Das erste Kapitel des Qur´an
Beschreibung: Ein kurzer Kommentar der Sura Al-Fatiha.
- von Dr. Jaafar Sheikh Idris
- Veröffentlicht am 27 Apr 2015
- Zuletzt verändert am 14 Mar 2022
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"Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Alles Lob gebührt Gott, dem Herrn der Welten
dem Allerbarmer, dem Barmherzigen
dem Herrscher am Tage des Gerichts!
Dir (allein) dienen wir, und Dich (allein) bitten wir um Hilfe.
Führe uns den geraden Weg
den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht (den Weg) derer, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht (den Weg) der Irregehenden." (Quran 1:1-7)
Der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden sei auf ihm, teilte uns mit, dass dieses ein Kapitel des Qur´an wie kein anderes ist. Keines wie dieses ist in irgendeiner anderen Schrift offenbart worden. Wenn jemand dieses Kapitel aufrichtig rezitiert, bezeugt er seinen Glauben als wahrer Muslim.
Aller Lobpreis gebührt Gott
Wenn man sagt, dass aller Lobpreis Gott gebührt, erkennt man an, dass nur Er alle Eigenschaften der Vollkommenheit innehat und dass nur Er der Gewährer aller Gaben ist, die Seine Geschöpfe genießen. Und da Dankbarkeit der Kern des Gottesdienstes ist, erkennst du damit auch an, dass Er der Einzige ist, der zu Recht angebetet wird.
Herr der Welten
Das arabische Wort für Herr, Rabb, umfasst eine Menge von Bedeutungen, die von derm englischen (oder deutschen) Wort Herr nicht genau erfasst werden. Es bedeutet, dass Er Derjenige ist, der besitzt, der erschafft, der erhält und der nach allem schaut, das existiert. Die einzige Beziehung zwischen Ihm und Seiner ganzen Schöpfung besteht darin, dass Er der Schöpfer von allem ist, das existiert. Aus diesem Grund kann Er nicht im wahren Sinne der Vater von irgend jemandem sein! Zu sagen, Er ist der Schöpfer und gleichzeitig der Vater von irgend einem Seiner Geschöpfe, ist ein Widerspruch in sich selbst. Du erschaffst nicht dein Kind, du zeugst es. Aus diesem Grund erinnert der Qur´an immer wieder diejenigen, die behaupten, Gott habe Kinder (die Araber, die zu sagen pflegten, die Engel seien die Töchter Gottes, die Christen, die sagen, Jesus sei der Sohn Gottes und eine jüdische Sekte, die behauptet, Ezra sei der Sohn Gottes), daran, dass Gott der Schöpfer und Besitzer von allem ist.
Dem Allerbarmer, dem Barmherzigen
Die beiden arabischen Worte, Rahman und Rahim, für die diese englischen (deutschen) Worte stehen, sind betonte Formen einer Wurzel, die eine Bedeutung der Gnade trägt. Rahman ist noch betonter als Rahim, und bezieht sich auf Gottes allumfassende Gnade, Seine Gnade zu Seiner Schöpfung in diesem Leben und im nächsten. Rahim bezieht sich auf Seine besondere Gnade für die Gläubigen. Kein geschaffenes Wesen kann daher Rahman sein, aber Geschöpfe können auf eine begrenzte und besondere Weise als Rahim beschrieben werden
Herrscher am Tag des Gerichts
Gott ist der Herrscher aller Zeiten und über alle Dinge, doch während manche Menschen über eine begrenzte Herrschaft verfügen können oder sogar fälschlicherweise behaupten, eine zu haben, kann keiner in irgendeiner Art Herrscher am Tag der Wiedererweckung sein. An jenem Tag wird Gott alle Seine Geschöpfe befragen: "Wem gehört heute die Oberherrschaft?" Und die Antwort wird lauten: „Gott, dem Einen, der die absolute Macht über alles hat, das existiert." Dies erinnert uns an die Tatsache, dass diese Welt nur ein Durchgangsort ist auf der Straße zu unserem endgültigen Aufenthalt, wo wir für das, was wir hier tun, entweder belohnt oder bestraft werden.
