Muhammads Biographie (teil 7 von 12): Ein neues Stadium in Medina
Beschreibung: Die Herausforderungen in Medina einen neuen Stadtstaat zu errichten.
- von IslamReligion.com
- Veröffentlicht am 03 Nov 2008
- Zuletzt verändert am 03 Nov 2008
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Das Hauptessen des Propheten Muhammad bestand aus gekochter Mehlsuppe mit Datteln und Milch, seine einzige weitere Mahlzeit bestand aus Datteln und Wasser; aber er war regelmäßig hungrig, manchmal band er sich einen flachen Stein gegen seinen Bauch, um sich das Unwohlsein zu erleichtern. Eines Tages gab ihm eine Frau einen Umhang – etwas, das er dringend benötigte – aber am selben Abend bat ihn jemand darum als Leichentuch und er gab ihn sogleich als Almosen. Ihm wurde von denen, die etwas mehr hatten, Essen gebracht, aber er schien es nie lange genug zu behalten, um es zu kosten, denn es gab immer jemanden, der noch bedürftiger war. Mit verminderter körperlicher Kraft – er war jetzt zweiundfünfzig Jahre alt – bemühte er sich, aus den verschiedenen Völkern, die ihm Gott als Ausgangsmaterial gegeben hat, eine Nation auf der Grundlage der wahren Religion des Islam aufzubauen.
Mit der Kraft seines Charakters in Verbindung mit außerordentlichen diplomatischen Fähigkeiten begann der Prophet Muhammad die zerstrittenen Fraktionen in Medina wieder zu vereinen. Mit seinen anderen Gefährten, die ebenfalls ausgewandert waren, wurde ein System der Unterstützung für die Neuankömmlinge benötigt. Um die ´Emigranten´ (Muhājirūn) mit den ansässigen ´Helfern´ (Ansār) zu vereinen, richtete er ein System persönlicher Beziehung ein: jeder ´Helfer´ nahm sich einen ´Emigranten´ als seinen Bruder, behandelte ihn unter allen Umständen auch als solchen und stand auch in der Erbfolge wie seine natürlichen Familienmitglieder da. Mit wenigen Ausnahmen hatten die ´Emigranten´ alles verloren, was sie zuvor besessen hatten und waren von ihren neuen Brüdern völlig abhängig. Die Helfer gingen manchmal so weit, dass sie ihren Brüdern von den Emigranten die Hälfte von allem, was sie besaßen, gaben, Häuser, Vermögen, Land und Gehölze. Derart war der Enthusiasmus der Helfer, alles mit ihren Brüdern im Glauben zu teilen, dass sie alles in zwei Teile teilten, um dann Lose zu ziehen, welchen Teil sie zur Verfügung stellten. In den meisten Fällen versuchten sie, den Emigranten den besseren Anteil zukommen zu lassen.
Man ist versucht, die Tatsache als ein ´Wunder´ zu beschreiben, dass diese Situation keine Verstimmung unter denen verursacht hat, die plötzlich verpflichtet waren, völlig Fremde in ihre Familien aufzunehmen. Dieses Bündnis der Bruderschaft brach alle Bande der Abstammung, Farbe, Zugehörigkeit und anderer Faktoren, die zuvor als Standard der Ehre betrachtet wurden. Die einzige Verbindung, die nun zählte, war die Religiöse. Selten wurde die Kraft des religiösen Glaubens, den Menschen zu verändern, deutlicher gezeigt.
Die mekkanischen Muslime hatten allerdings ihre alten Ferigkeiten nicht vergessen. Als ihn sein neuer Bruder fragte: "O Ärmster der Armen, wie kann ich dir helfen? Mein Haus und mein Vermögen stehen dir zur Verfügung!" antwortete einer der Emigranten: "O Freundlichster der freundlichsten Freunde, zeige mir nur den Weg zum Marktplatz. Der Rest erledigt sich von selbst." Dieser Mann, so wird erzählt, began damit, Käse und geklärte Butter zu verkaufen und schon bald wurde er reich genug, um das Brautgeld für ein einheimisches Mädchen zu zahlen und zu gegebener Zeit eine Karavane mit 700 Kamelen auszustatten.
Derartige Unternehmungen ermutigten, aber es gab auch solche, die weder die Fähigkeit dazu besaßen, noch eine Familie hatten oder über Vermögen verfügten. Sie verbrachten den Tag gewöhnlich in der Moschee und in der Nacht teilte sie der Prophet verschiedenen Leuten von den Helfern zu. Sie wurden als 'Ahl us-Suffa' bekannt. Manche wurden beim Propheten selbst mit gerösteter Gerste aus der Gemeinschaftskasse verpflegt, wenn es keinen anderen Platz gab.
