Katherine Bullock, Ex-Christin, Canada (teil 1 von 2)
Beschreibung: Eine gebildete Frau kämpft zwischen dem, was sie über den Islam gehört hat und dem, was Islam wirklich ist und der tatsächlichen Existenz Gottes.
- von Katherine Bullock
- Veröffentlicht am 05 Nov 2012
- Zuletzt verändert am 05 Nov 2012
- Gedruckt: 114
- Gesehen: 9,496
- Bewertet von: 79
- Emailed: 0
- Kommentiert am: 0
Was tue ich hier unten? Das frage ich mich, als ich mit der Nase und der Stirn auf dem Boden gedrückt im Gebet knie. Meine Kniescheiben schmerzen, meine Armmuskeln sind angespannt und ich versuche, den Druck auf meine Stirn zu halten. Ich höre den fremden Äußerungen von der Person, die neben mir betet, zu. Es ist arabisch, und sie verstehen, was sie sagen; auch wenn ich es nicht verstehe. So. Ich spreche in meinen eigenen Worten, in der Hoffnung, Gott wird mir wohlgesonnen sein; einem Muslim, erst 12 Stunden alt. OK. Gott, ich habe den Islam angenommen, weil ich an Dich glaube und weil der Islam einen Sinn ergibt. Habe ich das wirklich gesagt? Ich erwische mich selbst, breche in Tränen aus. Was würden meine Freunde sagen, wenn sie mich so sehen würden; kniend, die Nase auf den Boden gedrückt? … Sie würden über mich lachen. ´Hast du deinen Verstand verloren?´ würden sie fragen. Du kannst uns nicht ernstmachen, dass du religiös bist. Religiös… Ich war früher ein glücklicher, ´spekulativer Atheist´ gewesen; wie konnte ich zu einem Gläubigen und dann noch zu einem Muslim werden? Ich erinnere mich zurück und versuche, wie ein Wirbelwind meine Reise Revue passieren zu lassen. Aber wo hatte sie begonnen? Möglicherweise als ich zum ersten Mal praktizierende Muslime getroffen habe. Das war 1991 an der Queen’s University, Kingston, Ontario, Canada, gewesen.
Ich war eine offene, tolerante, liberale Frau, 24 Jahre alt. Ich sah muslimische Frauen um das Internationale Zentrum herum gehen und hatte Mitleid mit ihnen. Ich wusste, dass sie unterdrückt werden. Mein Kummer verstärkte sich, als ich sie fragte, warum sie ihre Haare bedeckten, warum sie im Sommer lange Ärmel trugen, warum sie in muslimischen Ländern so schlecht behandelt werden; und sie antworteten mir, dass sie das Kopftuch tragen und sich so bekleiden, weil Gott es so von ihnen verlangt. Arme Dinger. Und was war damit, dass sie in muslimischen Ländern so schlecht behandelt werden? Das ist Kultur, antworteten sie. Ich wusste, dass sie von klein auf getäuscht, sozialisiert und einer Gehirnwäsche unterzogen worden waren, an diese böse Art, Frauen zu behandeln, zu glauben. Aber mir fiel auf, wie glücklich sie waren, wie freundlich sie waren, wie gefestigt sie zu sein schienen. Ich sah muslimische Männer um das Internationale Zentrum gehen.