Dir (allein) dienen wir und Dich (Allein) bitten wir um Hilfe
Die vorangegangenen Verse sind wie eine Einleitung zu diesem. Es ist so, als würdest du sagen: weil wir die Tatsache anerkennen, dass Dir aller Lobpreis gebührt, dass Du der Herrscher der Welten ist, dass Du der Allerbarmer, der Barmherzige bist, und dass Du Allein der Herrscher am Tag des Gerichts bist, erklären wir hiermit, dass wir keinen außer Dir anbeten und von keinem außer Dir Hilfe erbitten. Dieser Vers betont die Tatsache, dass das, was wichtig ist, nicht nur darin besteht, dass du Gott anbetest, sondern dass du keinen neben Ihm anbetest, denn keinem außer Ihm steht die Anbetung zu. Anbetung im weiteren Sinne des Wortes beinhaltet, dass du keinem außer Ihm in einem absoluten Sinne gehorchst, keinen außer Ihm liebst oder mehr liebst als Ihn und zu keinem betest, außer zu Ihm. Es beinhaltet ebenfalls, dass du von keinem Hilfe verlangst, außer von Gott, dies bedeutet nicht, dass du keine Hilfe von irgendwelchen Geschöpfen Gottes annehmen darfst, in Angelegenheiten, in denen sie die Kraft haben, dir zu helfen. Es bedeutet nur, dass Selbst wenn du derartige Hilfe leistest oder erhältst, dass diese ultimativ von Gott kommt, den nichts geschieht in dieser Welt ohne Seinen Willen und Seine Macht. Also ist es von Ihm Allein, zu Dem zu dich schließlich um Hilfe wendest, und Er ist es, von Dem du endgültig und absolut abhängst.
Führe uns den Geraden Weg
Nachdem wir all diese Wahrheiten über Gott anerkannt haben, und nachdem wir Ihm erklärt haben, dass Er Allein es ist, den wir anbeten und um Hilfe bitten, bitten wir Ihn nun, uns das zu gewähren, was wir am meisten benötigen: den kürzesten Weg zu Ihm zu kennen und ihn einzuschlagen. Nachdem wir wissen, wer Gott ist, sind wir überzeugt, dass solche Rechtleitung von Ihm kommen muss, dass sie für alle erreichbar sein muss, die ihr folgen wollen, und dass es keinen Zweifel über die Tatsache geben kann, dass sie von Ihm kommt. Diese Rechtleitung, das wissen wir, kann nirgends vollständig gefunden werden, außer in den Worten Gottes, den Worten, die Er Seinen auserwählten Propheten wie Noah, Abraham, Moses, Jesus und Muhammad offenbart hat, möge Gott sie alle preisen. Doch wir wissen auch mit Sicherheit, dass keines dieser Bücher, das diese Rechtleitung erhielt, heute noch zu unserer Verfügung steht, bis auf eines – den Qur´an. Diesem göttlichen Buch müssen wir uns zuwenden, um eine detailierte Beschreibung von dem Geraden Weg zu erhalten, der zu unserem Herrn führt. Dieser Weg ist ein absoluter Weg, der jedem Propheten und jedem Gesandten Gottes gegeben würde und er verändert sich nicht mit der Zeit.
Der Weg derjenigen, denen Du Deine Gnade erwiesen hast
Der Gerade Weg, der im Qur´an beschrieben wird, ist kein theoretischer Weg; es ist ein wirklicher Weg, den einige Menschen vor uns schon eingeschlagen haben. Als Muslime glauben wir, dass jeder Prophet und Gesandte Gottes die Einheit Gottes gepredigt hat und dass jeglicher Gottesdienst Ihm Allein gewidmet sein muss.
Nicht den Weg derjenigen, die Deinen Zorn erregt haben und nicht den derjenigen, die irregegangen sind.
Genau wie der Gerade Weg oben auf positive Weise beschrieben wird, werden die Wege derjenigen, die irre gegangen sind, auf eine negative Weise beschrieben. Wir bitten unseren Herrn, uns von den Wegen der Irregegangenen zu fernzuhalten; derjenigen, die die Wahrheit über die Religion kannten, und sich doch weigerten, danach zu handeln, und sie haben sich selbst den Zorn Gottes zugezogen. Die zweite Gruppe von Menschen waren diejenigen, die ihre Religion ihren Begierden und Wünschen angepasst haben, und so irre gegangen sind. Der Qur´an spricht detailliert über ihre Hauptabweichungen, von denen die größte diejenige ist, dass sie keinen großen Respekt vor Gott oder Seinen Worten haben: sie beschreiben ihn als unvollkommen, beleidigen sogar Seine Eigenschaften; sie verdrehen Seine Worte, wie es ihnen gefällt, und sie begehen unmoralische Taten im Namen der Religion.
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