Biblische Unkorrektheit und Johannes 3:16 (teil 2 von 5)
Beschreibung: Eine Analyse des berühmten Bibelverses “Denn Gott hat die Welt so geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.” Teil 2: Feststellungen von Bibelgelehrten über die Authentizität und die Bewahrung der Bibel.
- von Laurence B. Brown, MD
- Veröffentlicht am 22 Aug 2016
- Zuletzt verändert am 22 Aug 2016
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In diesem Artikel werden wir unsere Untersuchung von biblischen Ungenauigkeiten fortsetzen, als Beispiel nehmen wir den berühmten Vers Johannes 3:16: "Denn Gott hat die Welt so geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe."
Etwas, das viele Leser beunruhigt, warum viele Übersetzer der Bibel Großbuchstaben für Pronomen verwenden, die sich auf Jesus Christus beziehen. Das Großschreiben von "er", "sein" oder "ihm" mitten im Satz, wenn es sich auf Jesus Christus bezieht, aber nicht wenn es sich auf andere Menschen bezieht, basiert eher auf doktrinären Vorurteilen als auf literarischer Konvention. Ganz nach dem lateinischen Sprichwort: Corruptio optimi pessima: Das beste wird, wenn es verdirbt, zum schlechtesten.
Die Entscheidung, "er", "sein" oder "ihm" in bezug auf Jesus Christus groß zu schreiben, besitzt in den grundlegenden Manuskripten keine Grundlage. Koiné Griechisch, die Sprache, aus der das Neue Testament hauptsächlich in unsere Sprache übersetzt wurde, besitzt gar keine Großbuchstaben. (siehe New Catholic Encyclopedia. Bd 13, S. 431). Also beziehen sich die nicht-so-Originalen griechischen Manuskripte, von denen die Bibel kopiert worden war, nicht mit Großbuchstaben auf Jesus. Die Übersetzer der Bibel waren es, die "er" und "ihm" groß geschrieben haben, passend zu ihren doktrinären "lass Jesus wie Gott aussehen" - Überzeugungen. Großschreibung in Bibelübersetzungen sind eher das Ergebnis religiöser Überzeugungen, als der Treue zu biblischen Erzählungen. Als treffendes Beispiel vergleichen wir Matthäus 21:9 mit Psalm 118:26. Psalm 118:26 schreibt "er" mit kleinen Buchstaben: "Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN!" Als Matthäus 21:9 allerdings Matthäus 21:9 Psalm 118:26 zitiert, bezieht er sich auf Jesus als "der", der "kommt im Namen des HERRN", bei dem Bibelübersetzer das klein geschriebene "der" von Psalm 118:26 zu einem groß geschriebenen "ER" umgewandelt haben, um Jesus göttlich erscheinen zu lassen. Damit keiner eine Ausrede vorbringt, dies ist kein Rechtschreibfehler; Matthäus 23:39 verdoppelt die Übertreibung noch. Diese Manipulation am Text ist offensichtlich, indem er deutlich darauf hinweist, dass jemand den Text entehrt habe.
Man könnte die Bibel verteidigen, dass dies eine sehr geringfügige Verdrehung ist. Doch jede Gruppe, die die Bibel als Rechtleitungsbuch nutzt, wird durch die biblische Warnung "wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht" (Lukas 16:10) in eine Ecke gedrängt. Wie also bezieht sich dieses Zitat auf die Schreiber und Übersetzer der Bibel? Denn wenn sie in geringen Dingen unrecht gewesen sind, bedeutet das nach ihrer eigenen Schrift, dass sie "auch im Großen unrecht" sind - wie können wir da dem Rest der Schrift vertrauen?
