Wer sind die Zeugen Jehovas? (teil 2 von 3): das Ende der Tage
Beschreibung: Die Zeugen Jehovas sagen etwas voraus, von dem Gott erklärte, dass es nur Ihm Selbst bekannt ist.
- von Aisha Stacey (© 2016 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 27 Jun 2016
- Zuletzt verändert am 27 Jun 2016
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Die Zeugen Jehovas sind eine globale Religion mit Mitgliedern in über 200 Ländern. Es ist eine christliche Konfession, doch viele Mainstream-Christen weisen die Ansichten der Zeugen Jehovas vehement zurück. Gemäß der orthodoxen Presbyterianer Kirche: "Die Zeugen Jehovas haben eine pseudo-christliche Religion. Dies bedeutet, dass sie vorgibt, christlich zu sein, doch in Wirklichkeit ist sie es nicht. Ihre Lehren und Praktiken stimmen nicht mit der Schrift überein."[1]
Im 1. Teil haben wir ein wenig über die Geschichte der Religion der Zeugen Jehovas erfahren und entdeckt, dass sie eine relativ neue Religion ist, die 1870 gegründet wurde. Wir haben kurz ihre Sichtweisen erwähnt und ihre Fixiertheit auf Endzeittheorien und jetzt im 2. Teil werden wir etwas tiefer in die vielen Endzeittheorien vordringen, die sich nicht bewahrheitet haben.
Das Studium des Endes der Tage, korrekter als Eschatologie bezeichnet, ist im Glauben der Zeugen Jehovas zentral. Sein Ursprung scheint von den Ansichten des Nelson Horatio Barbour, einem einflussreichen adventistischen Schriftsteller und Verleger zu stammen, der später ein Gegner von Charles Taze Russell gewesen war. Es folgt eine gekürzte Erklärung der originalen Eschatologischen Sichtweisen der Zeugen Jehovas, wie sie auf ihrer Website erläutert werden.
"Die zweiten Adventisten, die mit Nelson H. Barbour assoziiert werden, erwarteten eine sichtbare und dramatische Rückkehr von Christus im Jahr 1873 und später im Jahr 1874. Sie stimmten mit anderen Adventistengruppen darin überein, dass die "Endzeit" (auch die "letzten Tage" genannt) 1799 begonnen hat. Bald nach der Enttäuschung von 1874 akzeptierte Barbour die Vorstellung, dass Christus tatsächlich 1874 auf die Erde zurückgekehrt ist, jedoch unsichtbar. 1874 wurde als das Ende von 6000 Jahren menschlicher Geschichte und der Anfang des Gerichts durch Christus verstanden. Charles Taze Russell und die Gruppe, die später als Bibelstudenten bekannt war, akzeptierten diese Ansichten Barbours."[2]
"Armageddon wird 1914 sein. Von 1925–1933 hat die Wachturmgesellschaft ihre Sichtweise redikal geändert, sobald sich ihre Erwartungen für Armageddon für 1914, 1915, 1918, 1920 und 1925 als falsch herausgestellt haben. 1925 erklärte die Wachturmgesellschaft eine wesentliche Änderung, dass Christus jetzt als König im Himmel eingesetzt worden sei, nicht 1878. 1933 wurde deutlich erklärt, dass Christus 1914 unsichtbar zurückgekehrt sei und die "letzten Tage" damit begonnen haben."[3]
Diese Sichtweisen unterscheiden sich radikal von dem, was die Zeugen Jehovas heute vertreten, und seltsam genug scheinen sie kein Problem mit größeren und bedeutsamen Veränderungen ihres Glaubenssystems zu haben. 1914 ist vermutlich das bedeutsamste Datum in der Eschatologie der Zeugen Jehovas. Es war das erste Datum, das Russell für Armageddon[4] vorhergesagt hat, doch als es nicht eintrat, wurde berichtigt, dass "Menschen, die 1914 leben, zur Zeit von Armageddon noch immer leben werden"; allerdings werden diese Menschen 1975 Senioren gewesen sein.
"Während der 1960er und der frühen 1970er wurden viele Zeugen Jehovas von Artikeln in ihrer Literatur angeregt, und desweiteren durch Redner in ihren Versammlungen vor 1975 ermutigt zu glauben, dass Armageddon und das tausendjährige Reich Christus 1975 beginnen würde. Obwohl die Ansichten, dass Armageddon und das tausendjährige Reich Christus 1975 beginnen, nie völlig oder explizit von der Wachturmgesellschaft unterstützt wurden, haben dennoch viele in der Schreibabteilung der Organisation, sowie zahlreiche führende Zeugen, Ältere und führende Vorsitzende nahe gelegt, dass die tausendjährige Herrschaft Christus über die Erde 1975 anfängt."
