Margaret Marcus, Ex-Jüdin, USA (teil 2 von 5)
Beschreibung: Margaret erzählt, wie erst eine jüdische Klassenkameradin den Islam annimmt, und später dann sie selbst.
- von Margaret Marcus
- Veröffentlicht am 09 Sep 2013
- Zuletzt verändert am 09 Sep 2013
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In Professor Katshs Unterricht habe ich auch Zenita getroffen, das ungewöhnlichste und faszinierendste Mädchen, das ich je kennen gelernt habe. Als ich zum ersten Mal in Professor Katshs Klasse gekommen bin, habe ich mich nach einem freien Platz umgesehen; da erblickte ich zwei freie Plätze, auf dem Tisch des einen lagen drei große, wunderschön gebundene Bände von Yusuf Alis englischer Übersetzung und Kommentar des Heiligen Qur´an. Ich setzte mich, brennend vor Neugier, wem diese Bände wohl gehören würden. Gerade bevor Rabbi Katshs Vorlesung beginnen sollte, setzte sich ein hochgewachsenes, sehr schlankes Mädchen mit einem blassen Gesicht, das von dickem kastanienbraunem Haar umrahmt wurde. Ihre Erscheinung war so anders, dass ich dachte, sie müsse eine ausländische Studentin aus der Türkei, Syrien oder dem Nahen Osten sein. Die meisten der anderen Studenten waren junge Männer, die die schwarze Kipa des orthodoxen Judentums trugen und Rabbis werden wollten. Wir beiden waren die einzigen Mädchen in der Klasse. Als wir am späten Nachmittag die Bücherei verließen, stellte sie sich mir vor. Sie war in einer orthodoxen jüdischen Familie geboren worden und ihre Eltern waren nur wenige Jahre vor der Oktoberrevolution 1917 von Russland nach Amerika ausgewandert, um der Verfolgung zu entgehen. Ich stellte fest, dass meine neue Freundin englisch mit der präzisen Vorsicht eines Fremden sprach. Sie bestätigte diese Spekulationen, indem sie mir erzählte, dass ihre Familie und deren Freunde nur jiddisch unter sich sprachen, weshalb sie erst in der öffentlichen Schule englisch gelernt habe. Sie sagte, ihr Name war Zenita Liebermann gewesen, aber vor kurzem haben ihre Eltern den Versuch unternommen, sich zu amerikanisieren und ihren Namen von “Liebermann” in “Lane” geändert. Abgesehen davon, dass sie durch ihren Vater als sie aufwuchs und später in der Schule sorgfältig Hebräisch gelernt hatte, verbrachte sie jetzt all ihre Freizeit damit, arabisch zu studieren. Allerdings verließ Zenita den Unterricht ohne Vorwarnung und obwohl ich weiter an allen seinen Vorlesungen bis zum Ende teilnahm, kam Zenita nie zurück. Monate vergingen und ich hatte Zenita fast vergessen, als sie mich plötzlich anrief und mich bat, sie am Metropolitan Museum zu treffen und mit ihr die Sonderausstellung exquisiter arabischer Kalligraphie und antiker beleuchteter Manuskripte des Qur´an zu besuchen. Während unserer Runde durch das Museum teilte mir Zenita mit, wie sie mit zwei palästinensischen Freunden als Zeugen den Islam angenommen hat.
Ich fragte sie: “Warum hast du dich entschieden, Muslim zu werden?” Sie erzählte mir dann, dass sie Professor Katshs Unterricht verlassen hatte, weil sie an einer schweren Niereninfektion erkrankt war. Ihr Zustand war so kritisch, sagte sie mir, dass ihre Mutter und ihr Vater erwarteten, dass sie es nicht überleben würde. “An einem Nachmittag mit hohem Fieber nahm ich mir den Heiligen Qur´an vom Nachttisch und fing an zu lesen und während ich die Verse rezitierte, berührte es mich so tief, dass ich begann zu schluchzen und ich wusste, ich würde mich erholen. Sobald ich kräftig genug war, das Bett zu verlassen, lud ich zwei meiner muslimischen Freunde ein und sprach den Eid der „Schahada“ oder des Glaubensbekenntnisses aus.”
