Rechte von ausländischen Staatsangehörigen in islamischen Ländern (Teil 1 von 2)
Beschreibung: Dieser zweiteilige Artikel diskutiert die Rechte von Nicht-Muslimen, die in islamischen Ländern leben. Teil 1 diskutiert die Gnade, die der Islam der ganzen Schöpfung entgegenbringt und über die Heiligkeit des Lebens und des Eigentums von Nicht-Muslimen.
- von Sami al-Majid [herausgegeben vonIslamReligion.com]
- Veröffentlicht am 16 Apr 2018
- Zuletzt verändert am 25 May 2020
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Dieses Schriftstück wurde ursprünglich bei dem Seminar Religious Minorities: Circumstances and Practices (Religiöse Minderheiten: Umstände und Praktiken) vorgestellt unter dem Titel: "The Rights of Foreign Nationals in Islamic Countries" (Die Rechte fremder Nationalitäten in islamischen Ländern).
Ich habe dieses Papier in zwei Teile unterteilt:
1. Das Prinzip, dass die Leben und das Eigentum der Nicht-Muslime heilig sind.
2. Die Rechte fremder Nationalitäten in islamischen Ländern.
Bevor wir damit fortfahren, über das erste Thema zu sprechen, ist es notwendig zu betonen, dass Gott die menschliche Rasse und die Menschheit vor allen anderen Geschöpfen geehrt hat. Gott sagt im Quran: "Und wahrlich, Wir haben die Kinder Adams geehrt und sie über Land und Meer getragen und sie mit guten Dingen versorgt und sie ausgezeichnet eine Auszeichnung vor jenen vielen, die Wir erschaffen haben." [Quran 17:70]
Der Prophet Muhammad hat dieses Prinzip in die Praxis umgesetzt. Als die Menschen ihn fragten, warum er für die Begräbnisprozession eines jüdischen Mannes aufstand, antwortete er: "Hat er denn keine menschliche Seele?"
Gott hat die Menschen ermahnt, anderen gegenüber Mitgefühl und Freundlichkeit zu zeigen. Er sagt im Qur´an: "Wahrlich, Gott liebt diejenigen, die Gutes tun." [Quran 2:195] Dieser Vers ist ein allgemeiner Befehl, alle Menschen gut zu behandeln.
Im Qur´an sagt Er ebenfalls: "Wahrlich, Gott gebietet, gerecht (zu handeln), uneigennützig Gutes zu tun." [Quran 16:90]
Der Qur´an ermahnt Kinder, ihren Eltern gegenüber freundlich zu sein und ihnen gutes Verhalten entgegenzubringen, selbst wenn diese Eltern Polytheisten sind, die versuchen ihr Kind zum Polytheismus zu bewegen. Auch diese Kinder müssen ihren Eltern Liebe und Freundlichkeit zeigen, ihre Eltern haben sie doch umsorgt, als sie klein gewesen waren.
Die Sunna[1] des Propheten steckt voller Beispiele für die Freundlichkeit, die er allen Menschen und sogar den Tieren erwiesen hat. Sogar beim Schlachten von Tieren für Nahrung sollte äußerste Sorge dafür getragen werden, dass es so schmerzlos wie möglich ist. Der Prophet sagte: "Wenn du ein Tier schlachtest, dann mache es gut. Du solltest sicher stellen, dass deine Klinge scharf ist und das Leiden des Tieres erleichtern."
Das islamische Gesetz betont den Wert der Gnade und des Mitgefühls, und nimmt Gewalt nicht leicht, wie wir sie bei sektiererischen extremistischen Gruppen heutzutage sehen.
Gott sagt im Qur´an: "Und Wir entsandten dich nur aus Barmherzigkeit für alle Welten." [Quran 21:107]
Der Prophet Muhammad sagte: "Wenn du denen auf der Erde Gnade erweist, wird der Eine im Himmel dir Gnade erweisen." Er sagte ebenfalls: "Diejenigen, die anderen keine Gnade erweisen, werden keine Gnade erhalten." und: "Diejenigen, die gnädig sind, erhalten Gnade vom Allbarmherzigen Herrn."
Er sagte ebenfalls: "Freundlichkeit verschönert alles, das sie berührt und ihre Abwesenheit macht Dinge hässlich."
