Aus einem Feind wird ein Freund
Beschreibung: Ein erbitterter Feind des Propheten wird durch die Gnade, die ihm als Gefangener entgegengebracht wurde, zu einem, der ihn zutiefst liebt.
- von Abdul-Wahid Hamid
- Veröffentlicht am 16 Aug 2010
- Zuletzt verändert am 28 Aug 2010
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Im sechsten Jahr nach der Hijra (der Auswanderung nach Medina) entschloss sich der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, den Kreis seiner Mission auszuweiten. Er schickte acht Briefe an Herrscher auf der arabischen Halbinsel und den angrenzenden Gebieten, um sie zum Islam einzuladen. Einer dieser Herrscher war Thumamah ibn Uthal. Thumamah ibn Uthal al-Haniefi war einer der mächtigsten arabischen Herrscher in der vor-islamischen Zeit gewesen. Dies war nicht weiter verwunderlich, war er doch der Anführer der Banu Haniefah und einer der Herrscher von Al-Yamamah, dessen Wort niemand zu bestreiten oder sich seinem Befehl zu widersetzen wagte.
Als Thumamah den Brief des Propheten erhielt, wurde er wütend und wies ihn zurück. Er lehnte es ab, der Einladung zur Wahrheit und Güte Gehör zu schenken. Mehr noch, er verspürte ein starkes Verlangen, loszugehen und den Propheten zu töten und dessen Mission mit ihm zu begraben.
Thumamah wartete auf einen passenden Zeitpunkt, um seinen Plan gegen den Propheten auszuführen, bis die Vergesslichkeit ihn schon das Interesse daran verlieren ließ. Einer seiner Onkel aber erinnerte ihn an sein Vorhaben, indem er ihn für das, was er zu tun beabsichtigte, lobte.
Bei der Verfolgung seiner schlechten Pläne gegen den Propheten, traf Thumamah auf eine Gruppe von Gefährten des Propheten und tötete sie. Der Prophet erklärte ihn daraufhin zu einem gesuchten Mann, der, wenn er gesehen wurde, zu Recht getötet werden konnte.
Nicht lange später entschloss sich Thumamah, Umrah (die kleine, besuchsweise Pilgerfahrt) zu unternehmen. Er wollte Tawaf (die Umrundung) um die Kaaba machen und den dort stehenden Götzen huldigen (die Menschen von mekka hatten vor der Ankunft der Muslime hunderte von Götzen in der Kaaba aufgestellt). Also verließ er al-Yamamah, um nach Mekka zu reisen. Da sein Weg an Medina vorbei führte, fand ein Vorfall statt, den er nicht erwartet hatte.
Gruppen von Muslimen patroullierten die Vororte von Medina und die äußeren Gebiete und hielten nach Fremden Ausschau oder nach jedem, der Unruhe stiften wollte. Eine dieser Gruppen traf auf Thumamah und nahm ihn gefangen, aber sie wußten nicht, wer er war. Sie brachten ihn nach Medina und banden ihn an eine der Säulen in der Moschee. Sie warteten darauf, dass der Prophet selbst den Mann befragen und entscheiden würde, was mit ihm geschehen sollte.
Gerade als er dabei war, die Moschee zu betreten, sah der Prophet Thumamah, daher fragte er seine Gefährten.
“Wisst ihr, wen ihr gefangen genommen habt?”
„Nein, Gesandter Gottes”, antworteten sie.
“Das ist Thumamah ibn Uthal al-Haniefi”, sagte er. “Ihr habt gut daran getan, ihn zu fangen.”
Da kehrte der Prophet nach Hause zu seiner Familie zurück und sagte:
“Sammelt so viel Essen, wie ihr könnt und schickt es Thumamah ibn Uthal.”
Dann ordnete er an, dass sein Kamel gemolken werden sollte, um ihn mit Milch zu versorgen. Dies alles geschah, noch bevor er Thumamah getroffen oder mit ihm gesprochen hatte.”
Dann näherte sich der Prophet Thumamah in der Hoffnung, dass er ihn überzeugen könne, Muslim zu werden.
“Was hast du für dich zu sagen?” fragte er.
“Wenn du mich zur Vergeltung töten willst”, antwortete Thumamah, “so hast du jemanden Edlen Blutes zu töten. Wenn du mir aus deiner Güte heraus vergeben möchtest, werde ich mich dankbar erweisen. Wenn du Lösegeld willst, werde ich dir den Betrag geben, den du verlangst.”
Da ließ ihn der Prophet zwei Tage warten, aber er versorgte ihn immer noch mit Essen und Trinken und Milch von seinem Kamel. Dann kam der Prophet wieder zu ihm und fragte:
“Was hast du für dich zu sagen?”
Thumamah wiederholte, was er bereits ein paar Tage zuvor gesagt hatte. Der Prophet verließ ihn darauf und kam am folgenden Tag zu ihm zurück.
“Was hast du für dich zu sagen?”
Er fragte wieder und Thumamah wiederholte, was er den vorigen Tag auch gesagt hatte. Dann wandte sich der Prophet seinen Gefährten zu und sagte:
“Laßt ihn frei.”
Thumamah verließ die Moschee des Propheten und ritt hinaus zum Pfad nach Mekka, bis er an einen Wald von Palmen in den Außenbezirken Medinas, in der Nähe von Al-Baqi kam (einen Ort mit üppiger Vegetation, der später zum Friedhof vieler Gefährten des Propheten wurde). Er tränkte sein Kamel und nahm selbst ein Vollbad. Dann machte er sich auf den Rückweg zur Moschee des Propheten. Dort stand er vor den versammelten Muslimen und sagte:
“Ich bezeuge, dass es keinen wahren Gott gibt außer Allah und ich bezeuge, dass Muhammad Sein Diener und Sein Gesandter ist.”
Er ging daraufhin zum Propheten und sprach:
“O Muhammad, bei Gott, es hat auf der Erde nie ein Gesicht gegeben, das ich mehr verabscheut habe als deines. Jetzt ist dein Gesicht mit das Liebste von allen. Ich habe einige deiner Männer getötet”, fuhr er fort, “ich stehe in deiner Gnade. Was du willst, geschehe mit mir.”
“Du bist jetzt nicht mehr zu tadeln, Thumamah”, antwortete der Prophet. “Muslim werden löscht die vergangenen Taten aus und kennzeichnet einen neuen Anfang.”
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