Da gab es sogar einen Mann aus Libyen – dem Land der Terroristen. Ich zitterte, wenn ich sie sah, dass sie mir im Namen Gottes etwas antun. Ich erinnerte mich an Massen wütender arabischer Männer, die Bildnisse von Präsident Bush verbrannten - alles im Namen Gottes. Was für einen Gott mussten sie haben, dachte ich. Arme Dinger, dass sie an Gott glaubten, fügte ich hinzu, ich war mir sicher, dass Gott eine anthropomorphe Projektion für uns schwachen Menschen war. Aber ich stellte fest, dass diese Männer sehr freundlich waren. Ich bemerkte, wie hilfsbereit sie waren. Ich erkannte eine Aura der Ruhe. Was für einen Glauben müssen sie haben, dachte ich. Aber es war mir ein Rätsel. Ich hatte den Qur´an gelesen und hatte nichts besonderes darin entdeckt. Das war, bevor der Golfkrieg ausgebrochen war. Was für ein Gott würde Männer davon überzeugen, in den Krieg zu ziehen, um unschuldige Bürger eines anderen Landes zu töten, Frauen zu vergewaltigen, gegen die US zu demonstrieren?
Ich entschloss mich, das Heilige Buch zu lesen, auf dessen Grundlage sie behaupteten, zu handeln. Ich las ein Penguin Classic, sicherlich ein vertrauenswürdiges Buch, aber ich konnte es nicht beenden, so sehr verabscheute ich es. Hier gab es ein Paradies mit Jungfrauen für die Rechtschaffenen (was hat eine rechtschaffene Frau mit einer Jungfrau im Paradies zu tun?), hier gab es einen Gott, Der ganze Städte auf einen Schlag zerstörte.
Kein Wunder, die Frauen werden unterdrückt und diese Fanatiker stürmen herum und verbrennen die Flagge der US, dachte ich. Aber die Muslime schienen verwirrt. Ihr Qur´an sprach nicht auf diese Weise von den Dingen. Vielleicht besaß ich eine schlechte Übersetzung?
Plötzlich stand die betende Person, der ich folgte, auf. Ich stand ebenfalls auf, meine Füße verfingen sich in dem langen Hemd, das ich trage; beinahe wäre ich gestolpert. Ich schniefe, versuche, die Tränen aufzuhalten. Lieber Gott, ich bin hier, weil ich an Dich glaube und weil bei meiner Erforschung des Christentums, Judentums, Hinduismus, Sikhismus und Buddhismus, der Islam am meisten Sinn ergeben hat.
Ich beuge mich, die Hände an meinen Knien, ich strenge mich an, mich zu beruhigen. Gott. Bitte hilf mir, ein guter Muslim zu sein. Ein Muslim! Kathy, wie konntest du – eine weiße, westliche Frau, die gebildet ist – konvertiert zu einer Religion, die Frauen zu Menschen zweiter Klasse macht!
Aber Kingstons Muslime wurden meine Freunde, ich fühlte mich seltsam. Sie haben mich in ihrer Gemeinschaft herzlich willkommen geheißen, ohne Fragen zu stellen. Ich vergaß, dass sie Unterdrückte und Terroristen waren. Es scheint der Beginn meiner Reise zu sein. Doch ich war immer noch Atheist. Oder etwa nicht?
Ich hatte die sternenklare Nacht betrachtet und über das Universum nachgedacht. Die Sterne funkelten wie Diamanten am dunklen Himmel, als hätten sie geheimnisvolle Botschaften für mich. Ich sehnte mich nach etwas Größerem als mir selbst. War es ein kollektives menschliches Bewusstsein? Frieden und Ruhe durchströmten mich von den Sternen. Konnte ich mich diesem Gefühl entwinden und erklären, dass es kein höheres Wesen gab? Kein höheres Bewusstsein? Hast du nie die Existenz Gottes angezweifelt? Das fragte ich meine christlichen und muslimischen Freunde. Nein, antworteten sie. Nein? Das verwirrte mich.
War Gott denn so offensichtlich? Wieso konnte ich Gott nicht sehen? Es schien meine Vorstellungskraft zu sehr zu strapazieren. Ein Wesen da draußen, das die Art wie ich lebe bestimmt. Wie konnte Gott den Milliarden Menschen, die beten, zuhören und mit jeder Sekunde des Lebens einer Person vertraut sein? Es ist unmöglich. Vielleicht ein Erster Auslöser, aber Einer, der eingreift? Und was ist mit der ständigen Ungerechtigkeit in der Welt? Kinder, die im Krieg sterben. Ein gerechter, guter Gott würde dies nicht erlauben. Gott ergibt keinen Sinn. Gott konnte nicht existieren. Außerdem haben wir uns entwickelt, damit hat sich die erste Ursache auch erledigt.