Der Prophet bestätigte, dass Almosen für jeden ist, der es benötigt: "Es gibt eine Belohnung für das Almosen geben an jedes Geschöpf, das ein lebendes Herz besitzt."
Er bestätigte, dass uns kein Vorwand davon abhalten sollte, Dinge zu tun, die anderen nutzen, als er sagte: "Wenn die letzte Stunde kommt, während du einen Keimling pflanzt, dann solltest du den Keimling pflanzen, wenn du kannst."
Das islamische Gesetz lehrt die humane Behandlung der Tiere und verbietet kategorisch, sie zu misshandeln. Es unterbindet sogar, dass Besitzer von Vieh die Kinder von ihren Müttern trennt. Wir sollten wie viel mehr menschliche Wesen ein Anrecht auf Gnade und Freundlichkeit haben.
Der Gefährte des Propheten, Abdullah ibn Masud, berichtet folgendes:
Wir waren mit dem Gesandten Gottes auf einer Reise. Er ging seine Notdurft erledigen. Als er weg war, sahen wir einen Vogel, der zwei Küken hatte und wir nahmen ihre Küken weg. Der Vogel fing an, mit den Flügeln zu schlagen. Der Prophet kam zurück und sagte: "Wer hat diesen Vogel aufgeregt, indem er ihre Kinder weggenommen hat? Gebt ihr ihre Kinder zurück."
Bei anderer Gelegenheit sah der Prophet Muhammad ein Ameisennest, das verbrannt worden war. Er fragte: "Wer hat es verbrannt?" Als die Leute es zugaben, dass sie es getan hatten, sagte der Prophet: "Keiner außer Gott bestraft mit Feuer."
Diese und zahlreiche andere Berichte wie diese zeigen das Prinzip, dass ein Muslim allen Menschen gegenüber Gerechtigkeit, Freundlichkeit und Gnade zeigen muss.
Dies bringt uns zu unserem ersten Diskussionsthema:
1- Das Prinzip, dass die Leben und das Eigentum der Nichtmuslime heilig sind
Leider werden viele Menschen auf der Welt skeptisch sein, wenn sie hören, dass das Leben und das Eigentum der Nicht-Muslime im Islam heilig sind. Für ihre Skepsis gibt es Gründe. Der deutlichste Grund ist, dass Menschen das islamische Konzept der Verfremdung mit Unglauben gleichsetzen. Es gibt diejenigen, die dieses Prinzip so verstehen, dass es bedeutet, dass die Leben der Ungläubigen nicht geschützt seien, selbst wenn die Ungläubigen keinerlei Unrecht oder Gewalttat gegen Muslime begangen haben. Andere haben es missverstanden, indem sie denken, es bedeute, dass Unglaube ein ausreichender Grund sei, um die Leben und das Eigentum der Nicht-Muslime zu entwerten. Dann gibt es diejenigen, die denken, dass wenn einen Nicht-Muslim ein Unglück befällt, dies für den Muslim ein Grund zur Freude sei. Dies alles ist falsch.
Daher ist es wichtig, das allgemeine Prinzip des islamischen Gesetzes zu betonen, dass die Leben aller Menschen, Muslime und Nicht-Muslime, heilig und unverletzlich ist. Dies geht aus den heiligen Texten des Islam deutlich hervor und das sollte den Menschen gezeigt werden, damit diejenigen, die versuchen anderwertig zu argumentieren, und es muss den Menschen gezeigt werden, dass diejenigen, die anders argumentieren, die Schriften absichtlich falsch interpretieren und die Dinge aus dem Zusammenhang nehmen.
Zum Beispiel sagt der Qur´an:
"Und kämpft auf dem Weg Gottes gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht. Wahrlich, Gott liebt nicht diejenigen, die übertreten." [Quran 2:190]
Dieser Vers ist ein deutlicher Beweis dafür, dass es verboten ist, Nicht-Muslime zu töten, die nicht aktiv in einem Kampf gegen die Muslime kämpfen.
