Sittsamkeit (teil 2 von 3): Geschichten über Sittsamkeit I
Beschreibung: Drei Geschichten von den Überlieferungen des Propheten demonstrieren die Verbindung zwischen den Charaktereigenschaften der Sittsamkeit wie Schamhaftigkeit, und dem Benehmen, das als Ergebnis ihrer aktiven Verfolgung entsteht.
- von Umm Salman, herausgegeben von Jeremy Boulter (© 2011 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 17 Jan 2011
- Zuletzt verändert am 17 Jan 2011
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Muhammad und Sittsamkeit vor Gott
Der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte:
“Jede Religion hat ihre Merkmale, und das Merkmal des Islam ist Sittsamkeit.” (al-Muwatta)
Sittsamkeit im Sinne von Schüchternheit schützt einen mit Anstand vor lustvollen oder schlechten Blicken, das bedeutet, man nimmt sich in acht, wie man sich in Wort und Tat ausdrückt. Man möchte nicht, dass andere einen befremdet ansehen oder so als müsse man sich schämen. Es ermutigt einen, ein anständiges Benehmen und eine anständige Denkweise anderen Menschen gegenüber an den Tag zu legen, und auch in seiner Beziehung zu Gott. Der Prophet sagte einmal zu seinen Gefährten:
“Seid Gott gegenüber schüchtern gemäß Seinem Recht auf Sittsamkeit Ihm gegenüber.”
Sie sagten: “O Gesandter Gottes, wahrhaftig, wir schämen uns, gepriesen sei Gott.”
Er sagte: “Das ist es nicht. Sittsamkeit vor Gott wie es Seinem Recht entspricht, ist dass ihr euren Verstand bei dem, was er lernt, beschützt; euren Magen bei dem, was er verdaut. Und gedenkt des Todes und der Prüfungen, die damit zusammenhängen; und wer auch immer das Jenseits anstrebt, läßt den Schmuck dieses Lebens.
Wer also dies alles tut, ist wirklich schüchtern vor Gott, Seinem Recht auf Sittsamkeit entsprechend.”[1]
Sittsamkeit und Schamhaftigkeit kommen in jedem Aspekt unseres Lebens zum Ausdruck, und das Bewusstsein von der Allgegenwärtigkeit Gottes hilft uns dabei, schüchtern und anständig zu sein in der Art wie wir uns in jeder alltäglichen Angelegenheit verhalten. Dies krönt den moralischen Anstand des Benehmens und der Taten, denn es inspiriert uns dazu, alles Schöne zu tun und alles Schlechte zu unterlassen. Es ist das Schutzschild der Keuschheit für den Körper und der Reinheit der Seele, denn das Schamgefühl über unsere Schlechtigkeit entstammt dem Bewusstsein, dass Gott uns sieht. Der Prophet sagte:
“Die Schamhaftigkeit ist vom Glauben und der Glaube ist im Paradies.” (Ahmed)
Muhammad und das Hochzeitsmahl
Zu seiner Hochzeit in Medina mit Zainab, der Tochter von Jahsch, lud der Prophet die Menschen zu einem Hochzeitsessen ein. Es war eine Einladung am späten Vormittag und die meisten Menschen standen nach dem Essen auf und gingen, wie es der Brauch war. Der Bräutigam aber blieb sitzen und manche Leute ebenfalls, vielleicht dachten sie, es sei ein Zeichen, dass auch sie bei ihm bleiben sollten, nachdem die anderen Gäste bereits weggegangen waren. Aus Anstand wollte der Gesandte Gottes den Menschen nicht sagen, dass sie gehen sollten und so verließ er mit seinem Schützling Ibn Abbas den Raum.
Er ging so weit wie das Zimmer Aischas, einer anderen seiner Frauen, bevor er wieder zu Zainabs Zimmer zurückging, in der Erwartung, dass die Gäste den Hinweis verstanden haben. Aber sie waren noch immer dort und saßen an ihren Plätzen, also wandte er sich nochmals um und ging zurück bis zu Aischas Zimmer, noch immer in Begleitung seines Schützlings.
Als er zum zweiten Mal zurückkam, waren die Leute fort, also ging der Gesandte Gottes hinein. Ibn Abbas wollte ihm folgen, aber Muhammad nahm den trennenden Vorhang und zog ihn vor die Eingangstür, den Ausgang blockierend.[2]
Eine der Lektionen, die wir aus dieser Geschichte ziehen sollten, ist dass das Haus einer Person privat ist und dass man sich schämen sollte, eine Einladung dorthin auszunutzen. Darüberhinaus weil Muhammad zu nett war, um die Menschen aufzufordern, zu gehen, liefern seine Taten ein Beispiel dafür, wie man eine Lektion erteilt, ohne offensiv zu sein. Er benutzte keine Worte, um den Menschen zu zeigen, dass sie gehen sollten, und als seine Privatsphäre betroffen war, verwendete er eine andere Geste ohne Worte, um zu zeigen, dass die Einladung vorbei war.
