Lynda Fitzgerald, Ex-Katholikin, Irland (teil 1 von 4)
Beschreibung: Weil sie sich einsam fühlte und etwas Neues im Leben wollte, nimmt Lynda einen Job in Saudi Arabien an.
- von Lynda Fitzgerald
- Veröffentlicht am 19 Aug 2013
- Zuletzt verändert am 19 Aug 2013
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Einleitung
Lynda Fitzgerald, jetzt als Khadija bekannt, ist ein irisches Mädchen aus einer Stadt namens Wicklow, in der Nähe von Dublin. Sie stammt von einer streng römisch-katholischen Familie, die aus neun Kindern bestand. Ihr Vater ist Elektriker und ihre Mutter Hausfrau.
Lynda wurde in Wicklow ausgebildet und ging dann zum Sekretariats - College. Sie hat neun Jahre in Dublin gearbeitet.
Khadija, wie sie jetzt genannt wird, konvertierte zum Islam, nachdem sie nach Saudi Arabien gekommen war. Sie berichtet in diesem Artikel über die Ereignisse, die sie in dieses Heilige Land gebracht haben und die sie auf den richtigen Weg geführt haben. Möge Gott sie segnen.
Wie ich nach Saudi Arabien gekommen bin
Ich war in einem Klub für junge Leute. Wir haben uns jeden Montag getroffen und sind dann zum Pub gegangen. Manchmal ging ich mit, doch meistens ging ich nach dem Treffen nach Hause. Eines Abends hatte ein neues Mädchen im Klub angefangen, und ich beschloss, zum Pub mitzugehen und mit ihr zu reden, damit sie sich Willkommen fühlt. Es stellte sich heraus, dass sie für eine Agentur arbeitete, die für Saudi Arabien anwarb. Sie begann, mir davon zu erzählen. Ich war fasziniert. Ich hatte vorher nur wenig von Saudi Arabien gehört. Als die Nacht verging, wurde ich immer interessierter und zu der Zeit, als ich den Pub verließ, wollte ich wirklich nach Saudia.
Ich bewarb mich um einen Job in jenem Jahr, 1993, aber ich bekam keinen. Also dachte ich nicht weiter daran. Ich ging Weihnachten nach Hause und war sehr gelangweilt, da entschloss ich mich, dass ich mit meinem Leben etwas anderes anfangen müsse. Alle meine Freundinnen hatten Freunde oder waren verheiratet und hatten sich anderen Dingen zugewandt. Ich fand mich plötzlich ohne Bindungen. Als ich nach Weihnachten in die Stadt zurückkehrte, rief ich dieses Mädchen von der Agentur an und bat sie, mir irgendeinen Job in Saudi Arabien zu geben, der reinkam. Sie sagte: „Du wirst es nicht glauben. Ich habe eben gerade ein Fax vom Security Forces Hospital erhalten, die suchen eine Sekretärin.“ Am 15.März 1994 war ich hier.
Meine ersten Eindrücke vom Islam
Wenn du nach Saudi Arabien kommst, ist das erste, das dir die Westler erzählen, wie furchtbar die Muslime sind, wie schlecht sie ihre Frauen behandeln, wie sie alle hinaus gehen zum beten und stundenlang nicht zurück kommen, wie sie alle nach Bahrain reisen, um zu trinken und sich Frauen zu nehmen. Du bist gleich von Anfang an voreingenommen … und du denkst, das ist Islam. Unglücklicherweise versäumen viele Westler, dies zu sehen.
Wie ich diese Ansicht änderte
Was mich betrifft, ich war von Anfang an neugierig. Ich sah, wie die Menschen in der Moschee beteten, und ich dachte, es wäre großartig einen so starken Glauben zu haben, um Gott so viel anzubeten. Ich sah Broschüren herum liegen und nahm sie in die Hand, um sie zu lesen. Doch meine westlichen Freunde sagten: „Wieso willst du das lesen, sie versuchen nur, dich einer Gehirnwäsche zu unterziehen“, da war ich verlegen und hörte damit auf. Bald fing ich an, Arabisch-Unterricht zu nehmen und der Arabisch-Lehrer, ein Ägypter, beeindruckte mich wirklich sehr. Er war so anders als viele Muslime, die ich getroffen hatte. Sein Glaube war stark. Ich war freundschaftlich mit ihm, denn wir hatten auf der Arbeit Probleme mit einem muslimischen Jungen und ich brauchte jemanden, mit dem ich darüber reden konnte. Ich war verärgert und machte den Islam für alles verantwortlich, aber er war wirklich geduldig und erklärte mir die Dinge und half mir, zu erkennen, dass es nicht der Islam war und dass nicht alle Muslime sich derart benehmen.