Ein Problem ist, dass die Bibel verschiedene Blickwinkel präsentiert, um die die Menschen ihre unzähligen Religionen schaffen können. Und tatsächlich ist es dies, was sie getan haben. Verschiedene theologische Lager waren uneins darüber, welche Bücher in der Bibel enthalten sein sollten. Die Apokryphen des einen Lagers waren die Schriften des anderen. Selbst unter denjenigen Büchern, die kanonisiert wurden, gab es Varianten in den Quelltexten und es fehlte an Einheitlichkeit. Dieser Mangel an Einheitlichkeit ist so allgegenwärtig, dass The Interpreter’s Dictionary of the Bible feststellt: "Man kann mit Sicherheit sagen, dass es nicht einen Satz im Neuen Testament gibt, bei dem die Überlieferung im MS [Manuskript] völlig einheitlich ist."[1]
Es ist eine Tatsache, dass es mehr als 5700 griechischer Manuskripte vom gesamten Neuen Testament oder von Teilen gibt.[2] Desweiteren sind nicht zwei dieser Manuskripte in allen ihren Besonderheiten gleich,.... Und einige dieser Unterschiede sind bedeutsam"[3] Fast zehntausend Manuskripte existieren von der lateinischen Vulgata, zuzüglich der zahlreichen anderen antiken Varianten (d.h. syrisch, koptisch, armenisch, georgisch, äthiopisch, nubisch, gothisch, slawisch), und wir haben eine Menge Manuskripte, die an kritischen Stellen nicht übereinstimmen, und die einander zuweilen sogar widersprechen. Gelehrte schätzen die Zahl der Manuskript-Vatiationn auf Gunderttausende, einige schätzen sie sogar auf 400,000.[4] Mit den Worten des heute berühmten Werks Bart D. Ehrmans: "Vielleicht ist es am leichtesten, die Angelegenheit mit einem Vergleich zum Ausdruck zu bringen: es gibt in unseren Manuskripten mehr Unterschiede ams das Neue Testament Worte besitzt."[5]
Wie es dazu gekommen ist, ist hier nicht wichtig. Was wichtig ist, ist dass die Unstimmigkeiten in den grundlegenden Manuskripten so weit verbreitet und tiefgreifend sind, dass religiöse Schlussfolgerungen auf der Basis der Bibel nur durch die Linsen des gesunden Skeptizismus betrachten werden kann. Bedenke die Tatsache, dass kein Originalmanuskript aus der frühen Zeit des Christentum überdauert hat.[6] [7] Die meisten vollständigen Manuskripte (Vatican MS. No. 1209 und der syrische Codex) datieren aus dem vierten Jahrhundert, dreihundert Jahre nach Jesus Botschaft.´ Doch die Originale sind verloren. Und Abschriften der Originel? Auch verloren. Unsere ältesten Manuskripte sind Kopien von Kopien von Kopien von keiner-weiß-wievielen Kopien des Originals.
Dies ist natürlich nur einer der Gründe warum sie sich unterscheiden.
In den besten Händen wären Kopierfehler keine Überraschung. Allerdings gestehen christliche Gelehrte ein, dass die Manuskripte des Neuen Testaments eben nicht in den besten Händen gewesen waren. In der Zeit des christlichen Ursprungs waren die Schreiber ungeübt, unglaubwürdig, inkompetent und in manchen Fällen ungebildet.[8] Diejwnigen, die sehbehindert waren, konnten Fehler bei ähnlich aussehenden Buchstaben und Worten machen, während denjenigen die gehörbehindert waren, Fehler unterlaufen sein können, wenn die Schrift laut verlesen wurde. Häufig waren die Schreiber überarbeitet und neigten daher zu Fehlern, die die Müdigkeit begleiteten.
Mit den Worten Metzgers und Ehrmans: "Da die meisten, wenn nicht alle, von ihnen [den Schreibern] Amateure in der Kunst des Kopieren gewesen waren, schlich sich zweifellos eine große Zahl von Fehlern in ihre Texte ein, als sie diese reproduzierten."[9] Was noch schlimmer ist, einige Schreiber erlaubten doktrinären Vorurteilen in die Übertragung der Schrift Einzug zu erhalten.[10] Wie Ehrman feststellt: "Die Schreiber, die die Texte kopierten, veränderten sie."[11] Noch genauer: "Die Zahl der bewussten Veränderungen, die im Interesse der Doktrin vorgenommen worden waren, ist schwer zu bestimmen."[12] Und noch genauer: "In der Fachsprache der Textkritik - welche ich wegen ihrer bedeutungsvollen Ironie beibehalte - diese Schreiber ´verdarben´ ihre Texte aus theologischen Gründen."[13]
Irrtümer wurden in Form von Zusätzen, Weglassungen, Austausch und Modifizierungen eingefügt, üblicherweise von Worten oder Zeilen, gelegentlich auch von ganzen Versen.[14] [15] Tatsächlich gelangten so "zahlreiche Veränderungen und Zunahmen in den Text",[16] mit dem Ergebnis, dass "alle bekannten Zeugnisse des Neuen Testaments in mehr oder weniger großen Ausmaß gemischte Texte darstellen, und sogar verschiedene der frühsten Manuskripte sind nichtfrei von ungeheuerlichen Fehlern."[17]
In Misquoting Jesus, präsentiert Ehrman überzeugende Beweise dafür, dass die Geschichte von der Ehebrecherin (Johannes 7:53-8:12) und die letzten zwölf Verse von Markus nicht im ursrünglichen Neuen Testament vorhanden gewesen waren, sondern von späteren Schreibern hinzugefügt worden waren.[18] Desweiteren repräsentieren diese Beispiele "nur zwei von tausenden Stellen, an denen die Manuskripte des Neuen Testaments von den Schreibern verändert wurde."[19]
Tatsache ist, dass ganze Bücher der Bibel gefälscht worden sind.[20] Dies bedeutet nicht, dass deren Inhalt notwendigerweise falsch sein müsste, aber es bedeutet sicherlich auch nicht, dass sie korrekt ist. Was wir mit einiger Sicherheit sagen können, ist, dass diese Schwäche die Bibel als Bewahrung göttlicher Offenbarung unglaubwürdig macht.
