Anja, Ex-Christin, Deutschland (teil 4 von 4)
Beschreibung: Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren lernte diese Universitätsstudentin, den Islam ernst zu nehmen. Teil 4.
- von Anja
- Veröffentlicht am 25 Aug 2014
- Zuletzt verändert am 24 Aug 2014
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Heide selbst war noch eine ziemlich neue Muslima. Trotzdem kannte sie bereits den Weg zur islamischen Gesellschaft unserer Stadt. Sie pflegte alles mit ganzem Herzen und voller Kraft zu machen. Sie wurde schon als Lehrerin für eine islamische Schule betrachtet. Auf unserem Weg zum Treffen erklärte sie mir, was mich erwartete:
"Die Gruppe besteht aus ungefähr 30 Frauen deutschen und türkischen Ursprungs. Sie treffen sich einmal wöchentlich in den Räumlichkeiten der türkischen islamischen Organisation. Die Gruppenleiterin, Maryam, ist eine deutsche Muslima und etwa 50 Jahre alt. Sie hat einige Jahre mit ihrem Ehemann in der Türkei gelebt, wo sie sich beide an einer Menge islamischer Aktivitäten beteiligt haben. Maryam, die mittlerweile verwitwet ist, engagiert sich in Deutschland nun ebenfalls für islamische Aktivitäten. Sie hält Vorträge zu islamischen Themen und hat diese Frauengruppe gegründet. Während des Treffens wird Maryam eine Lektion über den Islam halten, und dann werden diejenigen Frauen, die wollen, noch etwas länger bleiben, zum reden. Wir bringen Tee und Kuchen mit."
Diese Woche war Heide an der Reihe. Er hat etwas gebraucht im Ofen, deshalb war Heide ein bisschen spät. Also beeilte sie sich. "Maryam mag es nicht, wenn Leute zu spät kommen." Unglücklicherweise fanden wir keinen freien Parkplatz in der Nähe des Gebäudes, da fuhr Heide einfach auf den Hof. Wir hatten Glück, eines der parkenden Autos fuhr gerade weg und ein freundlicher Mann mit türkischer Erscheinung gab uns Zeichen, ihr beim Einparken in diesen freien Platz zu helfen.
Die Menge faszinierte mich. „Gehen sie alle zu dem Treffen?" Heide lachte: „Das wäre schön." Natürlich ging nicht jeder zu dem Treffen. Heide erklärte mir, dass der Platz an jedem Wochenendo so bevölkert war, weil die türkische Organisation ihre eigenen Aktivitäten hatte.
Das deutschsprachige Treffen wurde in einem separaten Teil des Gebäudes abgehalten. Als wir es betraten, wurden wir bereits stürmisch begrüßt. "Hi, Khadija!" "Wie geht es dir heute?" "Oh, hast du einen deiner köstlichen Kuchen mitgebracht?" "Die anderen sind in der Küche!" "Maryam fängt gleich mit dem Unterricht an!" Frauen mit bedeckten Haaren und langen Kleidern gingen an uns vorbei. Wieder und wieder hörte ich den islamischen Gruß: "As-Salaamu Alaykum!" - "Möge Gott dich schützen und dir Sicherheit geben!"
Ich wurde freundlich willkommen geheißen und auf beide Wangen geküsst. Gäste waren willkommen! Die Frauen dachten, es sei großartig, wenn sich jemand in die "Höhle des Löwen" traute, um selbst zu sehen, was Muslime sind. Dieses Treffen schien nicht nur für deutsch sprechende Muslime zu sein, sondern auch eine Kontaktgruppe für Frauen, die sich für den Islam interessierten. Also schien ich am rechten Ort zu sein.
Wir waren wirklich spät dran. Die Lektion fing sofort an. Heide-Khadija brachte den Kuchen in die Küche, und wir gingen in den Vortragsraum. Der lange Raum war von einem grauen Teppich bedeckt. Es gab keine Möbel außer einem kleinen Bücherregal an der Wand. Die Frauen saßen im Kreis auf dem Boden. Sie hatten ihre Schuhe draußen gelassen, wie es in Moscheen und muslimischen Wohnungen üblich ist.
