moses und die Spötter
Eine andere Geschichte über Moses, Friede sei mit ihm, zeigt, dass er ähnlich scheu und schüchtern war, wenn es um seinen eigenen Körper ging, wie der junge Muhammad. Er erschien niemals vor jemandem, ohne sich vollständig zu bedecken, was einige aus seinem Volk (den Kindern Israels) dazu führte, ihn verletzend herabzuwürdigen. Sie sagten: „Er bedeckt seinen Körper nur auf diese Weise, weil er einige Hautschäden hat, entweder Lepra einen Bruch, oder er hat irgendeine andere Behinderung.”
Gott wollte Moses über das, was sie sagten, aufklären. Eines Tages, als Moses in der Abgeschiedenheit seine Sachen abgelegt und auf einen Stein gelegt hatte, begann er, ein Bad zu nehmen. Als er das Bad beendet hatte, ging er zu seinen Sachen hinüber, um sie zu nehmen und wieder anzulegen, aber der Stein bewegte sich mit den Kleidern und floh. Trotz seiner Nacktheit ergriff Moses seinen Stock und rannte hinter dem Stein her und rief: „O Stein, gib´ mir meine Kleider!“
Aber der Stein floh weiter, bis er eine Gruppe der Israeliten erreichte, wo er anhielt. Auf diese Weise waren sie in der Lage, ihn nackt zu sehen und herauszufinden, dass seine Gestalt eine der besten war, die Gott geschaffen hatte.
So zeigte Gott ihnen, wofür sie ihn beschuldigt hatten. Moses aber war aufgebracht. Er nahm seine Kleider und legte sie hastig an, und dann fing er an, den Stein mit seinem Stock zu schlagen. Der Prophet des Islam, derjenige, der die Geschichte erzählt hat, schwor, dass der Stein immer noch Spuren von den Schlägen hatte, sogar noch heute; drei, vier oder fünf Narben. Dies ist es, worauf sich Gott in Seiner Aussage bezog:
“O ihr, die ihr glaubt! Seid nicht wie jene, die Moses kränkten; Gott jedoch bewies seine Unschuld in der Sache, die sie (gegen ihn) vorbrachten. Und er war ehrenwert vor Gott.” (Quran 33:69)
Diese Geschichte zeigt, wie sich Moses schämte, seinen Körper in der Öffentlichkeit zu zeigen. In der Tat war es nur seine Wut darüber, der Barriere zwischen seinem Körper und der Welt beraubt zu sein, die ihn dazu führte, zu gestatten, dass sein ganzer Körper gesehen wurde; ein Zeigen, das dem Willen Gottes entsprang, damit die Verleumdungen durch seine Widersacher aufgeklärt wurden. Natürlich machte er nicht Gott dafür verantwortlich, sondern ließ seine Wut an dem Stein aus – das Mittel, durch das diese Zurschaustellung angetrieben wurde, und so wurde seine Unschuld von dem, was die Verleumder behaupteten, bewiesen.
Muhammad und die Quelle im Garten
Die Ansichten der Menschen über das, was respektabel ist, variieren. Wie viel eine Frau von ihrem Körper vor ihren Ehemann zeigt, unterscheidet sich von dem, was sie ihrem Bruder zeigt, was sich wiederum von dem unterscheidet, was sie einem absolut Fremden zeigt und umgekehrt. Es ist auch wahr, bezüglich dessen, was gestattet ist, von Menschen desselben Geschlechts zu sehen. Was ein Vater, Bruder oder Sohn von einander sehen können, unterscheidet sich von dem, was einem Mann außerhalb des Familienkreises gestattet ist zu sehen; ebenso was eine Mutter, Tochter oder Schwester von einander sehen im Gegensatz zu einer fremden Frau.
Der Prophet ging einmal in einen Garten, er bat seinen Gefährten Abu Musa al-Asharie, das Tor zu bewachen. In dem Garten gab es eine Quelle, und er setzte sich gegen seine Mauer und ließ die Beine darin baumeln. Nach einer Weile kam Abu Bakr vorbei und wollte den Garten betreten. Abu Musa ging zum Propheten, um ihm zu sagen, dass sein Schwiegervater den Garten mit ihm teilen wolle, da sagte der Prophet: „Verkünde ihm die gute Nachricht, dass ihn die Gärten des Paradieses erwarten und lass ihn herein.“
Also betrat Abu Bakr, Aischas Vater, den Garten und saß neben dem Propheten, dessen Sarong bis über seine Knie hochgezogen war und ließ seine Beine mit ihm in der Quelle baumeln. Kurz darauf tauchte Umar al-Khattab auf. Er wollte sich ebenfalls in dem Garten entspannen. Wieder ersuchte Abu Musa den Propheten um Erlaubnis für ihn, indem er sagte, ein weiterer seiner Schwiegerväter sei am Tor. Er sagte: „Verkünde ihm die gute Nachricht, dass ihn die Gärten des Paradieses erwarten und lass ihn herein.“
Umar, Hafsas Vater nahm an der freien Seite des Propheten Platz und ließ seine Beine neben ihm im Wasser baumeln.
Diese beiden Männer hatten die Empfindlichkeit neben dem Propheten zu sitzen und so war der Prophet in der Lage, Anstand zu bewahren, ohne seine untere Bekleidung über seine Knie ziehen zu müssen.
Einige Zeit darauf ersuchte sein Schwiegersohn Uthman al-Affan, den seine Tochter Ruqayyah geheiratet hatte, ebenfalls um Eintritt in den Garten. Als Abu Musa die Botschaft überbrachte, indem er sagte: „Die Gärten des Paradieses erwarten dich nach einigen Prüfungen“ und ließ ihn herein. Uthman sah, dass der einzige freie Platz an einer Mauer die war, an welcher der Prophet und seine Schwiegerväter nicht saßen, was aber bedeutete, dass er mehr von den Beinen des Propheten zu sehen bekäme als sie. Da er zögerte, zog der Prophet seinen Sarong über seine Knie und Uthman nahm ihm gegenüber Platz.[2]
Der Islam lehrt, dass es einige Körperstellen gibt, die in der Öffentlichkeit nicht entblößt werden sollten und je näher diese Stellen dem Geschlecht sind, desto mehr ist es verboten, sie zu zeigen. Obwohl alle drei Männer, die mit ihm saßen, durch enge Familienbande mit ihm verbunden waren, was der Grund dafür war, dass er sie seine Knie sehen lassen hat. Als aber die Oberschenkel des Propheten hätten gesehen werden können, hat er etwas unternommen, um sie zu verstecken.
Footnotes:
[1] Ein Baumwollstoff, der um die Hüfte gebunden wird und den Unterkörper bis zu den Waden bedeckt. Männer in Indonesien, Malaysia und Thailand tragen es noch heute, und es wurde zuvor von arabischen Männern verwendet (aber izar genannt).
[2] Eine Lektion, die aus dieser Geschichte interpretiert wurde, war dass sie ein Zeichen dafür setzte, dass seine Schwiegerväter neben ihm beerdigt würden, wenn sie starben, aber sein Schwiegersohn etwas weiter entfernt, wie es tatsächlich auch eintrat. (Fath-al-Bari)
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