Moderne historische Methodologie im Vergleich zur Hadith Methodologie (teil 5 von 5): Die Klassifizierung des Hadith II
Beschreibung: Die verschiedenen Kategorien des Hadith auf der Grundlage der Stärke der Überliefererkette.
- von Reem Azzam
- Veröffentlicht am 07 Feb 2011
- Zuletzt verändert am 07 Feb 2011
- Gedruckt: 141
- Gesehen: 14,247 (Tagesmittelwerte: 3)
- Bewertet von: 123
- Emailed: 0
- Kommentiert am: 0
Teil 2.
Nach der fünften Kategorie kann ein Hadith auch anhand der Natur seines Textes und des Isnads klassifizert werden. Gemäß Al-Schafi’i ist ein Hadith schadh oder “unregelmäßig”, wenn der von einer vertrauenswürdigen Person überlieferte Hadith der Überlieferung einer anderen, vertrauenswürdigeren Person widerspricht. Gemäß Ibn Hajar wird ein Hadith als munkar (“kritisiert”) eingestuft, wenn die Überlieferung von einem schwachen Überlieferer einem authentischen Hadith widerspricht, obwohl andere Gelehrte jeden Hadith eines schwachen Überlieferers als munkar einstufen würden. Ein Hadith wird ebenfalls als munkar eingestuft, wenn sein Text allgemeinen Aussagen des Propheten widerspricht. Wenn ein Hadith, der von einer aufrichtigen Person überliefert wird, einige zusätzliche Informationen enthält, von denen die anderen authentischen Quellen nicht sprechen, werden diese Zusätze angenommen, solange sie ihnen nicht widersprechen und der Zusatz ist als ziyadatu thiqah (“ein Zusatz von einem Aufrichtigen”) bekannt. Wenn allerdings ein Überlieferer etwas zu dem überlieferten Hadith hinzufügt, dann wird der Hadith als mudraj oder “verfälscht” eingestuft. Wenn dies bei einem Hadith auftaucht, dann gewöhnlich bei seinem Text und häufig zur Erklärung eines schwierigen Wortes. Bei einigen wenigen Beispielen tritt dies beim Isnad auf – ein Überlieferer nimmt einen Teil eines Isnads und fügt ihn einem anderen Isnad hinzu. Ein Überlieferer, bei dem die Gewohnheit absichtlicher idraj oder Verfälschungen gefunden wird, wird gewöhnlich als Lügner betrachtet, obwohl Gelehrte mit solchen Überlieferern, die es tun, um ein schwieriges Wort zu erklären, milder umgehen (Hasan 37-39).
In der sechsten Kategorie werden Hadithe, die in ihren Isnads oder in ihren Texten verborgene Fehler enthalten, als ma’uuol oder mu’allal (“fehlerhaft”) eingestuft. Dies könnte passieren, wenn ein Hadith als musnad eingestuft wurde, obwohl er eigentlich mursal ist oder wenn ein Hadith einem bestimmten Gefährten zugeordnet wurde, während er eigentlich von einem anderen stammt. Um derartige Fehler zu entdecken, wurden alle Isnads eines Hadith gesammelt und untersucht. Zum Beispiel:
“Einige Gelehrte schrieben Bücher darüber, welche Nachfolger Hadithe von welchen Gefährten gehörte haben. Durch diese Informationen wissen wir, dass Al-Hasan Al-Basri nicht Ali getroffen hatte, obwohl es eine kleine Chance gegeben haben könnte, dass er ihn während seiner Kindheit in Medina gesehen haben könnte. Dies ist bedeutsam, denn viele Sufi-Traditionen gehen angeblich auf Al-Hasan Al-Basri zurück, von dem gesagt wird, er habe sie direkt von Ali berichtet ” (Hasan 42-43)
Es kann auch Unsicherheit über den Isnad oder den Text bestehen, in deren Fall der Hadith als mudtarib (“wackelig”) eingestuft wird. Dies tritt auf, wenn Überlieferer sich über manche Punkte in den Isnads oder im Text in solchem Maße nicht einig sind, dass keine Ansicht überwiegt. Ein Hadith kann als maqluub (“verändert” oder “verdreht”) wenn im Isnad ein Name vertauscht wurde (d.h. Ka’b b. Murra versus Murra b. Ka’b) oder wenn die Anordnung der Sätze vertauscht wurde (Azami 66). Dies kommt auch bei den Hadithen zur Anwendung, deren Texten ein anderer Isnad zugeordnet wurde oder umgekehrt oder auf diejenigen, in denen der Name eines Überlieferers durch einen anderen ersetzt wurde (Hasan 41-42).