Wir knien wieder nieder, und hier bin ich, schniefend, seitwärts auf meinen grünen, neuen Gebetsteppich blickend. Ich mag meinen Gebetsteppich. Er ist so samtig und hat ein paar meiner Lieblingsfarben: eine lila Moschee auf grünem Hintergrund. Da gibt es einen Weg, der zum Eingang der Moschee führt und er winkt mir zu. Der Eingang zu der Moschee scheint die Wahrheit zu enthalten, sie ist schwer erfassbar, aber sie ist da. Ich bin glücklich, zu diesem Eingang gezogen worden zu sein.
Als ich noch viel jünger gewesen war, hatte ich ein völliges Schwarz-Weiß-Bild von der Welt gehabt. Es zerfiel irgendwann im dritten oder vierten Jahr meines Bachelor-Studiums. In Kingston hatte ich mich daran erinnert, dass ich einst ein regelmäßiger Kirchengänger gewesen war; irgendwie war ich verlegen, weil ich nun religiöse Menschen als schwammige, urige, langweilige, altmodische Menschen betrachtete. Aber Gott schien damals für mich selbstverständlich zu sein. Das Universum machte ohne einen Allmächtigen Schöpfer keinen Sinn.
Wenn ich aus der Kirche kam, hatte ich immer ein Gefühl der Leichtigkeit und der Freude verspürt. Den Verlust dieses Gefühls bemerkte ich. Konnte es sein, dass ich einst eine Verbindung zu Gott gehabt hatte, die nun verschwunden war? Möglicherweise war dies der Beginn meiner Reise gewesen? Ich versuchte, wieder zu beten, aber ich fand das außerordentlich schwierig. Christen erzählten mir, dass Menschen, die nicht an den Herrn Jesus Christus glaubten, verloren seien. Was war denn mit den Menschen, die niemals von Jesus gehört haben? Oder mit Menschen, die ihrer eigenen Religion folgten? Und die Gesellschaft behauptete seit der Geschichte, dass Frauen minderwertig seien, weil das Christentum uns weismachen wollte, dass es Evas Strafe sei; Frauen waren vom Studieren, Wählen und Besitzen von Land ausgeschlossen. Gott war ein furchterregender Mann mit einem langen weißen Bart. Ich konnte mit Ihm nicht sprechen. Ich konnte dem Christentum nicht folgen, daher konnte Gott nicht existieren.
Aber dann entdeckte ich Feministen, die an Gott glaubten; christliche Frauen, die Feministen waren und muslimischen Frauen, die glaubten, dass der Islam vieles nicht dulde, von dem ich dachte, es sei integraler Bestandteil ihrer Religion. Da fing ich an, zu beten und mich selbst als eine ‘post-christliche feministische Gläubige’ zu bezeichnen.
Katherine Bullock, Ex-Christin, Canada (teil 2 von 2)
Beschreibung: Ihre letzte Anstrengung, um die Wahrheit herauszufinden und schließlich den Islam anzunehmen.
- von Katherine Bullock
- Veröffentlicht am 05 Nov 2012
- Zuletzt verändert am 05 Nov 2012
- Gedruckt: 114
- Gesehen: 8,856
- Bewertet von: 79
- Emailed: 0
- Kommentiert am: 0
Ich verspürte wieder diese Leichtigkeit; möglicherweise existierte Gott. Ich untersuchte gründlich die Ereignisse meines Lebens, und ich sah in den Zufällen und dem Glück Gottes Segen für mich – und niemals hatte ich sie bemerkt oder mich dafür bedankt. Ich war erstaunt, dass Gott so freundlich und beständig gut zu mir gewesen ist, wo ich doch so treulos gewesen bin. Meine Ohren und Füße kribbeln angenehm von der Waschung, derer ich sie gerade unterzogen habe; eine Waschung, die mich reinigt und die mir gestattet, mich Gott im Gebet zu nähern.