Tatsächlich ermahnt uns der Islam, Menschen am Leben zu erhalten und immer wenn wir die Chance dazu haben, Leben zu retten. Gott sagt im Qur´an: "Deshalb haben Wir den Kindern Israels verordnet, dass, wenn jemand einen Menschen tötet, ohne dass dieser einen Mord begangen hätte, oder ohne dass ein Unheil im Lande geschehen wäre, es so sein soll, als hätte er die ganze Menschheit getötet; und wenn jemand einem Menschen das Leben erhält, es so sein soll, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben erhalten. Und Unsere Gesandten kamen mit deutlichen Zeichen zu ihnen; dennoch, selbst danach begingen viele von ihnen Ausschreitungen im Land." [Quran 5:32]
Sogar auf dem Schlachtfeld mitten im Krieg gestattet der Islam nicht, dass Menschen willkürlich getötet werden. Es gibt viele Einschränkungen. Zu den Menschen, die nicht getötet werden dürfen, gehören Mönche, Geistliche, Ältere, Frauen, Kinder und andere die nicht kämpfen.
Nafi ibn Umar berichtet, dass der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, unter den Toten auf dem Schlachtfeld eine Frau und er verdammte das und verbot das Töten von Frauen und Kindern.[2]
Während einer Schlacht sah der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, wie die Menschen sich versammelten. Er schickte einen Mann, um herauszufinden, warum sie sich versammelt haben. Der Mann kehrte zurück und sagte: "Sie haben sich um eine erschlagene Frau versammelt." Da sagte der Prophet: "Sie hätte nicht angegriffen werden dürfen!"[3]
Die Unversehrtheit des Eigentums von Nichtmuslimen folgt gleich auf auf die Unversehrtheit ihrer Leben. Wenn ihre Leben unverletzlich sind, dann ist auch ihr Eigentum unantastbar. Es darf weder konfisziert, noch zerstört werden. Es darf weder durch Betrug noch durch Täuschung unterschlagen werden. Der Reichtum aller Nicht-Muslime ist unantastbar, außer der von denen, die sich aktiv im Krieg gegen die Muslime beteiligen.
Als der Prophet Muhammad sagte: "Wer betrügt ist nicht von uns" sprach er allgemein über jede Art von Betrug, egal ob das Opfer ein Muslim oder ein Nicht-Muslim ist.
Diejenigen, die versuchen, den Qur´an und die Sunna zu interpretieren, um zu argumentieren, dass der Islam Überschreitungen gegen Leben und Eigentum von Nicht-Muslimen gestatte, zitieren selektiv Passagen aus dem Qur´an und der Sunna aus dem Zusammenhang gerissen. Sie präsentieren Texte mit spezifischer Relevanz als wären sie allgemein gemeint, wenn der Kontext deutlich zeigt, dass es anders ist.
Rechte von ausländischen Staatsangehörigen in islamischen Ländern (Teil 2 von 2)
Beschreibung: Diese zweiteilige Artikelreihe diskutiert die Rechte von Nicht-Muslimen, die in islamischen Ländern leben. Teil 2 definiert, wer die "Leute des Bundes" sind und listet die Rechte solcher Nicht-Muslime auf.
- von Sami al-Majid [herausgegeben vonIslamReligion.com]
- Veröffentlicht am 23 Apr 2018
- Zuletzt verändert am 23 Apr 2018
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2- Die Rechte von Ausländern in islamischen Ländern
In diesem Zusammenhang wird das Wort "Ausländer" als moderner, gesetzlicher Begriff verstanden. Er bezieht sich auf diejenigen, die sich in einem anderen Land als dem ihrer gesetzlichen Nationalität aufhalten. Um dieses Problem anzugehen, werde ich den islamischen gesetzlichen Begriff der "Leute des Bundes" erläutern und zeigen, dass er auf Nicht-Muslime anwendbar ist, die ein muslimisches Land als Botschafter, Arbeiter, Geschäftsleute, Touristen und Besucher betreten.
Im islamischen Gesetz werden die Leute des Bundes folgendermaßen definiert: Untertanen eines nicht-muslimischen Landes, die im Rahmen eines Vertrags oder eines internationalen Abkommens ein muslimisches Land betreten, das Frieden oder gegenseitiges Interesse impliziert.
