Die muslimischen Wurzeln amerikanischer Sklaven (Teil 2 von 2): Spuren des Islam
Beschreibung: Eine Diskussion darüber, wie Dokumente die vor kurzem gefunden und übersetzt wurden, Hinweise auf die Identität und den Hintergrund amerikanischer Sklaven geben.
- von Aisha Stacey (© 2017 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 13 Mar 2017
- Zuletzt verändert am 13 Mar 2017
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In den ganzen Vereinigten Staaten von Amerika wurden wachsende Sammlungen von in arabischer Schrift verfassten Dokumenten gefunden. Das Licht der Forschung enthüllt, dass diese Dokumente, die seit langer Zeit in Kellern und auf Dachböden begraben lagen, sowie in Archiven und Bibliotheken verborgen gehalten wurden, Beweise für die Anwesenheit von Muslimen unter den Afrikanern enthalten, die als Sklaven nach Amerika verschifft wurden.[1] Die Sammlungen, die im späten 20. Jahrhundert nChr. ausgegraben wurden, enthalten bibliographische Erklärungen, Qur´anverse, persönliche Briefe und eloquente Briefe an muslimische Führer in ihren Heimatländern. Traurigerweise haben viele Briefe mit Bitten um Hilfe und Manumission von ihren Besitzern ihre Empfänger nie erreicht, sondern haben in Schachteln, Truhen und Aktenschränken viele Jahrzehnte lang Staub gesammelt. Als das Interesse an der Herkunft der Sklaven in Amerika ansteigt, liefern diese Briefe Hinweise auf die Heimatländer und die Hintergründe der Sklaven.
Diese Sammlungen erzählen uns, dass unter denen, die die schreckliche Überfahrt über den Atlantischen Ozean ertragen mussten, auch Muslime gewesen sind, von denen viele ausgebildet gewesen waren. Unter ihnen waren Gelehrte des Qur´an, religiöse und Stammesführer, Experten im Handel und Bauen, und einige mit weitreichenden militärischen Erfahrungen. Es ist daher keine Überraschung, festzustellen, dass Muslime wegen ihrer wertvollen Fähigkeiten häufig als Führer ausgewählt wurden. Sie stiegen leichter ganz nach oben in der Sklavenhierarchie auf, wurden häufiger freigelassen und kehrten öfter nach Afrika zurück.[2]
Mindestens in einem Fall verfasste ein Sklave die Plantagenberichte seines Herrn auf arabisch.[3] Die arabische Sprache selbst enthält Hinweise auf die zentrale Rolle, die Muslime in der Geschichte amerikanischer Sklaven gespielt hatten. Von 1828 finden wir eine interessante Anekdote über einen christlichen Lehrer, der einen muslimischen Sklaven bat, das Vaterunser in seiner eigenen Sprache aufzuschreiben, da wurde der christliche Mann Zeuge eines Dokuments, unter die wenigen Zeilen in arabisch schreibt er ´vorstehende Kopie des Vaterunser´. Dekaden später als das Dokument von jemandem, der arabisch lesen kann, untersucht wird, wird herausgefunden, dass der Sklave anstelle des Vaterunser das eröffnende Kapitel des Qur´an, Sura al-Fatiha, aufgeschrieben hat.[4]
Viele muslimische Sklaven haben große Mühen auf sich genommen, um eine islamische Lebensweise aufrechtzuerhalten. Wie von dem afroamerikanischen Gelehrten Eric Lincoln nahe gelegt wurde, gingen ihre Erinnerung an den Islam und an ihren vorherigen Lebensstil nie vollständig verloren.[5] Viele widersetzten sich, zum Christentum zu konvertieren oder taten dies, hielten jedoch an den Säulen ihres Glaubens fest, beteten, fasteten und gaben Almosen, während es schien, als haben sie ihren neuen Glauben akzeptiert. Viele Besitzer von Sklaven und deren Vorfahren erinnern sich an Praktiken von den Sklaven, die darauf hinweisen, dass sie Muslime gewesen waren. Ein Plantagenbesitzer in Georgia bemerkte, dass einer seiner Sklaven sich an jedem Morgen in der Dämmerung "nieder beugte".