Im Vorfeld zu 1975 haben Zeugen Jehovas ihre Häuser verkauft, ihre Arbeit aufgegeben, ihre Ersparnisse rasch ausgegeben oder sich um tausende Dollars verschuldet. Aber 1975 verging ereignislos. Hierauf verließen viele die Zeugen Jehovas und nach ihren eigenen Quellen dauerte es bis 1979 bis sie sich ihre Zahl erholt hatte und wieder anstieg. Sie hielten offiziell daran fest, dass Armageddon eintreten werde, während die Generation, die 1914 erlebt habe, noch immer am Leben sein wird. Aufgrund des raschen Schwundes an Mitgliedern, die 1914 gelebt haben, waren die Zeugen Jehovas gezwungen, eines ihrer wesentlichsten Unterscheidungsmerkmale fallenzulassen.
Heute behaupten Zeugen Jehovas, 1914 sei ein wichtiges Jahr gewesen, der Beginn der "letzten Tage". Doch sie weisen nicht mehr auf einen Zeitplan für den Abschluss der "letzten Tage" hin, sie sagen jetzt, dass jede Generation, die seit 1975 gelebt hat, in der Lage ist, Armageddon zu sehen. Armageddon wird als Zerstörung aller weltlichen Regierungen durch Gott verstanden, und nach Armageddon wird Gott sein Himmlisches Reich erweitern und die Erde miteinschließen.[5]
Zeugen Jehovas glauben, die Toten werden nach und nach zu einem "Tag des Gerichts" wieder erweckt, der tausend Jahre dauert und dass dieses Gericht auf ihren Taten nach der Auferstehung beruht und nicht auf den vergangenen Taten. Am Ende der tausend Jahre wird eine abschließende Prüfung stattfinden, wenn Satan zurück gebracht wird, um die perfekte Menschheit irrezuführen und das Endresultat wird eine völlig geprüfte, verherrlichte menschliche Rasse sein.[6]
Wie sieht diese Interpretation von den "letzten Tagen" im Vergleich zum Islam aus? Der wichtigste und offensichtlichste Unterschied ist, dass der Islam weder ein Datum voraussagt, an dem die letzten Tage beginnen, noch ein Datum für den Tag der Wiedererweckung; nur Gott weiß, wann das sein wird.
"Die Menschen befragen dich über die Stunde. Sprich: "Das Wissen um sie ist allein bei Gott", und wie kannst du (das) wissen? Vielleicht ist die Stunde nahe." (Quran 33:63)
"Wahrlich, die Stunde kommt bestimmt. Ich halte sie fest verborgen, auf daß jede Seele nach ihrem Bemühen belohnt werde." (Quran 20:15)
"Sprich: "Niemand in den Himmeln und auf Erden kennt das Verborgene außer Allah; und sie wissen nicht, wann sie wiederauferweckt werden." (Quran 27:65)
Ein weiterer eklatanter Unterschied ist das Konzept des Letzten Tages, während Christen und Pseudo-Christen an einen schließlichen Kampf zwischen gut und böse glauben, als Armageddon bekannt, gibt es so etwas im Islam nicht. Der Islam lehrt, dass die gegenwärtige Welt mit einem definitiven Anfang geschaffen wurde und ein definitives Ende haben wird, gekennzeichnet durch eschatologische Ereignisse. Diese Ereignisse beinhalten die Wiederkehr von Jesus. Die historische Zeit wird zu Ende gehen und sie wird von einer Wiedererweckung der gesamten Menschheit und einem abschließenden Gericht gefolgt werden.
Im 3. Teil werden wir andere Ansichten diskutieren, die dem Islam zu ähneln scheinen, aber über kein Grundkonzept verfügen, das für Muslime akzeptierbar wäre. Wir werden auch einen kurzen Blick darauf werfen, warum diese Ansichten dazu geführt haben, dass zahlreiche christliche Konfessionen den Anspruch der Zeugen Jehovas, eine christliche Gruppe zu sein, ablehnen.
Fußnoten:
[1] (http://www.opc.org/qa.html?question_id=176)
[2] (http://www.watchtowerinformationservice.org/doctrine-changes/jehovahs-witnesses/#8p1)
[3] Ibid.
[4] Der abschließende Kampf zwischen gut und böse, den die meisten christlichen Konfessionen vertreten.
[5]The Watchtower, various editions, including May 2005, May 2006 and August 2006.
[6] Ibid.
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