Eine andere Sache, die dir Westler erzählen, ist, dass alle Muslime versuchen, dich zu konvertieren, und sie werden versuchen, eine Gehirnwäsche bei dir vorzunehmen. Also wirst du natürlich sehr misstrauisch, wenn irgendjemand versucht, mit dir über den Islam zu reden, baust du eine Mauer zwischen dir und ihnen auf, und du wirst ihnen nicht zuhören, egal was sie dir erzählen. Was Khaled betrifft, er sprach nie über den Islam, außer wenn ich das Thema als Erste ansprach oder wenn ich den Islam unrichtigerweise für etwas verantwortlich machte und gelegentlich griff ich ihn ungerechterweise an für etwas, das überhaupt nichts mit dem Islam zu tun hatte. Er blieb immer ruhig und war sehr geduldig, und es war sehr deutlich, dass er nur wollte, dass ich die Wahrheit erfahre, er wollte nur, dass ich erkenne, dass ich ungerecht und schlecht informiert war.
Dann war Ramadhan. Viele saudische Jungs jammerten auf der Arbeit „wir können Essen riechen, ihr solltet nicht im Büro essen, ihr solltet uns mehr Respekt entgegen bringen“. Ich konnte nicht verstehen, warum ich an meinem Schreibtisch nicht ein Glas Wasser haben sollte, nachdem sie angeblich Gott ein Opfer erbringen sollten, sollte ihnen das Glas Wasser auf meinem Schreibtisch nichts ausmachen. Der folgende Auszug aus meinem Tagebuch zeigt, wie ich mich beim Beginn des Ramadhan fühlte:
“Es ist Ramadhan. Meine Güte, was für ein Monat. Es ist so lästig. Du kannst noch nicht mal das Wort Essen erwähnen. Sie gehen alle wie mega-Märtyrer durch die Gegend und die meisten von ihnen arbeiten nicht einmal. Sie hatten nur sechs Stunden am Tag, also blieben sie die ganze Nacht auf und aßen und ließen uns anderen uns tagsüber wie komplette Heiden fühlen.”
Mein Freund Khaled versuchte, mir einiges zu erklären. Er sprach über Gebete spät in der Nacht und bemühte sich, besonders gut zu sein und keine schlechte Sprache zu benutzen oder [sich zu beschweren] oder schlecht über andere zu reden und dass man mehr Almosen geben soll. Er sagte, dass manche Westler versuchten, auch zu fasten, um zu sehen, wie das ist, und einige von ihnen mochten es so sehr, dass sie es in jedem Jahr taten. Eines Morgens stand ich auf und entschloss mich, dass ich fasten würde. Und so tat ich es. Ich erzählte keinem davon, nicht einmal Khaled, erstmal, aber dann hat er es durch Zufall selbst heraus gefunden.
An einem Tag ging ich, um ihn zu sehen, und er sagte, er habe etwas, von dem er wollte, dass ich es lese. Er brachte ein Qur´an-Exemplar, um mir eine Passage über Jesus (Friede sei mit ihm) zu zeigen und als er es in meine Hände legte, war es so, als legte er ein wertvolles Stück Kristall hinein. Ich fühlte Ehrfurcht. Ich wollte ihn nicht zurück geben, aber ich fühlte mich dumm und hatte Angst, er würde lachen, wenn ich ihm sagen würde, wie ich mich fühlte. Also gab ich ihn zurück, aber es brannte noch tagelang in mir drinnen, bis er Schließlich selbst zu mir sagte: “Warum liest du nicht den Qur´an?“ und es war, als würde ein Gewicht von meinen Schulter gehoben, und ich brachte ihn nach Hause und begann noch in dieser Nacht zu lesen.