Auf der Insel Sapelo, vor der Küste von Georgia sind verschiedene islamische Praktiken bis zum heutigen Tag erhalten geblieben. In der Kirche sitzen Männer und Frauen an unterschiedlichen Seiten des Mittelgangs, getrennt, wie es eigentlich in einer Moschee üblich ist. Alle Schuhe werden ausgezogen und die Frauen bedecken während des Gottesdienstes ihre Haare. Die Kirchen sind in Richtung Mekka erbaut worden und Leichen werden ebenfalls bei der Beerdigung nach Mekka ausgerichtet begraben. Die Menschen, die auf Sapelo Island leben, sind Nachkommen von Bilali Muhammad, einem Muslim, der 1803 auf Sapelo versklavt wurde. Bilal konnte arabisch lesen und schreiben, und wurde mit einem Qur´an bestattet. Seine Frau, Phoebe, trug ein Kopftuch und ihre Töchter hatten islamische Namen wie Medina und Fatima.[6] 1829 hat Bilali ein kleines Buch über den islamischen Glauben und die Regeln für die rituelle Waschung, das Morgengebet und den Gebetsruf geschrieben. Es ist als das Bilali Dokument bekannt, es befindet sich in der Universität von Georgia.[7]
Die Nachkommen von Bilal Muhammad tragen alle den Beinamen Baily, was sicherlich eine Abänderung von Bilal ist. Also weisen Namen ebenfalls auf Identitäten und Hintergründe der Sklaven hin. Sklaven wurden routinemäßig neue Namen gegeben, allerdings waren viele dieser Namen biblische Widersprüche zu ihren eigenen muslimischen Namen, und bei einigen Gelegenheiten finden wir Namen, die unverändert geblieben sind. Ayyub ibn Sulayman, dessen Geschichte im ersten Teil erzählt wurde, hat den Namen Job Ben Solomon bekommen. Namen spielten auch in dem bekannten und gut dokumentierten Amistad-Fall eine Rolle.
Im August 1839 wurde die Amistad in Long Island, New York, ergriffen. Die gefangenen Sklaven an Bord hatten sich aufgelehnt und den Kapitän ermordet. Sie ließen ein paar Mitglieder der Crew am Leben, jedoch unter der Bedingung, sie zur afrikanischen Küste zu steuern. Die Sklaven wurden betrogen und fanden sich vor dem Gericht von Connecticut wieder. Im Verlauf der Gerichtsverhandlungen stellte sich heraus, dass es sich bei diesen Sklaven um Afrikaner handelte, muslimische Afrikaner aus dem heutigen Sierra Leone. Ihnen waren spanische Namen gegeben worden, und sie wurden als schwarze Ladinos[8] bezeichnet, um die Gesetze und Abkommen gegen den internationalen Sklavenhandel von Großbritannien, Spanien und die Vereinigten Staaten zu umgehen.
Der ehemalige britische Regierungsverwalter Richard Robert Madden bezeugte diese Studie. Er sagte: "...Ich habe sie untersucht und ihre Sprache, Erscheinung und Verhalten beobachtet, und ich habe keinen Zweifel daran, dass sie erst vor kurzem aus Afrika geschickt wurden. Einer, mit dem ich gesprochen habe und dem ich eine mohammedanische[9] Form des Gebets wiederholte, erkannte sofort die Sprache und wiederholte die Worte ‘Allah Akbar’ oder ‘Gott ist am größten’. An den Mann, der neben diesen Neger war, wandte ich mich auf arabisch mit ‘salaam alaikum’, oder ´Friede sei mit dir´ zu, darauf antwortete er sofort gemäß dem orientalischen Brauchtum mit ‘alaikum salaam’ oder Friede sei mit dir…"[10]
Aus der Menge an Beweisen, die ausgegraben wurden, wird deutlich, dass Muslime nicht nur unter den Männern und Frauen gewesen sind, die in Amerika versklavt wurden, sondern sie haben den Aufbau der amerikanischen Nation beeinflusst.
Fußnoten:
[1] African Muslims in Antebellum America: Transatlantic Stories and Spiritual Struggles. Allan D. Austin. 1997. New York and London: Routledge.
[2] Servants of Allah: African Muslims Enslaved in the Americas Sylviane A. Diouf New York: New York University Press, 1998
[3] Ibid
[4] African Muslims in Antebellum America: Transatlantic Stories and Spiritual Struggles. Allan D. Austin. 1997. New York and London: Routledge.
[5] Servants of Allah: African Muslims Enslaved in the Americas Sylviane A. Diouf New York: New York University Press, 1998.
[6] (http://www.pbs.org/thisfarbyfaith/witnesses/cornelia_bailey.html)
[7] Sapelo Island’s Arabic Document: The Bilali Diary in context. B. G. Martin.The Georgia Historical Quarterly
Vol. 78, No. 3 (Fall 1994), pp. 589-601
[8] Ein Wort, das darauf hinweist, dass auf Kuba lange genug Sklaven gewesen waren, um die Sprahe und Bräuche zu kennen.
[9] IslamReligion.com: Das Wort Mohammedaner war früher weit verbreitet, heute jedoch sind Muslime und Islam gebräuchlicher.
[10] (https://bulk.resource.org/courts.gov/c/US/40/40.US.518.html)
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