Im ersten Jahr seiner Herrschaft in Yathrib, schloß der Prophet einen feierlichen Pakt wechselseitiger Verpflichtungen zwischen seinem Volk und den jüdischen Stämmen Medinas und Umgebung, in dem sie sich darauf einigten, dass sie denselben Status als Bewohner des Staates und völlige religiöse Freiheit besäßen und jeder würde im Angriffsfall den anderen verteidigen.
Aber ihre Vorstellung von einem Propheten war so, dass sie ihnen die Vormachtstellung geben würde, und es sollte ein jüdischer Prophet sein, kein Araber. Die Juden hatten auch wunderbar von den Streitigkeiten unter den arabischen Stämmen profitiert, denn es war die Unbeständigkeit in dieser Region gewesen, die ihnen die Oberhand in Handel und Versorgung hatte gewinnen lassen. Friede zwischen den Stämmen Medinas war eine Bedrohung für die Juden.
Auch unter den Einwohnern Medimas gab es solche, die den neu Zugewanderten schlecht gesonnen waren, aber sie blieben vorläufig still. Der mächtigste von ihnen war Abdullah ibn Ubayy ibn Saluul, ihm war der Ankunft des Propheten ein Dorn im Auge, denn er war es gewesen, der vor dem Propheten in der Stadt geherrscht hatte. Er nahm formell den Islam an, aber später betrog er die Muslime als der Führer der "Heuchler".
Aufgrund dieses verbreiteten Hasses auf den Propheten, die Muslime und den neuen Stand der Dinge in Yathrib, war ein Bündnis zwischen den Juden und den "Heuchlern" fast nicht zu vermeiden. Durch die gesamte Geschichte der Muslime in Medina hindurch versuchten sie, die Anhänger von der neuen Religion abzubringen und schmiedeten immer wieder neue Pläne gegen sie. Aus diesem Grund werden die Juden und die Heuchler in den (in Medina offenbarten) Kapiteln des Qur´an häufig erwähnt.
Die Qiblah
Die Qiblah (die Richtung, in die die Muslime beten) war bis zu dieser Zeit Jerusalem gewesen. Die Juden stellten sich vor, dass diese Tatsache daraus entstanden war, weil der Islam dem Judentum angelehnt sei und der Prophet bedürfe ihrer Anweisung. Der Prophet sehnte sich danach, das die Qiblah zur Kaaba geändert würde; dem ersten Ort für die Anbetung Gottes auf der Erde und von Abraham wieder aufgebaut. Im zweiten Jahr nach der Auswanderung erhielt der Prophet den Befehl, die Qiblah von Jerusalem zur Kaaba in Mekka zu ändern. Ein ganzer Teil von Sura al-Baqarah berichtet von dieser Streitfrage der Juden.
Die ersten Feldzüge
Die erste Sorge des Propheten als Herrscher galt dem öffentlichen Gebet und der Errichtung eines Staates; aber er vergaß nie, dass die Quraisch geschworen hatten, seiner Religion ein Ende zu bereiten. Aufgebracht über die gelungene Auswanderung des Propheten nach Medina, steigerten sie die Folterungen und Verfolgung der Muslime, die in Mekka zurückgeblieben waren. Aber ihre schlimmen Planungen machten hier nicht Halt. Sie versuchten ebenfalls, sich im Geheimen mit Götzendienern aus Medina zu verbünden, wie mit dem bereits zuvor erwähnten Abdullah ibn Ubayy, dem sie befahlen, den Propheten zu töten oder auszuweisen. Die Quraisch sandten den Muslimen in Medina oft Drohbriefe, um sie vor ihrer Vernichtung zu warnen und auch den Propheten erreichten so viele Nachrichten von den Plänen und Komplotten der Götzendiener, dass er bat, Wachen um sein Haus herum aufzustellen. Zu jener Zeit erteilte Gott den Muslimen die Erlaubnis, ihre Waffen gegen die Ungläubigen zu erheben.
Dreizehn Jahre lang waren sie strikte Pazifisten gewesen. Jetzt aber brachen sie zu kleinen Expeditionen auf, die entweder vom Propheten selbst oder von einigen der mekkanischen Emigranten geleitet wurden, sowohl um die Routen, die nach Mekka führten, zu erkunden, als auch um sich mit anderen Stämmen zu verbünden. Andere Expeditionen wurden geführt, um einige Karavanen, die aus Syrien in Richtung Mekka zurückkehrten, abzufangen; ein Mittel, mit dem die Muslime ökonomischen Druck auf die Quraisch ausüben konnten, damit sie ihre Verfolgung der Muslime in Mekka wie auch in Medina aufgeben. Nur wenige dieser Feldzüge endeten tatsächlich im Kampf, aber durch sie festigten die Muslime ihre neue Position auf der Arabischen Halbinsel. Sie zeigten, dass sie nicht länger ein unterdrücktes und schwaches Völkchen waren, sondern dass sie an Stärke gewonnen hatten und nun eine furchteinflößende Kraft geworden waren, die nicht zu unterschätzen war.
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