Lynda Fitzgerald, Ex-Katholikin, Irland (teil 2 von 4)
Beschreibung: Nach der Lektüre des Qur´an fängt Lynda an, mit der Vorstellung von der Annahme des Islam zu kämpfen und verlässt ihre vorigen Glaubensansichten und Lebensweise.
- von Lynda Fitzgerald
- Veröffentlicht am 19 Aug 2013
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Der Qur´an
Zwei Dinge geschahen mir, während ich den Qur´an las. Erstens: ich las die folgende Sure (Sure II (Al Baqara - 21), und ich stoppte beim Lesen. Ich schloss meine Augen und dachte über Gott nach. Plötzlich überkam mich ein Gefühl von der Einheit Gottes, von der Erhabenheit Gottes. Ich konnte erkennen, dass Er keinen Grund dafür hatte, einen Partner zu haben. Ich konnte keinen dort mit Ihm sehen, auf derselben Stufe wie Er, warum sollte Er irgend jemanden brauchen. Er brauchte keinen, dessen war ich mir sicher. Ein fremdartiger Frieden kam über mich, und ich fühlte mich wirklich sicher, dass es keinen Gott gab außer Gott. Ich wünschte mir, das Gefühl würde für immer andauern, aber es ging nach ein paar Minuten.
Das Zweite war, als ich Sure Al Hajj (22-5) las. Wieder schloss ich meine Augen und hatte ein Bild von der Welt, unfruchtbar und neu geboren. Ich sah einen Erdhügel und ein Saatkorn, das zu einem Baum heran wuchs und ich dachte: „Woher kam dieser Samen?“ Woher kam alle diese verschiedenen Pflanzen, die du auf der ganzen Welt findest? Es konnte nur von Gott kommen. Wieder spürte ich den Frieden, und ich fühlte die Wunder Gottes.
Die Monate bevor ich konvertierte
Dies waren die schwersten und besten Monate meines Lebens. Manchmal war ich auf einer Höhe und manchmal fühlte ich mich völlig verzweifelt. Dies ist ein Auszug aus meinem Tagebuch im April:
“Etwas Seltsames geht mit mir vor, und ich weiß einfach nicht, wie ich mich fühlen soll, ob es etwas Gutes ist oder etwas Schlechtes, ob meine Vorstellung mit mir durchgeht oder ob ich einfach einer Gehirnwäsche unterzogen werde. Dann wieder könnte es richtig sein und das, was sein soll.
Die Sache ist die, ich habe den Islam studiert, und ich denke wirklich darüber nach, zu konvertieren – Gott stehe mir bei. Im Augenblick weiß ich einfach nicht, was ich denken soll, die ganze Angelegenheit schreckt den helllichten Tag aus mir. Ich hätte nie gedacht, dass mir etwas derartiges geschehen könnte. Ich wollte sicherlich nicht konvertiert werden. Ich hatte mich immer als Katholikin betrachtet, ich hatte immer an Gott geglaubt, und ich hatte immer geglaubt, dass Jesus der Sohn Gottes war. Nun stellte ich all das in Frage, ich stellte alles in Frage, was mir zu glauben beigebracht worden war, und meine gesamte Lebensweise.”
Ich dachte von der Zeit am Morgen, wenn ich aufstand, bis zum Abend, wenn ich nach Hause kam, an den Islam. Nach einer Weile überkam mich immer wenn ich den Adhan hörte, ein heftiger Wunsch zu beten, und am Anfang betete ich auf die herkömmliche christliche Art und Weise. Dann bat ich einen der Jungen auf der Arbeit, um ein Buch darüber, wie man betet und er gab mir eins. Ich las das Buch, sah die Leute im Fernsehen beten und stellte viele Fragen. Dann fing ich an zu beten. Noch immer wusste keiner davon, bis auf die Jungs bei der Arbeit. Der Ägypter und der Jordanier, der auch ein wirklich guter Muslim ist.