Mit anderen Worten, jeder, der die Erlaubnis hat, ein muslimisches Land zu betreten, fällt unter die gesetzliche Regel des Bundes, egal welcher Grund vorliegt. Diese Regelungen enthalten folgendes:
1. Wenn ein muslimisches Land Ausländer in seinen Grenzen aufnimmt, ist dieses Land dafür verantwortlich, sie zu schützen und ihre Sicherheit garantieren. Es muss jedem verbieten, ihnen zu schaden oder Übergriffe auf ihre Person oder ihren Besitz zu machen. Wer sich gegen sie vergeht, ist ein Gesetzesbrecher, der die entsprechenden Strafen verdient, die der Gesetzestext für das Verbrechen vorsieht, und der Staat ist verpflichtet, die Strafe gegen den Täter auszuführen.
Ungeachtet des Grundes aus dem die Person das Land betreten hat, ist Mord gegen eine Person, die unter dem Bund steht, eine große Sünde im Islam. Es genügt, dass der Prophet Muhammad sagte: "Wer jemanden tötet, mit dem wir einen Bund geschlossen haben, wird den Duft des Paradieses nicht wahrnehmen, obwohl sein Duft aus einem Abstand von einer Reise von 40 Jahren zu riechen ist. "[1]
Es sollte betont werden, dass wenn eine Person des Bundes ein Verbrechen begeht, es eine Angelegenheit des Staates ist und nicht der Menschen, ihn zu bestrafen. Der Staat besitzt das ausschließliche Recht, den Kriminellen durch die entsprechenden Verfahren des Justizsystems zu verfolgen. Die Schuld muss von einem Gericht festgestellt werden und dann muss die Verurteilung im Einvernehmen mit dem Recht stattfinden.
Es ist ein Verbrechen, gegen Leute des Bundes auf irgendeine Weise Verbrechen zu begehen, egal ob es sich um Mord, Überfall, Raub oder Verleumdung handelt. Der Prophet sagte: "Gott wird das Paradies jeder Person verwehren, die jemanden tötet, mit denen wir einen Bund haben, und sie wird nicht einmal seinen Duft wahrnehmen."[2]
Er sagte ebenfalls: "Es ist nicht erlaubt, das Eigentum derjenigen, die einen Bund haben, zu nehmen außer durch eine rechtmäßige Transaktion."[3]
2. Ausländische Bürger eines muslimischen Landes haben das Recht, ihre eigene Religion zu praktizieren und ihren Kindern ihren Glauben zu unterrichten, unter der Bedingung, dass sie nicht die Muslime bekehren oder versuchen, ihren Glauben in der muslimischen Gesellschaft zu verbreiten.
3. Solange sich die Leute des Bundes an das Gesetz halten, können sie nicht öffentlich entwürdigt oder wegen ihrer Religion beleidigt werden. Sie dürfen nicht verleumdet werden.
4. Sie haben das Recht zu reisen, das Recht sich zu versammeln, das Recht von allen öffentlichen Diensten Gebrauch zu machen, sowie das Recht zu wohnen, wo sie wollen. Einzige Ausnahme für das Recht des Aufenthalts bilden die beiden Städte Mekka und Medina. Sie haben das Recht, sich zu verbinden, mit wem sie wollen, und sie haben die gleiche Rechte auf öffentliche Annehmlichkeiten wie Wasser, öffentliche Parkanlagen, öffentliche Verkehrsmittel und Marktplätze.
5. Der Islam gestattet ausländischen Bewohnern, ihren eigenen religiösen Glauben beizubehalten, solange sie ihre religiösen Praktiken der muslimischen Bevölkerung nicht sichtbar machen oder sie bekehren. Sie können nicht gezwungen werden, den Islam anzunehmen. Sie haben das Recht, ihre Religion zu lernen und ihren Glaubensgenossen zu lehren. Es ist ihnen gestattet, sich religiöse Schulen zu errichten, um ihre Kinder zu unterrichten.
6. Sie haben das Recht, Eigentum zu besitzen, ein Einkommen zu verdienen und in dem muslimischen Staat Handel zu treiben. Allerdings dürfen sie nichts verkaufen, das im Islam nicht erlaubt ist, auch wenn ihr Glaube es gestattet. Es ist ihnen erlaubt, alle öffentlichen Mittel zu nutzen, wie Freuerholz, Weideland und Wild, gemäß den Gesetze des Landes.
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