Moses und Zaphorah
Nachdem sie lange Zeit gewartet hatten, bis sie an der Reihe waren, als zwei Frauen unter lauter Männern, half ihnen schließlich jemand, und sie waren in der Lage, ihre Schaf- und Ziegenherde nach Hause zu bringen. Ihr Vater war alt, und sie hatten keinen Bruder, der ihre Pflichten außerhalb erledigen konnte. Eine der beschwerlichsten Aufgaben, Wasser aus dem Brunnen zu holen, um die Tiere zu tränken, war eine Arbeit für Männer; ein glücklicher Tag für sie, mit der frisch getränkten Herde frühzeitig nach Hause zu kommen. Der Vater war über ihre zeitige Rückkehr überrascht und als er sie fragte, was geschehen sei, erzählten seine Töchter ihm, dass ein Mann, scheinbar ein Reisender, ihnen geholfen habe. Der Vater bat eine von ihnen, den Mann zu suchen und zu ihnen nach Hause einzuladen. Zurück am Brunnen näherte sich die Frau ihm schüchtern. Als sie in Hörweite war, lud sie ihn im Namen ihres Vaters ein, damit er ihn für seine Hilfe danken konnte. Er hatte seinen Blick zum Boden niedergeschlagen, als er ihr antwortete und sagte, er habe es nur für Gott getan und brauche keine Entlohnung. Aber ihm wurde klar, dass Gott ihm Hilfe sandte, daher nahm er die Einladung an. Als sie vor ihm ging, wehte der Wind ihr Kleid und zeigte einen Teil ihrer Beine, deshalb bat er sie, hinter ihm zu gehen und ihm den Weg zu weisen, dem er folgen sollte, als er an eine Weggabelung kam.
Sobald sie im Haus angekommen waren, empfing der Vater ihn mit einem Mahl und fragte, woher er käme. Der Mann berichtete, er sei ein Flüchtling aus Ägypten. Die Tochter, die ihn nach Hause gebracht hatte, flüsterte ihrem Vater zu: „O Vater, heuere ihn an, denn der beste Arbeiter ist der, der stark und vertrauenswürdig ist.“
Er fragte sie: “Woher weisst du, dass er stark ist?”
Sie sagte: “Er hob den steinernen Deckel des Brunnens, der sonst nur von vielen zusammen angehoben werden kann.”
Er fragte sie: „Woher weisst du, dass er vertrauenswürdig ist?“
Sie sagte: “Er bat mich, hinter ihm zu gehen, damit er mich nicht sehen könnte, wie ich gehe, und als ich mit ihm sprach, hielt er seinen Blick aus Schüchternheit und Respekt gesenkt.”
Dies war der Prophet Moses, Gottes Friede sei mit ihm, der aus Ägypten geflohen war, nachdem er jemanden getötet hatte und der Vater der Mädchen war ein gottesfürchtiger Mann vom Stamm Midian; ein Mann, der keine Söhne besaß, aber diese beiden Töchter.
Der Vers aus dem Qur´an, der uns diese Geschichte berichtet, betont die Art und Weise, wie sie sich Moses näherte:
“Und eine der beiden (Frauen) kam zu ihm gelaufen voller Scham…” (Quran 28:25)
Sowohl die Art, wie Zaphorah sich Moses näherte als auch seine Sorge, nicht mehr von ihr zu sehen, als zu der Zeit nötig war, beschreibt genau diesen Sinn für Anstand. Keiner der beiden hatte eine Anstandsdame, noch hätten irgendwelche Menschen sehen können, was sie taten, und dennoch verhielten sich beide äußerst schicklich. Dies taten sie aus Furcht vor dem Einen, der alles sieht. Als Ergebnis dessen betrachtete Moses sie, als ihr Vater Moses vorschlug, eine seiner Töchter zu heiraten, als eine geeignete Wahl. Er und seine Töchter sahen in ihm alle die Werte, die ein Mann braucht, um einer Frau ein Partner im Einverständnis mit seiner Führung und Ernährung im Leben zu sein. Moses willigte ein und auch darin, zehn Jahren dafür als Schafhirte zu arbeiten.
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