Zenita und ich nahmen unsere Mahlzeiten in syrischen Restaurants ein, wo ich einen Geschmack für diese wunderbare Küche entwickelte. Wenn wir Geld hatten, bestellten wir Couscous, gegrilltes Lamm mit Reis oder einen Suppenteller mit leckeren kleinen Fleischbällchen, die in Brühe schwammen und aßen diese mit Stückchen ungesäuerten arabischen Brotes. Und wenn wir wenig Geld hatten, aßen wir Linsen und Reis, auf arabische Art oder das ägyptische Nationalgericht schwarze Saubohnen mit reichlich Knoblauch und Zwiebeln, das „Foul“ genannt wird.
Als Professor Katsh uns Vorlesungen gab, verglich ich in meinem Kopf das, was ich im Alten Testament und dem Talmud gelesen habe, mit dem was der Qur´an und die Hadithe lehrten und ich fand das Judentum so mangelhaft, da bin ich zum Islam konvertiert.
Q: Hattest du Angst davor, vielleicht nicht von Muslimen akzeptiert zu werden?
A: Meine wachsende Sympathie für den Islam und islamische Ideale machte andere Juden wütend, die dachten, ich würde sie aufs Schlimmste betrügen. Sie pflegten mir zu sagen, dass ein derartige Vorstellungen nur aus der Schande über mein Ahnenerbe und aus außerordentlichem Hass meinem Volk gegenüber kommen könnten. Sie warnten mich, wenn ich auch nur versuchen würde, Muslim zu werden, dann würde ich nie akzeptiert werden. Diese Ängste bewiesen sich als völlig unbegründet, denn ich bin nie von irgendeinem Muslim aufgrund meines jüdischen Ursprungs stigmatisiert worden. Sobald ich selbst Muslim geworden bin, wurde ich von alle Muslimen als einer von ihnen willkommen geheißen.
Ich habe den Islam nicht aus Hass auf meine Vorfahren oder mein Volk angenommen. Es war kein Verlangen, alles abzulehnen, sondern zu erfüllen. Für mich bedeutete es einen Übergang von einem parochialen zu einem dynamischen und revolutionären Glauben.
Q: Hat sich deine Familie deinem Lernen des Islam widersetzt?
A: Obwohl ich bereits seit 1954 Muslim werden wollte, gelang es meiner Familie, mir das auszureden. Ich wurde gewarnt, dass der Islam mein Leben komplizieren würde, denn er sei nicht wie das Judentum und das Christentum, Teil der amerikanischen Szene. Mir wurde gesagt, der Islam würde mich von meiner Familie entfremden und von meiner Gesellschaft isolieren. Zu dieser Zeit war mein Glaube noch nicht kräftig genug, um diesem Druck zu widerstehen. Teilweise aufgrund dieser inneren Unruhe wurde ich so krank, dass ich den Collegebesuch abbrechen musste, lange bevor es an der Zeit war zu graduieren. Die nächsten zwei Jahre blieb ich unter privater medizinischer Versorgung zu Hause und es ging mir immer schlechter. In ihrer Verzweiflung brachten mich meine Eltern von 1957 - 1959 in verschiedene private und öffentliche Krankenhäuser, wo ich schwor, dass wenn ich mich jemals genügend erhole, um entlassen zu werden, dann würde ich den Islam annehmen.
Nachdem mir erlaubt wurde, nach Hause zurückzukehren, ermittelte ich alle Gelegenheiten, um Muslime in New York zu treffen. Ich hatte das Glück, einige der besten Männer und Frauen zu treffen, die man sich erhoffen konnte. Ich fing auch an, Artikel für muslimischen Magazine zu schreiben.
Q: Wie war das Verhalten deiner Eltern und Freunde, nachdem du Muslim geworden bist?
A: Als ich den Islam angenommen habe, haben mich meine Eltern, Verwandten und ihre Freunde fast wie einen Fanatiker betrachtet, denn ich konnte an nichts anderes denken und über nichts anderes reden. Für sie ist Religion eine rein private Angelegenheit, die am ehesten vielleicht wie ein Amateur – Hobby unter anderen Hobbys kultiviert werden kann. Aber seit ich den Heiligen Qur´an gelesen habe, weiß ich, dass der Islam kein Hobby ist, sondern das Leben selbst!
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