Gott. Eine Ehrfurcht gebietende Gottheit. Ich fühle Ehrfurcht, Verwunderung und Frieden. Bitte weise mir den Weg. Aber du kannst sicherlich auch erkennen, dass die Welt zu kompliziert ist, zu schön, zu harmonisch, um ein bloßer Unfall zu sein? Um das blinde Ergebnis evolutionärer Kräfte zu sein? Weißt du denn nicht, dass die Wissenschaft zum Glauben an Gott zurückkehrt? Weißt du denn nicht, dass die Wissenschaft dem Islam niemals widersprochen hat? Meine imaginäre Jury treibt mich zur Verzweiflung. Haben sie diese Dinge denn nicht erforscht?
Vielleicht war dies der entscheidende Weg. Ich hatte im Radio ein Interview mit einem Physiker gehört, der erklärte, wie die moderne Wissenschaft ihre materialistischen Annahmen des neunzehnten Jahrhunderts seit langem aufgegeben hatte und der wissenschaftlich die Meinung vertrat, dass zu viele Phänomene aufgetreten sind, die ohne Intelligenz und Design dahinter keinen Sinn ergeben würden. In der Tat bestehen wissenschaftliche Experimente nicht nur aus der passiven Beobachtung physikalischer Phänomene, Beobachtung veränderte sich in der Art, wie physikalische Ereignisse ablaufen, und es schien daher, dass Intelligenz der grundlegendste Stoff des Universums sein musste.
Ich las mehr und mehr. Ich entdeckte, dass nur die eingefleischtesten Anthroposophen noch an die Evolutionstheorie glaubten, auch wenn dies keiner laut aussprach, aus Angst seinen Job zu verlieren. Mein Laubsägebild fing an auseinanderzufallen.
OK, also du hast entschieden, dass Gott existiert. Du bist Monotheist. Aber das Christentum ist monotheistisch. Es ist dein Erbe. Warum solltest du es verlassen? Immer noch sind diese Fragesteller verwirrt. Aber du musst verstehen, auf diese leichteste Frage von allen zu antworten. Ich lächele.
Ich lernte, dass der Qur´an den Wissenschaften nicht auf die gleiche Art und Weise widersprach, wie es die Bibel tat. Ich wollte die biblische Geschichte selbst lesen und stellte fest, dass ich es nicht vermochte. Wissenschaftliche Tatsachen widersprachen dem biblischen Bericht. Aber wissenschaftliche Tatsachen widersprachen nicht den Berichten des Qur´an, die Wissenschaft erklärte manchmal sogar bislang unerklärbare Qur´anverse. Dies war erstaunlich.
Es gibt einen Vers darüber, wie frisches Wasser aus Flüssen ins Meer fließt, ohne sich mit dem Meerwasser zu mischen; Verse, welche die Empfängnis genau beschreiben; Verse, die sich auf die Orbitale der Planeten beziehen. Die Wissenschaft des siebten Jahrhunderts kannte nichts dergleichen. Wie hätte Muhammad so einzigartig weise sein können? Mein Verstand zog mich zum Qur´an, aber ich zögerte.
Ich fing an, wieder zur Kirche zu gehen, um bei fast jedem Gottesdienst in Tränen auszubrechen. Das Christentum fiel mir immer noch schwer. So vieles ergab keinen Sinn: die Trinität; die Vorstellung, dass Jesus Gottes Wiedergeburt sei; die Anbetung Marias; der Heiligen oder Jesus eher als Gott. Die Priester rieten mir, den Verstand außer acht zu lassen, wenn ich über Gott nachdenke. Die Trinität ergab keinen Sinn und das sollte sie auch nicht. Ich vertiefte mich. Wie konnte ich nach alledem meine Kultur, mein Erbe, meine Familie verlassen? Ich bemühte mich, eine gute Christin zu sein.