Anfangs betete ich, ohne meine Haare zu bedecken. Ich wusste nicht, dass dies erwartet wurde, und als es mir jemand erzählte, konnte ich mir nicht vorstellen, was der Grund dafür sein könnte. Ich hatte an einem Tag eine lange Diskussion mit Khaled bei der Arbeit darüber, aber ich konnte es immer noch nicht ergründen. Dann als ich an dem Abend nach Hause fuhr, ging ich, um den Bus zu erreichen, und ich bekam ein Gefühl für die Erhabenheit Gottes und wie klein und bedeutungslos ich doch bin, verglichen mit Ihm; ich fühlte mich so klein wie eine Ameise mit der ganzen Welt, die vor mir ausgebreitet liegt und ich wusste, dass ich meine Haare bedecken sollte, wenn ich bete, denn Er konnte jede Bewegung sehen, die ich machte, und ich hatte kein Recht dazu, stolz zu sein und ich sollte alles tun, um Ihn zufrieden zu stellen. Ich habe dann nie wieder daran gezweifelt, dass ich meine Haare beim Beten bedecken sollte.
Mein Tagebuch am 23 April 1995
“Nun, ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich tue. Manchmal scheint es so klar und deutlich zu sein, und ich denke: “Ja, ich glaube und möchte es hinausschreien.“ Dann zu anderen Zeiten fühle ich mich wirklich unsicher und voller Zweifel und Ängste, und ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Die Sache ist zwar, abgesehen von allem anderen, es ist eine wirklich gute Religion, der Qur´an ist sehr schön, und alles ist dort, - wie man sich benimmt, wie man betet, was man tun soll und was man nicht tun soll. Es gibt nichts dergleichen bei der katholischen Kirche, abgesehen von der Tatsache, dass sie sie von Zeit zu Zeit verändern, damit sie ihnen besser zusagt. Wenn du dieser Religion folgst, kannst du nicht böse sein, zu gar keinem. Du kannst nur freundlich und geduldig und tolerant sein, und du kannst Gott nie vergessen, denn du betest fünfmal täglich zu Ihm. Ich liebe es zu beten, ich habe es immer getan. Es hilft dir dabei, dich an all die guten Dinge zu erinnern, die du im Leben hast und woher sie kommen und daran, dass du dafür immer dankbar sein solltest. Das gibt deinem Leben Frieden.”
Manchmal war ich wirklich froh, dass ich dies alles über den Islam herausgefunden hatte und manchmal wünschte ich, ich hätte nie davon gehört, denn nun wusste ich, dass es die Wahrheit ist, mir wurde klar, dass ich keine andere Wahl hatte, als zu konvertieren, aber ich hing immer noch an meinem alten Leben; auch wenn ich das Alkoholtrinken und zu Partys gehen schon aufgegeben hatte, befürchtete ich, meine westlichen Freunde zu verlieren und die Vorurteile, die mir entgegen gebracht würden, sobald ich anfangen würde, meinen Kopf zu bedecken. Ich sprach so viele Male mit Khaled darüber, und jedes Mal sagte ich: “Ich würde nie den Mut haben, das Hijab zu tragen,” und er antwortete jedes Mal: “wenn Gott will, wirst du den Mut haben.”
Mein Tagebuch: Mein Problem ist, ich bin der geborene Feigling. Mir graut es beim Gedanken an die Reaktion anderer Menschen, wenn ich anfange, meinen Kopf zu bedecken. Wie könnte ich das je meiner Mutter erzählen oder Liz in Australien. Wie könnte ich nach Australien gehen oder sogar nach Irland und meinen Kopf bedecken. Ich denke nicht, dass ich es ertragen kann. Gott, gib mir Kraft.
Lynda Fitzgerald, Ex-Katholikin, Irland (teil 3 von 4)
Beschreibung: Lynda spricht über ihren inneren Kampf über das Tragen des Hijabs.