Maryam, die Gruppenleiterin, hatte verschiedene Bücher vor sich gelegt. Sie war eine korpulente Dame mit blauen Augen, die friedlich unter dem einfachen weißen Kopftuch hervor blickten. An diesem Tag sprach sie über die Kontinuität der Geschichte, wie sie im Qur´an dokumentiert wird. Über die Propheten, dass alle immer dieselbe Botschaft gebracht haben. Die Lektion enthielt nicht viel Neues für mich. Der Islam erkennt die meisten Propheten aus dem Alten und Neuen Testament an. Einige Details in den Geschichten unterscheiden sich, doch der Grundgedanke ist immer derselbe. Gott sandte Propheten, um die Menschen an Seine Botschaft zu erinnern.
Für mich waren die Zuhörer interessanter als die Lektion selbst, die dem Vortrag mehr oder weniger konzentriert folgten. "Ist es nicht erstaunlich, dass die Botschaft Gottes immer wieder in Vergessenheit geriet?" Für einige der Frauen schien die Information neu zu sein. Was mich überraschte? "Im Qur’an gibt es ein Kapitel, dass die Geschichten der Propheten in einem Text zusammen fasst. Wer weiß, über welches Kapitel ich rede?" Es waren Frauen jeden Alters dort, viele deutschen Ursprungs, einige türkische Mädchen, offensichtlich noch an der Schule, die flüsterten einander in die Ohren und verließen ständig den Raum und kamen wieder, und dies lenkte Maryam ab, bis sie sagte: „Wenn ihr nicht zuhören wollt, dann bleibt einfach draußen!" Alle Frauen waren bedeckt. Sie trugen Kopftücher in allen Farben und Formen, einfach geknotet oder kunstvoll gewickelt oder mit Spitze geschmückt. Einige hatten das Kopftuch über die Stirn gezogen, andere zeigten ihre Haare. "Immer wenn die Menschen Probleme hatten, wandten sie sich Gott zu, und später dachten sie sich dann, sie würden Ihn nicht mehr brauchen." Einige Frauen hatten kleine Kinder mitgebracht. Eines entdeckte den Lichtschalter als lustiges Spiel und wollte mit nichts anderem mehr spielen. "Bitte, könnte jemand das Kind vom Lichtschalter weg nehmen?" Schließlich nahm die Mutter das laut protestierende Kind mit in die Küche, wo er den Kuchen entdeckte, der ihn mindestens eine Viertelstunde beschäftigte. Doch als dann einige Telefonanrufe für verschiedene der Frauen kamen und ein türkisches Mädchen wissen wollte, wie viele Tee- und Kaffeetassen es vorbereiten sollte, und wie lange es dauern würde, bis wir fertig sind, hatte Maryam genug. "Wir werden nächste Woche von hier aus weiter machen und jetzt werden wir Tee trinken." Also erhielt ich meine Chance, mit den Frauen zu sprechen. Sie nahmen mich in ihrem Kreis auf. „Schließlich sind wir alle Schwestern." „Trinkst du Tee oder Kaffee?" „Nimm etwas Kuchen!" "Hat es dir gefallen?" Bald waren wir mitten in einem lebhaften Gespräch. Natürlich wollte jeder wissen, wer ich bin und was mich hier zu einem muslimischen Treffen gebracht hat. Maryam sprach darüber, wie lange es gebraucht hat, bis ihr Glaube gewachsen war. "Aber ich habe meine Entscheidung für den Islam nie bereut." Heide-Khadija andererseits hat nicht so viel über den Islam gewusst, als sie Muslima geworden ist. Aber: „Bis heute bin ich nur positiv überrascht gewesen." Was sie angezogen hat, war „gesunde islamische Lebensweise"; die Abstinenz von Drogen aller Art. Gebete und Fasten als Übung für Körper, Verstand und Seele. Befohlene Hygiene. Dies alle ergab für sie als Biologie und Sportlehrerin einen Sinn.