Ich lernte weiter. Ich stellte fest, dass Ostern ein paar Jahrhunderte nach Jesus Tod eingeführt worden war, dass Jesus sich niemals selbst als Wiedergeburt Gottes bezeichnet hatte und umso häufiger hatte er gesagt, er sei der Menschensohn; dass die Doktrin von der Trinität über 300 Jahre nach dem Tode Jesu´ festgelegt worden war; dass das Glaubensbekenntnis, das ich treu jede Woche rezitiert und mich auf jedes einzelne Wort konzentriert hatte, von MENSCHEN bei einem politischen Treffen geschrieben worden war, um die Ansicht einer Minderheit zu bestätigen, dass Jesus der Sohn Gottes sei und damit der Glaube, dass Jesus der Gesandte Gottes sei, für immer ausgemerzt würde.
Ich war so sauer! Warum hatte die Christliche Kirche mir diese Dinge nicht beigebracht. Nun. Ich wusste warum. Die Menschen würden verstehen, dass sie Gott anderswo anbeten können und dort, würde das Anbeten für sie einen Sinn ergeben. Ich würde nur Einen Gott anbeten, nicht drei, nicht Vater, Sohn und Heiligen Geist; weder Jesus als Herrn noch die Heiligen noch Maria. Konnte Muhammad wirklich ein Gesandter sein, konnte der Qur´an das Wort Gottes sein? Ich las weiter im Qur´an.
Er erzählte mir, dass Eva nicht allein für den “Sündenfall” verantwortlich gewesen ist; dass Jesus ein Gesandter war; dass Ungläubige mich dafür auslachen werden, dass ich ein Gläubiger bin; dass Menschen die Wahrheit von Muhammads Anspruch auf Offenbarung anzweifeln werden, aber wenn sie versuchten, etwas Weises, Beständiges und Vernünftiges aufzuschreiben, dann werden sie versagen. Dies schien wahr zu sein. Der Islam forderte mich auf, meine Intelligenz zu nutzen, um über Gott nachzudenken, er ermutigte mich, Wissen zu suchen, er teilte mir mit, wer auch immer glaubte (Juden, Christen, Muslime, wer auch immer) wird Belohnungen erhalten, er schien eine sehr umfassende Religion zu sein. Wir stehen wieder und immer noch, verbeugen uns wieder, um in dieser Stellung zu verharren mit unseren Händen auf unseren Knien. Was kann ich Gott noch sagen? Ich kann mir nichts mehr ausdenken, das Gebet erscheint so lang.
Ich schnaufe leicht, immer noch schniefend, denn von all dem Stehen, Knien und wieder Stehen bin ich irgendwie aus der Puste geraten. Also denkst du wirklich, dass ich willig einer Religion beigetreten bin, die mich zu einem Bürger zweiter Klasse macht? Frage ich den, der mich fragt. Du weißt, dass es viel Missbrauch von Frauen in islamischen Ländern gibt, genau wie im Westen, aber das ist nicht der wahre Islam. Und fang nicht mit der Kopftuch-Geschichte an. Weißt du denn nicht, dass Frauen das Hijab tragen, weil Gott es ihnen befiehlt? Weil sie dem Wort Gottes vertrauen?
Trotzdem. Wie werde ich den Mut aufbringen, um Hijab zu tragen? Ich werde es vielleicht nicht schaffen. Die Menschen werden mich anstarren, ich werde auffällig sein; ich würde mich lieber in der Masse verstecken, wenn ich draußen bin. Was werden meine Freunde sagen, wenn sie mich damit sehen?? OH! Gott! Hilf mir.