- von Lynda Fitzgerald
- Veröffentlicht am 26 Aug 2013
- Zuletzt verändert am 26 Aug 2013
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Meinen Job ändern
In meinem Krankenhaus hatte es einen Einstellungsstopp gegeben und dann im Juni öffneten sie plötzlich für Einstellungen und es gab zwei neue Jobs, die für mich in Frage kamen. Einer war in der Personalabteilung und ein anderer war in der Ausbildungs- und Trainingsabteilung. Ich hatte die Wahl zwischen beiden Jobs, und beide Direktoren drängten mich wirklich, in ihre Abteilung zu kommen. Wenn ich zur Personalabteilung ging, wäre ich mitten im Geschehen, ich würde über alles Bescheid wissen, was im Krankenhaus vor sich geht, und ich hätte größere Chancen, in Zukunft eine Gehaltserhöhung zu bekommen. Wenn ich in die Ausbildungsabteilung ging, wusste ich, dass die Wahrscheinlichkeit größer wäre, dass die Menschen heraus finden würden, dass ich Muslim bin, und dann würde ich anfangen müssen, meinen Kopf zu bedecken. Wochenlang sorgte und grämte ich mich, was ich tun solle. Plötzlich war es mir sehr wichtig, inmitten des Geschehens zu sein und zu wissen, was im Krankenhaus geschah und in einer so starken Position zu sein, doch immer noch hielt mich etwas zurück. Schließlich sagte mir mein jordanischer Freund, ich soll nach dem Gebet am Abend zwei Rakas zusätzlich beten und Gott um Rechtleitung bitten. Dies tat ich tagelang und es schien einfach nichts zu bringen. Ich denke, ich wusste, dass ich zur Ausbildungsabteilung gehen musste, aber in mir gab es einen konstanten Kampf; ich hatte Angst, dass die Leute es heraus fanden, ich hatte Angst, ihnen gegenüberzu treten, und Gedanken über die mächtige Stellung in der Personalabteilung krochen in meinen Kopf. Dann eines Abends las ich im Qur´an, und es fiel mir auf, dass mir alle diese Dinge nichts bedeuteten: Geld, Gerede, Macht. Sie hatten es nie getan. Warum also schienen sie mir jetzt so attraktiv, und ich dachte, das ist Schaitan, der versucht, mich davon zu überzeugen, denn er weiß, wenn ich in die Ausbildungsabteilung gehe, dann würde ich mehr Unterstützung haben, denn in dieser Abteilung waren mehr Muslime, und ich würde mehr in die Religion involviert werden. Und es kam mir vor, als hätte sich eine Wolke gelüftet, ich fasste meinen Entschluss und ich konnte kaum den nächsten Tag erwarten, damit ich meinem Boss die Entscheidung mitteilen könnte. Natürlich ging ich zur Ausbildungsabteilung.
Das Hijab tragen
Hierauf entwickelten sich die Dinge ziemlich schnell. Ich fing an, zur Moschee zu gehen und zu beten, und ich erhielt eine Menge Unterstützung in der Ausbildungsabteilung. Dann fand es mein Boss (der streng religiös ist), heraus und fing damit an, Druck auf mich auszuüben, meinen Kopf zu bedecken. Da musste ich ernsthaft drüber nachdenken. Ich wollte es nicht aus dem falschen Grund tun. Ich wollte es tun, weil ich dazu bereit bin, und wenn ich das weiss, dann setze ich es auf und werde es nie wieder absetzen. Dann als mein Boss Urlaub hatte, war der Druck weg, doch ich dachte immer noch die ganze Zeit darüber nach. Ich hatte immer Streitgespräche mit meinem Freund darüber und den Grund dafür, und ich war noch immer nicht überzeugt.
An einem Wochenende war ich im Hause eines Freundes, ein paar neue Mädchen waren angekommen, und ich sprach mit ihnen. Sie waren wirklich nett und ich fühlte, wir könnten Freunde werden, doch dann dachte ich, ´ok, neue Leute kommen und es wird nur immer schwerer und schwerer´. Möglicherweise wenn sie mich von Anfang an mit Hijab gesehen hätten, dann würden sie es akzeptieren und nicht so sehr hinterfragen. Ich entschloss mich, am nächsten Tag damit zu beginnen, es zu tragen. Hier ist ein Auszug aus meinem Tagebuch:
“So, ich denke, ich werde morgen meinen Kopf bedecken. Eine Hälfte von mir fühlt, dass es die richtige Zeit ist, die andere Hälfte schreit mich an, es nicht zu tun. Ich versuche, diese Hälfte zu ignorieren. Es ist einfach nur so schwer, zu wissen, was man tun muss. Was ist, wenn ich nach einem Tag oder nach einer Woche anfange, es zu hassen; oder wenn ich mir nach einer Woche oder nach einem Monat gewahr werde, dass ich einen Fehler gemacht habe? Es gibt kein zurück, wenn ich nicht jeglichen Respekt verlieren möchte. Wann werde ich jemals 100% sicher sein, wann werde ich jemals sicherer sein als jetzt. Ich muss diese Gelegenheit ergreifen; ich muss fest daran glauben, wenn Gott es will, dann werde ich es schaffen.