Also, welche Bücher wurden denn gefälscht? Epheser, Kolosser, 2 Thessalonicher, 1 und 2 Timotheus, Titus, 1 und 2 Petrus und Judas - satte neun von siebenundzwanzig Büchern und Briefen des Neuen Testaments - sind auf die eine oder andere Weise suspekt.[21] Viele der restlichen Bücher sind anonym. Unglaublich genug, selbst die Verfasser der Evangelien sind nicht bekannt.[22]
Nun, die Liste geht noch weiter und wer daran interessiert ist, dieses Thema zu erforschen, kann dies anhand der vielen Bücher tun, die sich auf dieses Thema konzentrieren, einschließlich meiner eigenen.
Über den Autor:
Laurence B. Brown, MD, hat verschiedene Artikel und Bücher geschrieben und
seine offizielle Webseite ist www.leveltruth.com wo man ihn durch die Kontaktseite kontaktieren kann.
Fußnoten:
[1] Buttrick, George Arthur (Ed.). 1962 (1996 Print). The Interpreter’s Dictionary of the Bible. Volume 4. Nashville: Abingdon Press. pp. 594-595 (Under Text, NT).
[2] Ehrman, Bart D. 2005. Misquoting Jesus. HarperCollins. P. 88.
[3] Ehrman, Bart D. 2003. Lost Christianities. Oxford University Press. P. 78.
[4] Ehrman, Bart D. Misquoting Jesus. P. 89.
[5] Ehrman, Bart D. The New Testament: A Historical Introduction to the Early Christian Writings. 2004. Oxford University Press. P. 12.
[6] Ehrman, Bart D. Lost Christianities. P. 49.
[7] Metzger, Bruce M. 2005. A Textual Commentary on the Greek New Testament. Deutsche Bibelgesellschaft, D—Stuttgart. Introduction, p. 1.
[8] Ehrman, Bart D. Lost Christianities and Misquoting Jesus.
[9] Metzger, Bruce M. and Ehrman, Bart D. The Text of the New Testament: Its Transmission, Corruption, and Restoration. P. 275.
[10] Ehrman, Bart D. Lost Christianities. P. 49, 217, 219-220.
[11] Ehrman, Bart D. Lost Christianities. P. 219.
[12] Metzger, Bruce M. and Ehrman, Bart D. The Text of the New Testament: Its Transmission, Corruption, and Restoration. P. 265. See also Ehrman, Orthodox Corruption of Scripture.
[13] Ehrman, Bart D. 1993. The Orthodox Corruption of Scripture. Oxford University Press. P. xii.
[14] Ehrman, Bart D. Lost Christianities. P. 220.
[15] Metzger, Bruce M. A Textual Commentary on the Greek New Testament. Introduction, p. 3
[16] Metzger, Bruce M. A Textual Commentary on the Greek New Testament. Introduction, p. 10.
[17] Metzger, Bruce M. and Ehrman, Bart D. The Text of the New Testament: Its Transmission, Corruption, and Restoration. P. 343.
[18] Ehrman, Bart D. Misquoting Jesus. P. 62-69.
[19] Ehrman, Bart D. Misquoting Jesus. P. 68.
[20] Ehrman, Bart D. Lost Christianities. Pp. 9-11, 30, 235-6.
[21] Ehrman, Bart D. Lost Christianities. P. 235.
[22] Ehrman, Bart D. Lost Christianities. P. 3, 235. Also, see Ehrman, Bart D. The New Testament: A Historical Introduction to the Early Christian Writings. P. 49.
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