Die siebte und letzte Kategorie, die hier besprochen werden soll, ist die Einstufung nach der Qualität der Überlieferer, von der die abschließende Beurteilung einer Hadithkritik abhängt. Hadithe von denjenigen, die als adil, hafiz, thabit und thiqa bekannt sind, sind die Hadithe mit dem höchsten Rang und werden als sahieh oder “gesund” eingestuft. Denn jemand, der als adil betrachtet wird, muss ein sehr frommer Muslim sein, ehrlich und zuverlässig in allen seinen Taten. Durch sorgfältigen Vergleich, verbale Übereinstimmung in den Hadithtexten verschiedener Überlieferer zeigte sich, wer die genauesten (thabit) und die glaubwürdigsten (thiqa) waren und wer das beste Gedächtnis besaß (hafiz). Wenn ein Gelehrter in einer oder mehreren Kategorien diesem Ideal nicht entspricht, aber nicht kritisiert wird, dann werden die Hadithe, die von ihm überliefert werden, als weniger gesund oder hasan (“gerecht”) bezeichnet. Wenn ein Überlieferer dafür bekannt ist, ein schwaches Gedächtnis zu haben oder aus Unachtsamkeit Fehler zu machen, dann werden seine Hadithe als da’ief (“schwach”) beurteilt (Burton 110-111).
Natürlich gibt es noch andere Faktoren, die in die abschließende Beurteilung des Hadith miteinfließen und nach den Worten von Ibn Al-Salah: “Ein sahih Hadith ist einer, der einen kontinuierlichen Isnad besitzt, von Überlieferern mit vertrauenswürdigem Gedächtnis von ähnlichen Autoritäten stammt und der für frei von jeglichen Unregelmäßigkeiten (im Text) oder Fehlern (im Isnad) befunden wird.” Nach Al-Tirmidhi ist ein hasan Hadith: “Ein Hadith, der nicht schadhdh ist, keinen herabgewürdigten Überlieferer in seinem Isnad enthält, und der mit mehr als einer Route der Überlieferung berichtet wird ” (Hasan 44-46). Ein Hadith, der die Erfordernisse für einen hasan Hadith nicht erfüllt, wird als da’ief eingestuft und oft ist das aufgrund des Isnad. Er kann auch als da’ief eingestuft werden, wenn einer der Überlieferer kein gutes Ansehen hat, aus welchem Grund auch immer, sei es weil er Fehler macht oder weil er nicht ehrlich ist. Wenn die Fehler viele und schwerwiegende sind, dann wird der Hadith eher als mawdu’ oder „erfunden“ eingestuft. Gemäß Al-Dhahabi ist der mawdu’ Hadith der, dessen Text gegen die Normen verstößt, die der Prophet in seinen Aussagen aufgestellt hat oder dessen Isnad einen Lügner enthält. Ein Hadith kann auch als mawdu’ eingestuft werden aufgrund “externer Beweise in Verbindung mit einer Diskrepanz in den Daten oder Zeiten eines bestimmten Ereignisses” (Hasan 49).
Schließlich bilden die zuvorgenannten Klassifizierungen nur einen Teil der ganzen Klassifizierungen, die existieren. Die Hadithstudien sind sehr komplex und es scheint so, dass die Gelehrten an jeden vorstellbaren Winkel gedacht haben, aus dem der Hadith zu analysieren ist. All dies diente dem Zweck, zwischen den unterschiedlichen Arten der Überlieferungen zu unterscheiden insbesondere um die authentischen von den nicht authentischen zu trennen.
Fügen Sie einen Kommentar hinzu