Jetzt habe ich eine Panikattacke. Hilfe! Glaube ich tatsächlich an diese Religion? Möchte ich wirklich mein Leben lang so leben? Möchte ich wirklich jede Nacht und jedes Wochenende allein verbringen? Hilfe! Hilfe! Hilfe! O Gott, warum ist es so schwer? Warum bin ich so ein Feigling? 29 Jahre bin ich alt und handle wie eine Fünfjährige. Wie habe ich in der Vergangenheit Entscheidungen getroffen, wenn ich es jetzt überhaupt nicht zusammenzukriegen scheine? Ich bin noch nicht einmal eine wirklich gute Person, ich muss hart arbeiten, um auch nur einigermaßen gut zu sein. Gerade jetzt, würde ich gern dieses Land verlassen, in eine Disko gehen, wild tanzen, mich betrinken, schreien, rufen und singen. Kann ich mir den Rest meines Lebens vorstellen und wissen, ich darf nicht trinken, ich kann keinen Freund haben, und ich kann nicht ohne Kopfbedeckung nach draußen gehen. Wenn Kate hier wäre, würde ich sie anrufen und sie bitten, mir eine Margerita zu machen. Aber sie ist nicht hier! Ich denke, die Teufel machen gerade Überstunden bei mir. Und die Leute denken, ich wäre eine sensible Person, weißt du. Das ist doch zum Lachen, oder?
Ich bin fest entschlossen, ich werde es tun. Wenigstens, wenn nichts anderes, werde ich zu Sinnen kommen und feststellen, was für eine Dumme ich bin, allenfalls werde ich zu der Erkenntnis kommen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe und dass ich auf dem richtigen Weg bin - inschaAllah [wenn Gott will].”
Ich habe in jener Nacht kein Auge zugemacht. Bis zur letzten Minute dachte ich, ich würde nicht den Mut aufbringen, es zu tun. Aber gerade bevor ich zur Tür hinaus ging, setzte ich es auf. Ich habe nie zurück geblickt.
Es war, als wären alle Zweifel dahin gegangen. Es war, als hätte Schaitan mich verlassen. Ich fühlte mich stolz. Ich fühlte mich, als ginge ich zehn Fuß hoch. Ich wollte, dass jeder weiß, dass ich Muslim bin. Ich war stolz darauf, Muslima zu sein. Ich wusste, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte und dass ich sie niemals bereuen werde. Subhan Allah [Gepriesen sei Gott], Er hat es mir leicht gemacht.
Lynda Fitzgerald, Ex-Katholikin, Irland (teil 4 von 4)
Beschreibung: Lynda nimmt schließlich den Islam an und spricht über einige interne Konflikte, die sie bewältigen musste, nach dem sie dies getan hatte.
- von Lynda Fitzgerald
- Veröffentlicht am 26 Aug 2013
- Zuletzt verändert am 26 Aug 2013
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Konvertieren
Zwei Wochen später ging ich zum Dawa-Zentrum. Ich fürchtete mich wirklich, und ich hatte Angst, etwas Falsches zu sagen. Mein Freund Khaled und seine Frau brachten mich, und es war sehr emotional. Zum Schluss hatten alle von uns Tränen in den Augen, und ich weinte auf dem ganzen Weg nach Hause im Auto.
Up to Date
Noch immer war nicht alles so, wie es sein sollte. Bei der Veränderung meiner Lebensweise war ich ein völliger TV Anhängiger geworden. Mein ganzes Leben kreiste nun um Gebet und TV am Abend. Darüber war ich nicht glücklich, aber ich war zu faul, um etwas zu verändern. Ich versuchte, meine islamischen Bücher zu lesen, aber ich fühlte, dass ich einfach nicht mehr konnte. Dann machten Gerüchte im Krankenhaus über mich die Runde und kamen wieder bei mir an. Das regte mich wirklich auf, denn ich hasste es, Gegenstand der Neugier eines jeden zu sein, und ich hasste es, die Wucht von übler Nachrede und Gerüchte zu sein. Ich kam eines Abends von der Arbeit nach Hause zurück, und fühlte, dass ich einfach nicht mehr konnte. Ich hasste es, hereinzukommen und die ganze Nacht TV zu sehen und mit keinem zu sprechen und die Wochenenden waren reine Alpträume für mich. Ich würde das ganze Wochenende keinen sehen. Ich fühlte mich verlassen und allein. Die Zeit für das Ischagebet kam, und ich wollte es nicht verrichten. Dies war mir noch nie passiert, und es bestürzte mich. Ich weinte zwei Stunden ununterbrochen.