Am Rande des Wandels war ich für einen langen Monat ins Stocken geraten, mein Dilemma wuchs von Tag zu Tag . Was sollte ich tun? Mein altes Leben verlassen und ein Neues beginnen? Aber ich konnte nicht ohne Hijab in die Öffentlichkeit hinaus gehen. Die Menschen würden mich anstarren. Ich stand an der Weggabelung, die Gott mich hatte erreichen lassen. Ich besaß neue Kenntnisse, die mit meinem Verstand übereinstimmten. Sollte ich meinen Überzeugungen folgen oder auf dem alten Weg bleiben? Wie konnte ich bleiben, wenn eine andere Aussicht im Leben gab? Wie konnte ich wechseln, wenn mir der Schritt zu groß erschien?
Ich übte den Satz für die Konvertierung ein: Es gibt keinen Gott außer Gott, und Muhammad ist der Gesandte Gottes. Einfache Worte. Ich glaube an sie, also konvertiere. Ich kann nicht, wehrte mich. Ich drehte mich Tag für Tag im Kreis. Gott stand auf einem der Wege und tippte mit Seinem Fuß. Komm schon, Kathy. Ich habe dich bis hierher gebracht, aber du musst alleine die Kreuzung überqueren. Ich blieb stehen, gebannt wie ein Känguru, das spät in der Nacht in die Autoscheinwerfer starrt. Dann gab mir Gott, vermute ich, eines Nachts einen endgültigen Ruck. Ich kam mit meinem Ehemann an einer Moschee vorbei. Ich bekam ein Gefühl in mir, das so stark war, dass ich es kaum ertragen konnte. Wenn du jetzt nicht konvertierst, wirst du es nie tun, sagte meine innere Stimme. Ich wusste, dass es stimmte. OK, ich werde es tun. Wenn sie mich in die Moschee hinein lassen, dann werde ich es tun. Aber es war niemand da. Ich sagte die Schahada unter den drei Bäumen außerhalb der Moschee. Ich wartete. Ich wartete auf den Donnerschlag, das unmittelbare Gefühl der Erleichterung, das Hinweg nehmen der Last. Aber es kam nicht.
Ich fühlte genau dasselbe. Jetzt knien wir wieder, die Welt sieht so anders aus von hier unten. Sogar berühmte Fußballstars werfen sich auf diese Art nieder, erinnere ich mich, zur Seite auf die Enden meines Hijabs blickend, die auf den Gebetsteppich fallen; wir sind alle genau gleich und demütig vor Gott. Jetzt sitzen wir wieder aufrecht, mein Gebetsführer murmelt leise etwas, wobei er den Zeigefinger seiner rechten Hand in der Luft bewegt. Ich blicke wieder auf meine Matte. Das Grün, Lila und Schwarz meines Gebetsteppichs sehen beruhigend gleich aus.
Die Schwärze des Eingangs der Moschee zieht mich an; ´Ich bin hier, entspanne dich und du wirst mich finden.´ Meine Tränen sind auf meinem Gesicht getrocknet und die Haut spannt sich. Was tue ich hier? Lieber Gott. Ich bin hier, weil ich an Dich glaube, weil ich an die überzeugenden und majestätischen Worte des Qur´an glaube, und weil ich an das Prophetentum Deines Gesandten Muhammad glaube. Ich weiß in meinem Herzen, dass meine Entscheidung die Richtige ist. Bitte gib mir den Mut, mit diesem neuen Selbstbewusstsein und dem neuen Leben weiterzumachen, damit ich Dir gut mit starkem Glauben dienen kann. Ich lächele und stehe auf, falte meinen Gebetsteppich zusammen und lege ihn auf das Sofa, bereit für das nächste Treffen mit seiner lila-grünen Sicherheit. Nun fängt die Last an, sich zu lüften.
Fügen Sie einen Kommentar hinzu