Maryam hat bestätigt, dass die regelmäßigen Gebete ihrem Rücken gut getan haben. Und dann sprach sie über ihre Zeit in der Türkei und versuchte, mir türkische Geschichte zu erklären. Ein Thema über das ich immer noch nicht viel weiß. Zu jener Zeit war ich hoffnungslos verloren. An diesem Tag lernte ich ziemlich viele Frauen kennen. Und alle erzählten mir ihre persönlicher Geschichte, wie sie zum Islam gekommen sind.
Hamida war nach ihrer Scheidung mit einem türkischen Ehepaar befreundet und auf diese Weise lernte sie den Islam kennen und lieben. Ihre 15-jährige Tochter Nina hat ihre christliche Religion beibehalten, auch wenn sie diese nicht wirklich praktizierte. Sie hat ihre Mutter zu dem Treffen begleitet.
Fatima-Elizabeth, Mitte Zwanzig, studierte um Lehrerin zu werden, hatte vor einigen Jahren einen Ferienjob gehabt. Sie hatte in einer Fabrik Seite an Seite mit einer deutschen Muslima gearbeitet. Fatima-Elizabeths Familie war katholisch, beide Eltern waren Religionslehrer. Sie waren ziemlich schockiert, als sie erfuhren, dass ihre Tochter den Islam angenommen hat. Der Schock verging mit den Jahren und gutem Willen auf beiden Seiten, so dass das Zusammenleben gut verlief.
Fatima-Elizabeths Freundin Sabine, eine Krankenschwester, war durch ihren Ehemann zum Islam gekommen, ist das nicht ein Glück. Ihr Vater hat sie wegen ihres Kopftuchs aus dem Haus geworfen. Da gab es Mütter, Haushälterinnen, Studenten, eine Sekretärin und eine Zahnlabor – Assistentin. Die Frauen waren alleinstehend, verheiratet, geschieden. Ehemänner, wenn sie existierten, kamen aus der Türkei, Libanon, Jemen, Marokko und anderen Ländern. Einige Frauen haben einen islamischen Namen angenommen, andere nicht. Tatsächlich hatten diese Frauen nur eines gemeinsam. Und das war ihre Religion, der Islam. Aber das schien sie auszufüllen, ja, ihre Richtlinie im Leben zu sein. „Der Islam ist der Rahmen, in dem wir leben."
An jenem Tag lernte ich zwei Dinge. Zum einen entdeckte ich, dass der Rahmen, den der Islam setzt, gar nicht so niedrig ist, wie ich vermutet hatte. Es gibt keinen Standard-Muslim. Ein Muslim ist einfach eine Person, die eine Entscheidung für Gott getroffen hat. Diese Frauen haben den Islam angenommen, aber sie sind sie selbst geblieben.
Und zum Zweiten ist mir zum ersten Mal deutlich geworden, dass du nie aufhörst zu lernen. Jetzt nachdem ich alle diese Frauen getroffen hatte, die so gläubig waren, auch wenn sie nicht "alles" wissen, das man wissen sollte. Wissen ist nicht alles. Das wichtige ist, einen festen Glauben zu besitzen.
"Und wahrlich, Wir erschufen den Menschen, und Wir wissen, was er in seinem Innern hegt; und Wir sind ihm näher als (seine) Halsschlagader." (Quran 50:16)
Ein paar Wochen später traf ich meine persönlicher Entscheidung für Gott und den Islam. Nach zweieinhalb Jahren des Lernens nahm ich den Islam an. Was mich zu diesem endgültigen Schritt geführt hat, war der Gedanke: „Wenn ich jetzt sterben sollte und vor Gott stehe, wie kann ich Ihm dann erklären, warum ich nicht Muslim geworden bin?" Als mir keine vernünftige Antwort mehr einfiel, entschloss ich mich, das einzig Logische zu tun und bezeugte: „Es gibt keinen Gott, dem Anbetung gebührt, außer Allah und Muhammad ist Sein Prophet."
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