Am nächsten Tag waren meine Augen richtig geschwollen, und ich weinte den ganzen Tag immer wieder. Khaled fragte mich, was los sei, und zuerst konnte ich es ihm nicht sagen, weil ich mich so schämte, obwohl ich das Gebet verrichtet hatte, denn ich wusste, ich musste es tun. Schließlich erzählte ich es ihm, und er versicherte mir, sogar er fühlte sich manchmal so, und ich sollte mich deshalb nicht schlecht fühlen oder besorgt sein. Was mir fehlte, sei eine Veränderung in meiner Lebensweise, Tennis spielen, Einkaufen gehen, ein Buch zu lesen. Ich argumentierte, das würde nicht helfen, ich bräuchte jemanden zum Reden, ich wäre immer noch einsam.
An diesem Abend ging ich nach Hause und fühlte mich wirklich verloren, ich fühlte, ich könne einfach nicht so weiter machen. Nach meinem Gebet warf ich mich nieder und betete wirklich : “Bitte Gott, lass mich dich nicht verlieren, bitte lass mich dich nicht verlieren.“ Ich setzte mich hin und wandte mich den kurzen Versen am Ende des Qur´an zu, und ich fand At-Takathur, und nachdem ich sie gelesen hatte, wurde mir klar, dass ich alle diese Dinge aufgeben musste, an denen ich hing, wie TV und mir Gedanken über die Menschen zu machen und was sie über mich denken. Ich musste lernen, diese Dinge aufzugeben. Und ich fühlte, wie alle diese Sorgen mich verließen, als würden sie aus meinem Rücken heraus kommen und davon schweben.
Am nächsten Tag beim Fagr als ich mein Gebet beendet hatte, hatte ich das Gefühl, ich sollte meine Hände vor mir erheben und Dua machen. Ich hatte andere Menschen es so machen gesehen, aber nie verstanden, wozu es gut war. Ich streckte meine Hände und betete zu Gott, mir dabei zu helfen, und dabei, eine bessere Person zu werden. Dann legte ich meine Hände auf mein Gesicht und spürte ein Kribbeln und ein Wohlbefinden und Frieden, das lange anhielt. Ich fürchtete, es würde weggehen, wenn ich mich bewege. Aber das tat es nicht.
An jenem Tag hatte ich bei der Arbeit einen Besuch von einem Mitarbeiter aus der Computerabteilung – Anwer. Ich hatte ihn noch nie zuvor getroffen, aber er hatte von mir gehört. Er erzählte mir von der Rajhi -Moschee und dass es dort freitags Vorträge auf englisch gäbe. Ich beschloss, dass ich am nächsten Freitag dorthin gehen wollte. In dieser Woche sah ich kein TV, und ich spielte Tennis und dann fragte ich einen unserer Fahrer, dem ich vertraute, ob er mich zu der Moschee bringen konnte.
Freitagmorgen wurde ich sehr nervös und in letzter Minute fühlte ich, dass ich nicht gehen wollte. Was ist, wenn ich zur falschen Moschee gehe, was ist, wenn ich alles falsch machte? Genau als ich zur Tür hinaus ging, betete ich zu Gott, mich zu leiten und alles gut ausgehen zu lassen. Und es ging alles gut aus. Ich traf die Sameers, eine ausgebürgerte Familie aus Sri Lanka, die in Saudi Arabien lebte und arbeitete, meine neue Familie, und sie nahmen mich mit zu sich nach Hause und behandelten mich wie eine von ihnen. Möge Gott sie segnen und belohnen, und ich danke Ihm jeden Tag dafür, dass Er sie gewählt hat und mich sie treffen lassen hat.
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